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Baresi ist Milans Lieblingssohn

Franco Baresi war und ist beim AC Milan der absolute Liebling der Fans. uefa.com sprach mit dem ehemaligen Weltklasse-Verteidiger über Vergangenheit und Gegenwart.

Franco Baresi ist kein Mann großer Worte. Dennoch war er eine der tragenden Säulen in der erfolgreichsten Mannschaft des AC Milan. Titel und Auszeichnungen sind für ihn keine Seltenheit. Seit seinem Karriereende wird bei Milan sein Trikot mit der Nummer 6 nicht mehr vergeben. 1999 wählten ihn die Fans der Rossoneri zudem zu Milans Spieler des Jahrhunderts. Als er unlängst im San Siro von den Tifosi frenetisch gefeiert wurde, ging dies nicht spurlos an ihm vorüber.

"Die schönsten Momente"
Baresi wurde von der UEFA anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Pokals der europäischen Meistervereine ausgezeichnet. Als er bei diesem Anlass den Rasen betrat, feierten ihn die Fans minutenlang. Am gleichen Abend wurden auch Cesare und Paolo Maldini, Carlo Ancelotti sowie Clarence Seedorf geehrt, doch bei keinem war der Jubel der Anhänger so groß wie bei dem legendären Innenverteidiger. "Die UEFA-Wettbewerbe haben eine wichtige Rolle in meiner Karriere gespielt", sagte Baresi im Interview mit uefa.com. "Die schönsten Momente in meiner Laufbahn waren der erste Gewinn des Europapokals und des Europa/Südamerika-Pokals. Es ist eine tolle Erfahrung, wenn einem bewusst wird, dass man in der besten Mannschaft der Welt spielt."

Überragender Abwehrchef
Baresi war ein überragender Abwehrchef und einer von wenigen Spitzenspielern, die ihre gesamte Laufbahn bei nur einem Verein verbracht haben. Fast 20 Jahre lang spielte er in Milans Verteidigung. In dieser Zeit gewann er mit dem Team den Europapokal, spielte aber auch Anfang der 80er für zwei Jahre in der Serie B. Mit Baresi in der Abwehr setzte sich Milan im Europapokal-Finale 1989 mit 4:0 gegen den FC Steaua Bucuresti durch und gewann im folgenden Jahr das Endspiel gegen SL Benfica. 1994 fehlte Baresi beim 4:0-Finalsieg über den FC Barcelona wegen einer Sperre. "Ich habe an diesem Abend nicht gespielt, aber es war eine unserer besten Leistungen. Wir waren ein großartiges Team."

Schicksalsschläge
Vielleicht waren es Schicksalsschläge, die ihn zu so einem so kompromisslosen Verteidiger werden ließen. Baresis Mutter starb, als er 13 Jahre alt war, vier Jahre später verstarb auch sein Vater. Als Junge wurde er vom FC Internazionale Milano abgewiesen, die Nerazzurri nahmen stattdessen lieber seinen Bruder Giuseppe unter Vertrag. Wie Franco spielte auch Giuseppe für Italien, und wie Franco arbeitet auch Giuseppe mittlerweile im Jugendbereich - bei Inter. Doch nur Franco eroberte die Herzen der italienischen Fans. Die Tatsache, dass er eine Verletzung in Rekordzeit auskurierte, um bei der FIFA-Weltmeisterschaft 1994 zu spielen, war typisch für ihn. Dagegen waren die Tränen, die er nach seinem verschossenen Elfmeter im Finale gegen Brasilien weinte, eher untypisch. Baresi wurde von Teamkollegen, Gegnern und Schiedsrichtern respektiert. Er stellte wie kein zweiter die Abseitsfalle und war ein Abwehrspieler der absoluten Weltklasse.

Stolzer Jugendtrainer
1997 hängte Baresi seine Schuhe an den Nagel und wurde Trainer. Alle zwei Wochen sitzt er auf der Bank des 700 Zuschauer fassenden Campo G Battista Re-Stadions in Settimo Milanese und betreut Milans Primavera-Jugendteam. Das San Siro liegt nur ein paar Kilometer entfernt, doch das kleine Stadion, über dessen Rasen Baresis Stimme ertönt, ist eine komplett andere Welt. Baresi fühlt sich wohl in seiner neuen Umgebung. "Ich mag die Arbeit mit den jungen Spielern", sagte er. "Einem Champion kann man nicht viel beibringen, aber einen Jugendlichen kann man enorm nach vorne bringen. Aber vor allem liebe ich es, für Milan zu arbeiten. Ich sehe keinen anderen Ort für mich als diesen hier."

"Fantastischer Fußballer"
Baresis Schützlinge können sich ein Beispiel an einer Legende nehmen. Auch er selbst nahm in seiner aktiven Zeit Ratschläge von Fußballgrößen an. "Ich hatte in meiner Karriere viele gute Trainer, aber am meisten habe ich von [Nils] Liedholm, [Arrigo] Sacchi und [Fabio] Capello gelernt. Sie waren alle verschieden in ihrer Art, aber allesamt Große ihrer Zunft." In der laufenden Saison haben ihn zwei Teams und zwei Spieler besonders beeindruckt. "Chelsea ist in der Abwehr bärenstark und gut organisiert. Es ist sehr schwer, gegen sie ein Tor zu schießen. Vor allem [John] Terry ist ein großartiger Verteidiger." Im Angriff sieht er am liebsten Barcelona zu. "Mir gefällt ihr Offensivfußball. Ronaldinho ist ein fantastischer Fußballer. Es macht Spaß, ihm beim Spielen zuzusehen."

Duell mit Bayern
In der Serie A läuft es für Milan derzeit nicht so gut, doch Baresi ist zuversichtlich, dass die Rossoneri im UEFA Champions League-Achtelfinale gegen den FC Bayern München wieder zu alter Stärke finden. "Milan hat schon schwierigere Situationen überstanden. Die Mannschaft ist stark genug, um die Champions League zu gewinnen. Milan spielt meiner Meinung nach neben Barcelona den besten Fußball in Europa. Milan gegen Barcelona wäre im Mai das bestmögliche Finale." Sollte es dazu kommen, dürften Ronaldinho und Co. jedenfalls froh sein, dass der kompromisslose Baresi seine aktive Karriere bereits beendet hat.