Workshop der technischen Direktor/-innen: Wie sehen Spieler/-innen der Zukunft aus?
Montag, 6. Oktober 2025
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Tagung für Fachleute aus allen 55 UEFA-Mitgliedsverbänden in Zürich zum Thema Elitenachwuchsförderung
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Der Elitefußball entwickelt sich rasant weiter und die Ansprüche auf physischer, taktischer und technischer Ebene werden immer höher.
Spielerinnen und Spieler sowie die Coaches müssen sich an ein immer schnelleres Tempo und eine steigende Qualität im Fußball anpassen – doch wie können Nationalverbände dafür sorgen, dass der Nachwuchs für die Zukunft gerüstet ist?
Diese Woche kamen die technischen Direktorinnen und Direktoren sowie Fachleute im Nachwuchsbereich aus den 55 UEFA-Mitgliedsverbänden in Zürich zusammen, um dieser Frage nachzugehen sowie Ideen und Erfahrungen mit Blick auf die Gestaltung der Zukunft der Elitenachwuchsförderung in ganz Europa auszutauschen.
Gemeinsamer Ansatz
„Der Austausch zwischen der UEFA und den Nationalverbänden ist von entscheidender Bedeutung. Deshalb sind Veranstaltungen wie diese eine wichtige Gelegenheit für alle Beteiligten, um ihre Visionen zu teilen“, sagte Olivier Doglia, UEFA-Bereichsleiter Fußballentwicklung. „Es ist wichtig, dass wir uns die Ideen anhören und dann als Team mit unseren Interessenträgern zusammenarbeiten, um maßgeschneiderte Unterstützung anzubieten, damit junge Talente in ganz Europa ihr Potenzial voll ausschöpfen können.“
Die Nationalverbände unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Kultur sowie ihrer Strategien und Ressourcen. Daher bietet der Workshop eine einmalige Gelegenheit, voneinander zu lernen.
„Es ist wirklich nützlich, sich hier mit den anderen Verbänden und der UEFA zu treffen, um zu besprechen, wie wir den Fußball weiterentwickeln können“, sagte der technische Direktor des niederländischen Verbands, Nigel de Jong. „Wir müssen alle in die Zukunft blicken und es ist großartig, die verschiedenen Standpunkte von Verbänden, die unterschiedliche Herausforderungen meistern müssen, kennenzulernen.“
Weltmeister und UEFA-Champions-League-Sieger Sami Khedira, mittlerweile strategischer Berater der UEFA für Spielerentwicklung, ist davon überzeugt, dass der Dachverband in dieser Hinsicht eine zentrale Rolle einnimmt: „Jedes Land hat andere Gegebenheiten und Bedürfnisse. Die UEFA ist da, um alle zu unterstützen und Probleme mit maßgeschneiderter Hilfe anzugehen. Unsere Rolle besteht darin, ein Partner zu sein, der in einer engen, vertrauensvollen Zusammenarbeit Erfahrungen und Wissen austauscht.“
Finnlands neuartiger Ansatz
Der Finnische Fußballverband (SPL) gehört zu den kleineren Fußballverbänden Europas und hat ein einzigartiges Modell entwickelt. Letztes Jahr wurden die Trainerteams der Elitejuniorinnen und -junioren zu einer Einheit zusammengelegt, um eine einheitliche Vorgehensweise und gemeinsame Spielgrundlagen zu fördern. Dies soll letztlich zu besseren Spielerinnen und Spielern, Teams und Coaches führen.
„Wir sind ein kleines Land mit wenig Ressourcen. Deshalb müssen wir effektiv und effizient arbeiten, die Kompetenzen unserer Fachleute weiterentwickeln und dafür sorgen, dass Nationaltrainerinnen und -trainer ihr Wissen untereinander austauschen“, erklärte die Leiterin der Juniorinnen- und Junioren-Nationalteams des SPL, Marianne Miettinen.
„Wir coachen keine Geschlechter, sondern Menschen. Es gibt nur einen Fußball und auch nur einen Ball. Deshalb gibt es keinen Grund, weshalb man die Entwicklungsstrukturen für Jungen und Mädchen nicht auf dieselbe Art angehen kann. Unsere Coaches arbeiten alle zusammen. So fungiert der Chefcoach der U15-Juniorinnen als Assistent der U16-Juniorenauswahl und umgekehrt.“
Nicht nur Spieler/-innen, sondern Individuen unterstützen
Ein zentrales Anliegen der UEFA-Entwicklungsphilosophie ist der Ansatz, Spielerinnen und Spieler an die erste Stelle zu setzen. Dabei geht es darum, das Selbstvertrauen zu fördern sowie die Motivation, das emotionale Wohlbefinden und die technischen Fähigkeiten der Athletinnen und Athleten zu stärken.
„Es geht darum, sich für den Menschen hinter der Spielerin oder dem Spieler zu interessieren, ihnen zuzuhören und sie zu unterstützen, insbesondere wenn sie Probleme haben“, erklärte Khedira. „Als Nachwuchsspieler hatte ich fantastische Coaches. Ich denke, das ist entscheidend. Es muss in allen Altersgruppen Fachleute geben, die verstehen, was die Spielerinnen und Spieler in jeder Phase brauchen, und die dafür sorgen, dass die Spieler und Spielerinnen im Mittelpunkt stehen, dass die Coaches ihre Aufgabe verstehen und sich selbst nicht wichtiger nehmen als die Spielerinnen und Spieler. Mit 17 hatte ich eine schwere Knieverletzung. Der Trainer der deutschen U19-Auswahl, Horst Hrubesch, rief mich fast jeden Tag an, um mich nach meinem Befinden zu erkundigen und sicherzustellen, dass ich alles hatte, was ich brauchte. Er hat an mich geglaubt und mir vertraut. Das hat mir wirklich viel bedeutet.“
Weitere Diskussionspunkte waren die Rolle von Trainerinnen und Trainern in der Verletzungsprävention und die Gestaltung von Trainingseinheiten zur Erreichung physischer Höchstleistungen, Formate von Nachwuchswettbewerben und Techniken zur Überbrückung des Übergangs zwischen Nachwuchs- und A-Teams.
Extending the invitation
Dank des Programms UEFA Together, in dessen Rahmen Wissen und Expertise mit den UEFA-Schwesterkonföderationen ausgetauscht wird, wurden auch Nationaltrainer/-innen, technische Direktor/-innen und führende Kräfte aus dem Frauenfußball weltweit zu der Veranstaltung eingeladen, um Kontakte zu ihren europäischen Kolleginnen und Kollegen zu knüpfen und voneinander zu lernen.