Aleksander Čeferin fordert vor EU-Sportminister/-innen konkrete Schutzmaßnahmen zur Stärkung des europäischen Sportmodells
Donnerstag, 28. November 2024
Artikel-Zusammenfassung
UEFA-Präsident Aleksander Čeferin hat bei einer Rede vor dem Rat der EU-Sportminister/-innen die Notwendigkeit konkreter Maßnahmen zum Schutz des europäischen Sportmodells betont.
Top-Medien-Inhalte des Artikels
Artikel-Aufbau
Vor Vertreterinnen und Vertretern der 27 EU-Mitgliedstaaten hat UEFA-Präsident Aleksander Čeferin am Dienstagvormittag in Brüssel die politischen Entscheidungsträger/-innen Europas im Bereich des Sports dazu aufgerufen, das Modell und seine Kernprinzipien rechtlich zu schützen.
„Seit 70 Jahren beruht das europäische Sportmodell auf den Prinzipien offener Wettbewerbe, von Auf- und Abstieg auf Grundlage sportlicher Leistungen, finanzieller Solidarität und der Anerkennung der gesellschaftlichen Komponente des Sports“, so Čeferin. „Diesen Prinzipien hat sich die UEFA seit ihrer Gründung verschrieben.“
Im Februar dieses Jahres hatten die EU-Sportminister/-innen in einer gemeinsamen Erklärung ihre starke politische Unterstützung für das Sportmodell zum Ausdruck gebracht; im Rahmen einer Debatte diese Woche wurde diese Unterstützung bekräftigt und das Thema zu einer der Prioritäten der Europäischen Kommission in ihrer neuen Amtszeit 2024-29 erklärt.
Der UEFA-Präsident wurde von der aktuellen ungarischen EU-Ratspräsidentschaft eingeladen, vor dem EU-Ministerrat zu sprechen, und rief die Minister/-innen und die Europäische Kommission dazu auf, konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der vom Rat 2021 verabschiedeten Resolution zum Schutz des Modells „vor jenen, die es aus Macht- und Eigeninteressen zerstören wollen“ zu ergreifen.
Präsident Čeferin über die einzigartige Kraft des europäischen Sportmodells…
„Das Modell fördert die Gesundheit unserer Bevölkerung, begünstigt den Bau von Infrastruktur für unsere Kinder und ermöglicht es Fans, Sportlerinnen und Sportlern sowie Vereinen, zu träumen – unabhängig davon, ob dies große oder kleine Träume sind, ob es ums Gewinnen oder Verlieren oder einfach nur ums Mitmachen geht.“
„Ich bin stolz darauf, dass die UEFA und der europäische Fußball dieses Modell vorleben. Wir können dies jedoch nicht alleine tun. Nationale Regierungen spielen eine entscheidende Rolle dabei, sicherzustellen, dass Kinder die Möglichkeit zum Spielen erhalten, dass Sportanlagen errichtet werden und dass die Werte von Inklusion und Teilnahme in der ganzen Gesellschaft gelebt werden.“
„Sport ist mehr als Geld und Vermarktung. Sport ist kein Gut, das meistbietend versteigert wird. Fußball ist kein Produkt. Jeder Fan wird Ihnen das bestätigen!“
Präsident Čeferin über die notwendige Zusammenarbeit aller Akteure zum Schutz des europäischen Fußballs...
„Jedes Mal, wenn wir versuchen, dieses Solidaritätsmodell zu stärken, sind wir den Drohungen und dem Druck jener ausgesetzt, die mehr für sich haben und weniger mit anderen teilen wollen.“
„Können Sie sich an den Aufschrei erinnern, als ein egoistisches Abspaltungsvorhaben im Fußball das europäische Sportmodell bedroht hat?“
„In einigen Sportarten ist dies bereits Realität, doch im europäischen Fußball dürfen und werden wir das nicht zulassen. Lassen Sie uns gemeinsam konkrete rechtliche Maßnahmen zum Schutz der wichtigsten Elemente des europäischen Sportmodells im Fußball ergreifen.“
„Erstens muss die Verbindung zwischen europäischen und nationalen Wettbewerben umfassend geschützt werden. Das Abschneiden in den nationalen Wettbewerben muss das einzige Qualifikationskriterium für Europa bleiben. Die Aufhebung oder jegliche Aufweichung dieses Grundsatzes käme einem Verrat an den nationalen Ligen gleich, die ein fester Bestandteil des europäischen Erbes sind. Für kleinere Ligen und Vereine ist diese Frage von existenzieller Bedeutung.“
„Zweitens muss das Gleichgewicht zwischen Nationalmannschafts- und Klubwettbewerben gewahrt bleiben. Dieses Gleichgewicht untermauert das gesamte Solidaritätsmodell und die Fußballentwicklung in Ihren Ländern. Wenn wir kein gesundes Gleichgewicht zwischen Nationalmannschafts- und Klubwettbewerben erhalten, gefährden wir die gesamte im Breitensport geleistete Entwicklungsarbeit.“
„Drittens muss das einheitliche Modell des europäischen Fußballs vollständig aufrechterhalten werden. Wir müssen uns alle im Klaren sein, dass der kontinuierliche Schutz dieses Modells im öffentlichen Interesse liegt.“
„Der europäische Fußball ist eine der größten Erfolgsgeschichten Europas. Er ist stark und widerstandsfähig. Wir haben die beliebtesten Wettbewerbe, Vereine und Spieler – die von Fans aus aller Welt leidenschaftlich verfolgt werden.“
„Wir brauchen aber mehr Rechtssicherheit, um diese Erfolgsgeschichte fortführen zu können. Das Recht sollte dazu verwendet werden, um das europäische Sportmodell zu stärken – nicht, um es entsprechend dem Willen jener zurechtzubiegen, die das Modell aus Macht- und Eigeninteressen zerstören wollen.“
Präsident Čeferin über die Mission der UEFA als nicht gewinnorientierte Organisation im Herzen des europäischen Sports...
„In unseren Spitzenwettbewerben geht es nicht darum, Gewinne zu erzielen. Sie stehen vielmehr im Zeichen von Solidarität, Umverteilung und Entwicklung. Das sind keine Schlagworte. Mit Solidarität sind keine wohltätigen Spenden gemeint. Solidarität ist die Daseinsberechtigung der UEFA.“
„Die UEFA ist eine nicht gewinnorientierte Organisation. 97 % unserer Nettoeinnahmen fließen in den Fußball zurück. 97 %. Der Rest dient der Deckung der Kosten und der Unterstützung wichtiger Bereiche wie Frauenfußball, Nachwuchsförderung und Futsal. Je mehr Geld wir einnehmen, desto mehr geben wir zurück. Wer kann das sonst von sich sagen?“
„Wer sonst setzt einen solch großen Anteil seiner Einnahmen für grundlegende Ziele wie die Finanzierung des Breitensports, die Förderung des Frauensports und die Unterstützung von Nachwuchswettbewerben ein?“
„Dabei handelt es sich übrigens nicht um Kosten, sondern um Investitionen. Investitionen in den Fußball, Investitionen in Menschen und Gemeinden. Es sind Investitionen von öffentlichem Interesse.“
Präsident Čeferin über die Bedeutung des Zuhörens beim Führen...
„Die UEFA ist demokratisch und pluralistisch. Bei der UEFA sitzt Malta am selben Tisch wie Deutschland. Moldau am selben Tisch wie Frankreich. Unserem gesamten Handeln liegt ein engagierter, ehrlicher und inklusiver Dialog zugrunde. Wir wissen, dass man Zuhören muss, um gute Führungsarbeit zu leisten. Deshalb gibt die UEFA allen relevanten Interessenträgern eine Stimme – den Ligen, Vereinen, Spielerinnen und Spielern sowie den Fans.“
„Erst vor einem Monat haben die UEFA und die europäische Spielergewerkschaft FIFPRO Europe eine historische Vereinbarung abgeschlossen, die unter anderem die Spielervertretung in der Governance des europäischen Fußballs vorsieht. Die Spielerinnen und Spieler stehen nunmehr im Zentrum des Geschehens und ihre Ansichten werden in der Entscheidungsfindung berücksichtigt.“
„Dieser Ansatz entspricht einem modernen Governance-Modell, bei dem Entscheidungen auf kollaborative und inklusive Weise gefällt werden.“