Aleksander Čeferin zum zehnjährigen Bestehen der UEFA-Stiftung für Kinder
Dienstag, 29. April 2025
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Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der UEFA-Stiftung für Kinder beurteilt UEFA-Präsident Aleksander Čeferin, Vorsitzender des Stiftungsrats, den weitreichenden Einfluss der Organisation.
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Was bedeutet Ihnen die UEFA-Stiftung für Kinder?
Aleksander Čeferin: Mit der Arbeit unserer Stiftung senden wir ein starkes Signal aus. Millionen von Kindern weltweit benötigen Hilfe und wir dürfen sie nicht im Stich lassen. Dieses Engagement geht über unsere Arbeit im Bereich soziale Verantwortung hinaus. Es geht darum, sich für die Schwächsten einzusetzen und den Fußball als Impuls zu nutzen, um Menschen zu motivieren, zu inspirieren und zu stärken.
Was sind die größten Errungenschaften der Stiftung in den letzten zehn Jahren?
In nur zehn Jahren konnten wir mit unserer Arbeit fast fünf Millionen Kinder erreichen, die unter schwierigen und prekären Bedingungen leben. Durch 500 Projekte in fast 140 Ländern hat die Stiftung in verschiedensten benachteiligten Gegenden Hoffnung geweckt, Freude gebracht und einen echten Wandel bewirkt. Wir sind stolz auf unsere globale Reichweite, für uns ist das aber nur ein Anfang.
Gibt es aus Ihrer Sicht unvergessliche Momente oder Projekte, die für Sie herausstechen?
Zwei Erinnerungen werden mir bleiben, beide sehr emotional. Zum einen der Besuch des Flüchtlingslagers Zaatari. Es war bedrückend zu sehen, wie diesen Kindern alles genommen wurde, was ein Kind haben sollte – einschließlich der Hoffnung. Dennoch legten sie viel Freude und Leidenschaft an den Tag, als es um den Fußball ging.
Zum anderen der Besuch der Aliguma Foundation in Uganda – dort habe ich mit eigenen Augen erlebt und war sehr berührt, dass der Fußball auch Ausdruck des Mitgefühls und der Widerstandsfähigkeit der Menschen vor Ort ist.
Beide Ereignisse haben mich zutiefst geprägt. Diese Kinder haben so wenig, doch sie lächeln, spielen, singen, tanzen. Und vor allem haben auch sie Träume. In der entwickelten Welt ist das ein eher seltener Anblick und zugleich stimmt es mich nachdenklich, denn Freude und Glück kommen von innen heraus.
Der UEFA-Superpokal ist ein wichtiger Anlass für die Stiftung geworden – im Laufe der Jahre haben Sie inspirierende junge Menschen getroffen.
Absolut. Ich erinnere mich noch, wie Loukia, ein blindes Mädchen, das wir beim Superpokal in Athen getroffen haben, außerordentlich couragiert war. Oder Oliwia, eine junge Amputierte, die wir in Warschau getroffen haben, hat uns alle mit ihrer Kraft und Entschlossenheit beeindruckt.
Außerdem erinnere ich mich an Ali Turganbekow, einen Jungen aus Kasachstan, der ohne Beine geboren wurde und mit mir in Istanbul die Medaillen überreichte. Mir gegenüber sagte er, dass er für sein Land die paralympische Medaille im Schwimmen gewinnen wird. Und soweit ich das mitbekommen habe, ist er auf dem besten Weg dahin. Von diesen Kindern und ihrem Mut können wir viel lernen.
Sind solche Aktivitäten der Stiftung auch bei anderen UEFA-Veranstaltungen und -Endspielen geplant?
Ja, auf jeden Fall. Diese Bemühungen sollen auf weitere Veranstaltungen und Endspiele ausgeweitet werden. Wir möchten sicherstellen, dass der Geist der Stiftung überall dort strahlt, wo der Fußball uns zusammenbringt.
Was hat Ihnen der Fußball als Kind bedeutet?
Als Kind hat mir der Fußball Freude, Freundschaften und ein starkes Zugehörigkeitsgefühl geschenkt. Der Fußball bot allen, die auf den Straßen Jugoslawiens aufgewachsen sind, dieselben Chancen. Wir hatten nicht viel, aber ein einfacher, oft selbstgemachter Ball und zwei Steine auf jeder Seite des improvisierten Spielfelds waren eigentlich schon alles, was wir brauchten. Dabei habe ich viel über Teamgeist, Disziplin und Werte gelernt. Durch den Fußball habe ich auch gelernt, dass ich sehr ehrgeizig bin, und er hat mir beigebracht, wie ich diese Eigenschaft für das Gemeinwohl nutzen kann. Über all die Jahre ist der Fußball meine Leidenschaft geblieben und ich habe das Privileg, mich für das Wohlergehen dieses Sports einsetzen zu können.
How important is it that the Foundation is giving opportunities and hope to children all over the world, and not just in Europe?
Football is a global language, and so is our commitment. The beautiful game knows no borders, and it makes perfect sense for the Foundation to support projects beyond Europe. We believe it's our responsibility to reach out and help every child we can; there are children in need in every part of the world. The world has never been as close and connected as it is today, yet people often feel very lonely. Football is a great way to remind them how fun it is to be part of something bigger than ourselves.
Wie wichtig ist es, dass die Stiftung Kindern auf der ganzen Welt und nicht nur in Europa Chancen und Hoffnung gibt?
Der Fußball ist eine weltweit gesprochene Sprache, und in dieser Dimension denken wir auch bei der Stiftung. Dieser Sport kennt keine Grenzen und deshalb ist es absolut sinnvoll, dass die Stiftung Projekte außerhalb Europas unterstützt. Wir glauben, dass es unsere Verantwortung ist, möglichst vielen jungen Menschen zu helfen, denn in allen Teilen der Welt gibt es bedürftige Kinder. Die weite Welt war noch nie so nah und eng verbunden wie heute, trotzdem fühlen sich Menschen oft sehr einsam. Der Fußball ist eine großartige Möglichkeit, um sich vor Augen zu führen, wie viel Spaß es macht, Teil eines größeren Ganzen zu sein.
Wie wichtig sind die Partnerschaften der Stiftung sowie die Unterstützung durch andere UEFA-Sponsoren und -Partner?
Unser Motto lautet: „Jedes Kind ist ein Champion“. Das bezieht sich nicht nur auf den Sport, sondern auch auf das Leben. Ich freue mich, die inspirierenden Geschichten von Kindern zu hören, welche die Not in ihrem Alltag überwunden haben und nun selbstbewusster und optimistischer in die Zukunft blicken. Der Weg ist noch weit, aber solche Erfolge im Kleinen inspirieren Millionen anderer Kinder. Und glückliche Kinder sind ein Grundstein der Gesellschaft. Der Erfolg zeigt sich auch am wachsenden Interesse von Regierungen, Partnern, Spielerinnen und Spielern und Institutionen, die den wahren und langfristigen Wert unserer Arbeit erkennen.
Wie können alle Akteure im Fußball – Nationalverbände, Vereine, Spielerinnen und Spieler ebenso wie Fans – die Arbeit der Stiftung unterstützen?
Wir haben das Glück, auf die unglaubliche Unterstützung der gesamten Fußballfamilie zählen zu können, einschließlich der Nationalverbände und Vereine, aber auch der Spielerinnen und Spieler. Die Unterstützung wächst ständig, sei es bei den Herzenswunsch-Projekten oder mit Botschafterinnen und Botschaftern wie Ivan Rakitić und Eugénie Le Sommer. Anlässlich unseres zehnjährigen Bestehens haben die Nationalverbände gemeinnützige Projekte und Veranstaltungen organisiert, um benachteiligte Kinder in ihren jeweiligen Ländern zu unterstützen. Das, was ich über Partner gesagt habe, gilt auch für unsere Mitgliedsverbände: Je mehr wir zusammenarbeiten, je besser unsere Ziele und Aktionen aufeinander abgestimmt sind, desto größer ist unsere Wirkung. Wir möchten diese Bewegung gemeinsam weiterentwickeln.
Welchen Rat würden Sie anderen Sportorganisationen geben, die ähnliche Stiftungen gründen möchten?
Man sollte einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, zunächst den Menschen zuhören und alle Akteure – Kinder, Schulen, Regierungen, Vereine und Nationalverbände – von Beginn an einbeziehen und stets Sinnhaftigkeit und Nutzen, auch auf lange Sicht, im Auge behalten. Zahlreiche Vereine verfügen bereits über Stiftungen und es wäre wirklich wunderbar, wenn sich noch mehr Sportorganisationen mit Entschlossenheit und Leidenschaft in diesem Bereich engagieren würden.
Wie geht es für die Stiftung im zweiten Jahrzehnt ihres Bestehens weiter? Gibt es etwas, worauf Sie sich freuen?
Mit Blick auf die nahe Zukunft möchten wir noch mehr Projekte unterstützen, neue Partnerschaften eingehen sowie ein größeres Bewusstsein und positive Energie in der Welt des Sports schaffen, um noch mehr Kinder mit unserer Arbeit zu erreichen. Wir freuen uns, weitere Sportorganisationen einzubeziehen und den Fußball – und den Sport im weiteren Sinne – weiterhin als Triebfeder für positiven gesellschaftlichen Wandel zu nutzen.
Worüber sollten wir anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Stiftung sprechen?
Kinder sind ein Spiegel. Sie spiegeln die Welt wider, wie sie ist. Es ist aber auch, als würde man diese Welt durch eine Lupe betrachten. Ich hoffe, dass wir anlässlich unseres 20. Geburtstags darüber sprechen können, wie sich die heutige Welt zum Besseren verändert hat, und dass sowohl die UEFA als auch ihre Stiftung gewachsen sind – nicht nur was Größe und Ansehen, sondern auch was Herz, Menschlichkeit und das Engagement für Kinder in aller Welt anbelangt. Wenn wir Kindern Hoffnung schenken und ihnen die richtigen Werkzeuge fürs Leben an die Hand geben, können und werden sie eine bessere Zukunft schaffen.