Trainerinnen-Karriereforum bietet berufliche Perspektiven für Trainerinnen in Deutschland
Mittwoch, 3. Juli 2024
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In Frankfurt sind 14 Trainerinnen zusammengekommen, um offizielle Vertreter/-innen verschiedener Klubs aus ganz Deutschland beim UEFA-Trainerinnen-Karriereforum zu treffen. Im Rahmen dieser Veranstaltung soll die Zahl der Trainerinnen, die im Männerfußball arbeiten, erhöht werden.
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„Am Ende des Tages muss es einen Job für Trainerinnen geben. Das muss umgesetzt werden im Männerbereich und auch im Frauenbereich, in den Frauen- und in den Männerwettbewerben.“
So lautete die Botschaft von Nadine Keßler, geschäftsführende Direktorin Frauenfußball der UEFFA, zum Auftakt des UEFA-Trainerinnen-Karriereforums auf dem Campus des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) in Frankfurt diese Woche.
Bei der zweitägigen Veranstaltung kamen Trainerinnen aus ganz Deutschland, die alle mindestens über eine UEFA-Junioren-B-Lizenz verfügen, und technische Leiter von Elitejuniorenakademien verschiedener Männerprofiklubs zusammen, um Kontakte zu knüpfen und ihr Wissen zu einer Reihe von Themen auszutauschen.
Die Kontaktpflege zwischen Trainerinnen und ihren Kollegen aus dem Männerfußball soll dazu führen, berufliche Perspektiven für Frauen im Männerfußball zu schaffen und die Vorteile, die sich aus einer solchen Arbeit ergeben, zu nutzen.
„Wir haben fantastische Trainerinnen und wollen als DFB sehen, wie wir helfen können, Frauen schneller attraktivere Jobs zu verschaffen.[...] Wir müssen schauen, welche alternativen Wege wir Frauen aufzeigen können. Dafür sollten wir zuerst die Trainertalente identifizieren und mit ihnen einen Karriereplan entwickeln, um sie tatsächlich auf diesem Wege zu unterstützen. Das ist ein wesentlicher Punkt, bei dem wir ansetzen müssen.“
Beim Forum waren auch drei Frauen anwesend, die bereits als Trainerinnen im Männersport tätig sind. Marie-Louise Eta, Trainerassistentin Union Berlin, Sabrina Wittmann, Cheftrainerin FC Ingolstadt, und Nadine Nurasyid, Defensive Assistant Coach bei den Stuttgart Surge, einem American-Football-Team in der European League of Football.
Im Rahmen des Forums fanden Podiumsdiskussionen, Workshops, informelle Diskussionen, Networking-Aktivitäten und Kurzinterviews statt und die Teilnehmenden verfolgten am Abend das Gruppenspiel der EURO 2024 zwischen Rumänien und der Slowakei in der Arena Frankfurt, das sie am darauffolgenden Tag auch gemeinsam analysieren konnten.
Schaffung von Karrieremöglichkeiten für Trainerinnen
Die Teilnehmenden wurden vom stellvertretenden Generalsekretär der UEFA, Giorgio Marchetti, und der Direktorin Frauenfußball beim DFB, Nia Künzer, begrüßt. Künzer drückte in ihrer kurzen Ansprache die Hoffnung aus, dass „das Forum der Auftakt von vielen Karrieren von Frauen“ werde.
Es folgte die erste Diskussionsrunde mit Andreas Rettig, DFB-Geschäftsführer Sport, Dietmar Beiersdorfer, Geschäftsführer beim FC Ingolstadt, und Nadine Keßler, die darüber sprachen, wie Führungskräfte dazu beitragen können, mehr Karrierewege für Trainerinnen zu schaffen.
„Wir müssen das Thema Trainerinnen-Werdegang strategisch und gesamtheitlich angehen. Wir tun sehr viel für Trainerausbildung und Trainerweiterbildung, aber wir tun noch nicht genug für das Thema Trainerbeschäftigung.“
„Am Ende des Tages muss es einen Job für Trainerinnen geben. Das muss umgesetzt werden im Männerbereich und auch im Frauenbereich, in den Frauen- und in den Männerwettbewerben.“
Keßler erklärte auch, warum Veranstaltungen wie dieses Forum einen Unterschied machen und die Bemühungen voranbringen, mehr Möglichkeiten zu schaffen:
„Es muss auf das Thema aufmerksam gemacht werden. Wir wollen Bewusstsein schaffen, dass wir toptalentierte Trainerinnen haben, und wir wollen die Verbindung zwischen Lizenzvereinen und diesen Trainerinnen herstellen.“
Vorreiterinnen mit wichtigen Erkenntnissen
Zu den Höhepunkten des Forums gehörten die Botschaften der drei Frauen, die bereits erfolgreich im Männerprofisport arbeiten.
Wittmann ist die erste Cheftrainerin im deutschen Männerprofifußball; sie coacht seit dem 6. Juni die erste Mannschaft des FC Ingolstadt und forderte die Teilnehmenden auf, Gelegenheiten zu ergreifen, wenn sie sich bieten.
„Geht den Weg, wenn sich die Chance ergibt. Ich habe viel investiert, um an diesen Job zu kommen“, so Wittmann. „Mein oberstes Ziel war es immer, die besten Athleten zu trainieren.“
Wittmanns Bewerbung wurde vom ehemaligen deutschen Nationalspieler Beiersdorfer unterstützt, der als Geschäftsführer eine entscheidende Rolle bei ihrer Ernennung gespielt hat.
„Sabrina hat sich über viele Jahre in unserem Klub entwickelt. Es stand außer Frage, ob wir ihr den Job zutrauen“, so Beiersdorfer.
„Ich war immer beeindruckt von der Art und Weise, wie sie gecoacht hat, sie ist sehr schnell im Kopf, konnte die Komplexität des Spiels ganz schnell zerlegen und auch wieder zusammenfügen und auch vermitteln und lehren.“
Marie-Luise Eta, die erste Trainerassistentin in der Bundesliga und in der UEFA Champions League mit Union Berlin, nahm ebenfalls an der Gesprächsrunde teil. Sie betonte die Bedeutung, sich beweisen zu müssen.
„Wenn man neu in einem Job ist, egal wo, muss man sich beweisen“, gab Marie-Louise Eta Einblicke in erste knifflige Momente in der Kabine von Union Berlin. „Es war wichtig, dass ich schnell ins Handeln kam und die erste Trainingseinheit auf dem Platz leiten konnte.“
Das Forum war die jüngste Veranstaltung im Rahmen des UEFA-Trainerinnen-Entwicklungsprogramms, das seit 2016 vielversprechenden Talenten die perfekte Gelegenheit bietet, ihre Fähigkeiten im Hinblick auf eine Karriere im Fußball zu verbessern und entsprechende Erfahrungen zu sammeln.
So werden Stipendien und andere finanzielle Mittel bereitgestellt, um an einem der weltweit anerkannten UEFA-Trainerkurse (Pro-, A-, B-, C-, Nachwuchs-, Torwarttrainer- und Futsal-Diplom) teilzunehmen, die von den UEFA-Mitgliedsverbänden in ganz Europa angeboten werden – Marie-Louise Eta gehört zu den 2 000 Frauen, die bereits in den Genuss dieser Unterstützung kamen.