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UEFA trauert um ehemaligen Generalsekretär Gerhard Aigner

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Gedenkminute für Gerhard Aigner bei Spielen der UEFA EURO 2024 am Donnerstag und Freitag

 Gerhard Aigner.
Gerhard Aigner. UEFA via Getty Images

Die UEFA ist tief betrübt über die Nachricht des Todes von Gerhard Aigner, ihrem ehemaligen Generalsekretär und Generaldirektor, der als wichtigster Architekt der UEFA Champions League gilt.

Zu Ehren Aigners, der am Donnerstag im Alter von 80 Jahren verstorben ist, wird vor dem Anstoß der Gruppenspiele der UEFA EURO 2024 am Donnerstag und Freitag eine Gedenkminute eingehalten.

„Der Fußball hat eine seiner ganz großen Führungspersönlichkeiten verloren... Er wird uns enorm fehlen.“

UEFA-Präsident Aleksander Čeferin

In seinen 34 Jahren beim Dachverband des europäischen Fußballs führte Gerhard Aigner die UEFA in enger Zusammenarbeit mit dem früheren Präsidenten Lennart Johansson durch eine Zeit rasanten und tiefgreifenden Wandels, zuerst als vierter Generalsekretär der Organisation (1988-99), anschließend als ihr erster Generaldirektor (1999-2003).

In seine Amtszeit fallen unter anderem die Umgestaltung des Pokals der europäischen Meistervereine in die heutige UEFA Champions League und die Weiterentwicklung der UEFA-Nationalmannschaftswettbewerbe. Aigner war auch federführend bei der Umwandlung der UEFA von einem rein administrativen Verband in eine moderne, dynamische Organisation sowie beim Umgang mit den weitreichenden Konsequenzen des Bosman-Urteils.

„Der Fußball hat eine seiner ganz großen Führungspersönlichkeiten verloren“, sagte UEFA-Präsident Aleksander Čeferin. „Gerhard war federführend bei der Schaffung der Champions League und spielte eine entscheidende Rolle bei der Umwandlung der UEFA in den modernen Dachverband des europäischen Fußballs, der sie heute ist. Er war ein äußerst integrer Mensch, der sich immer für die wahren Werte des Fußballs eingesetzt hat. Er wird uns enorm fehlen.“

Gedenkminute für Gerhard Aigner vor der Partie Dänemark-England.
Gedenkminute für Gerhard Aigner vor der Partie Dänemark-England. Getty Images

Auch als der kommerzielle Wert der Fußballs förmlich explodierte, verlor Gerhard Aigner nie die Notwendigkeit aus den Augen, das Einnahmenpotenzial aus Sponsoring- und Medienrechten mit dem Kernauftrag der UEFA, die Grundprinzipien des Fußballs wie Respekt, sportlicher Verdienst und Gleichbehandlung zu schützen, in Einklang zu bringen.

Anfänge

Gerhard Aigner wurde am 1. September 1943 in Regenburg geboren, wo er als Teenager für den örtlichen Amateurverein spielte, bevor er Schiedsrichter wurde und auch die Nachwuchsmannschaften seiner Heimatstadt betreute.

Nach Abschluss seines Wirtschaftsstudiums an der Universität von Regensburg durchlief er eine Lehre im Außenhandel, wo sein naturgegebenes Sprachtalent zum Ausdruck kam. In seinen frühen Zwanzigern lebte er längere Zeit in England, Spanien und im französischsprachigen Teil der Schweiz, wo er für den FC Moutier spielte.

Schiedsrichterwesen und Juniorenfußball bei der UEFA

Am 1. Oktober 1969 übernahm er die Bereiche Schiedsrichterwesen und Juniorenfußball bei der UEFA, die damals in einem kleinen Büro im schweizerischen Bern beheimatet war – dieser Schritt sollte seinen weiteren beruflichen Werdegang entscheidend prägen.

In den darauffolgenden Jahren sammelte er in diversen Tätigkeitsbereichen der UEFA Erfahrungen, bevor er 1973 Leiter der Wettbewerbsabteilung wurde, als die Attraktivität und Beliebtheit der UEFA-Klubwettbewerbe stark zunahm.

Vierter Generalsekretär

Nach dem Rücktritt von Hans Bangerter 1988 ernannte das UEFA-Exekutivkomitee Gerhard Aigner ohne Zögern zum vierten Generalsekretär der Organisation.

„Ich habe gewisse Pläne und Ideen für die Zukunft, aber die Zeit ist noch nicht reif, um sie alle öffentlich bekanntzugeben“, sagte er 1989 nach seiner Ernennung. „Ich habe mir jedoch zum Ziel gesetzt, sicherzustellen, dass es eine gewisse Kontinuität in der Arbeit der UEFA gibt. Ich möchte Fairplay in jeder Hinsicht zu einer Priorität machen, und auch zeigen, dass ich offen für neue Ideen und Initiativen bin. Zudem möchte ich klarstellen, dass wir beim Blick in die Zukunft immer dafür sorgen müssen, dass wir den sportlichen Wert der europäischen Wettbewerbe in keiner Weise gefährden.“

Gerhard Aigner (links) mit dem ehemaligen UEFA-Präsidenten Lennart Johansson.
Gerhard Aigner (links) mit dem ehemaligen UEFA-Präsidenten Lennart Johansson.UEFA

Modernisierung

Dieser Maxime blieb Aigner in den nächsten 15 Jahren treu, in denen er die UEFA im Rahmen des Projekts FORCE einer umfassenden Modernisierung unterzog, verschiedene Aufgaben delegierte und trotz seiner zunehmenden öffentlichen Präsenz das Rampenlicht eher mied.

Er machte keinen Hehl aus seiner Abneigung denjenigen gegenüber, welche die neuen Einnahmequellen des Fußballs nur zur persönlichen Bereicherung nutzen wollten, sowie Außenstehenden gegenüber, welche die Führungsrolle der UEFA in Frage stellten.

1995 war er maßgeblich am Umzug der UEFA von Bern an ihren heutigen Sitz in Nyon beteiligt, und er erkannte die Notwendigkeit, den Pokal der europäischen Meistervereine aufzufrischen – dies sollte letztlich zur Schaffung der UEFA Champions League führen, wobei Aigner immer auch ein Verfechter der Bedeutung von Nationalmannschaftswettbewerben blieb.

Priorität für den Fußball

Seine größte Herausforderung, die ihn in den 1990er-Jahren immer stärker begleitete, waren jedoch die Verhandlungen mit EU-Führungskräften sowohl vor als auch nach dem Bosman-Urteil im Dezember 1995. In dieser gesamten Zeit wich Gerhard Aigner nie von seiner Grundüberzeugung ab, die Interessen des Fußballs stets in den Vordergrund zu stellen.

Gerhard Aigner im Gespräch mit dem aktuellen UEFA-Generalsekretär Theodore Theodoridis im Jahr 2019.
Gerhard Aigner im Gespräch mit dem aktuellen UEFA-Generalsekretär Theodore Theodoridis im Jahr 2019.UEFA via Getty Images

UEFA-Ehrenmitglied

Ende 2003 beschloss Gerhard Aigner im Alter von 60 Jahren, als UEFA-Generaldirektor zurückzutreten und mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Weniger als ein Jahr danach wurde er zum UEFA-Ehrenmitglied ernannt – eine dauerhafte Anerkennung seiner herausragenden Verdienste um den europäischen Fußball.