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Fußball als treibender Faktor für Nachhaltigkeit in Deutschland

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Simon Rasch, Nachhaltigkeitsmanager beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), spricht über die Herausforderungen im Bereich Nachhaltigkeit im deutschen Fußball und die Chancen, die sich dadurch für umfassende Veränderungen bieten.

Der DFB ermutigt die Fans, klimafreundlich mit der Bahn zur EURO 2024 zu reisen.
Der DFB ermutigt die Fans, klimafreundlich mit der Bahn zur EURO 2024 zu reisen. AFP via Getty Images

Auf der Suche nach einem Thema für seine Masterarbeit im Studiengang Nachhaltige Entwicklung hatte Simon Rusch eine Eingebung. Als begeisterter Fußballer fragte er sich, ob nachhaltiges Engagement von Fußballvereinen einen Einfluss auf das Verhalten der Fans haben könnte.

Nachdem er das Verhalten von über 200 BVB-Fans untersucht hatte, war er davon überzeugt und schloss daraus, dass Nachhaltigkeit im deutschen Fußball selbstverstärkend wirkt. Auch nach Abschluss des Masters ließ sich Rasch von diesem Thema leiten – inzwischen ist er Nachhaltigkeitsmanager mit Fokus Umwelt beim DFB.

„Fußball und Umwelt sind Themen, die mir am Herzen liegen, daher lag es nahe, beide zu verbinden.“ Rasch ist überzeugt, dass Fußball einen positiven Einfluss auf die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft haben kann und konzentriert sich beim DFB dabei auf fünf Schwerpunktthemen.

„Fußball kann definitiv ein treibender Faktor für Nachhaltigkeit sein.“

Simon Rasch, DFB-Nachhaltigkeitsmanager

Tiefgreifende Veränderungen: Die Kraft der Europameisterschaft, das Leben der Menschen zu verändern

Die Stelle von Simon Rasch als Nachhaltigkeitsmanager beim DFB wird durch das UEFA-HatTrick-Programm finanziert. Durchschnittlich werden 66 % der Nettoeinnahmen aus der EM-Endrunde der Männer an die UEFA-Mitgliedsverbände zur Finanzierung nationaler Entwicklungsprojekte ausgeschüttet.

Weitere Erfolgsgeschichten, die zeigen, wie der Fußball das Leben der Menschen auf und neben dem Spielfeld positiv beeinflussen kann.

Lokal aktiv werden

Der Nachhaltigkeitsexperte arbeitet in erster Linie eng mit Regionalverbänden und Amateurvereinen zusammen und unterstützt sie bei der Entwicklung eigener Nachhaltigkeitsaktivitäten – insbesondere im Hinblick auf die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels auf die Breitenfußballinfrastruktur in Deutschland.

Über sieben Millionen Mitglieder spielen in den 25 000 Vereinen der 21 Regionalverbände, die alle dem DFB unterstellt sind. Mehr als 5 000 dieser Vereine haben Mittel aus dem Klimafonds der UEFA EURO 2024 zur Verbesserung ihrer Infrastruktur beantragt. Im Rahmen dieses im Jahr 2023 auf den Weg gebrachten Pilotprojekts werden rund EUR 7 Mio. für Klimaschutzprojekte in deutschen Amateurvereinen bereitgestellt.

ANSTOSS FÜR GRÜN

Über den Klimafonds hinaus unterstützt der DFB seine Regionalverbände und Amateurvereine auf verschiedene Weise. Simon Rasch hat den Regionalverbänden bei der Ausarbeitung von drei Handbüchern geholfen. Dazu gehört auch eine Checkliste mit 100 Punkten zu nachhaltigen Maßnahmen, welche die Vereine ergreifen können – neben Informationen zu Kosten, Aufwand und Nutzen sowie eine Tabelle, mit der Vereinsmitarbeitende die geeignetsten Maßnahmen auswählen können.

„ANSTOSS FÜR GRÜN ist unser großartiges staatlich gefördertes Projekt für Amateurvereine mit Videos, Fakten zum Klimawandel und einem kostenlosen Klimabilanztool“, so Rasch. „Es ist spezifisch auf den Fußball ausgelegt – Strom, Wasser, Mobilität. Das Klimabilanztool ist kostenlos und leicht zu bedienen.“

Simon Rasch (links) möchte Nachhaltigkeit zu einer Priorität beim DFB und in ganz Deutschland machen.
Simon Rasch (links) möchte Nachhaltigkeit zu einer Priorität beim DFB und in ganz Deutschland machen.Thomas Boecker/DFB

Nachhaltige Denkweise der Mitarbeitenden

Als weiteren Schwerpunkt möchte Simon Rasch auch am DFB-Sitz in Frankfurt Nachhaltigkeitsmaßnahmen umsetzen.

Dies umfasst zwar auch operative Elemente wie die Berechnung des CO2-Fußabdrucks und das Facility Management, doch der Nachhaltigkeitsexperte konzentriert sich darauf, seine Kolleginnen und Kollegen durch entsprechende Workshops und Initiativen für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren.

Für Rasch ist die Unterstützung in der Belegschaft unverzichtbar, gerade bei vom DFB organisierten Spielen der Männer- und Frauennationalteams, der U21 oder Pokal-Endspielen. Bei diesen Veranstaltungen für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen, liegt als drittes Schwerpunktthema ebenfalls in der Verantwortung des Nachhaltigkeitsmanagers.

Simon Rasch und das beim DFB für Eventorganisation zuständige Team haben eine kostenfreie Plattform für Mitfahrgelegenheiten entwickelt und vermehrt vegane und regionale Verpflegungsoptionen angeboten.

Dabei wurden laut Rasch erstaunliche Erfolge erzielt: „Im Vergleich zum Vorjahr konnten wir den Anteil verkaufter veganer Würstchen beim Pokalendspiel der Frauen in Köln fast versechsfachen.“

Der letzte Schwerpunkt, den sich Rasch gesetzt hat, ist zweigeteilt: die Vereine mit Workshops, Handbüchern, Anreizen und Schulungen zu unterstützen sowie sicherzustellen, dass sie die 34 ESG-Kriterien (environmental, social, governance, also Umwelt, Soziales, Governance) umsetzen, die in die Lizenzierungsbestimmungen des DFB aufgenommen wurden.

Vorreiterrolle der UEFA EURO 2024

Der schwierigste Teil von Simon Raschs Mission ist es, Nachhaltigkeit in die Kultur der Nationalmannschaft und des Nachwuchsleistungszentrums zu verankern.

„Hier liegt der Fokus hauptsächlich auf dem Fußball. Wenn die Nationalmannschaft Erfolge erzielt, dann ist alles gut. Aber wenn das Team nicht gut abschneidet, dann werden vielleicht auch Dinge wie Nachhaltigkeit kritisiert.“

Nachhaltigkeit zeigt sich auch in den Fanparks bei der UEFA EURO 2024 wie hier in Stuttgart.
Nachhaltigkeit zeigt sich auch in den Fanparks bei der UEFA EURO 2024 wie hier in Stuttgart.Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

Die Umwelt ist neben Sozialem und Governance eine der drei tragenden Säulen der ESG-Strategie für die UEFA EURO 2024 – Klimaschutzmaßnahmen, nachhaltige Infrastruktur und Kreislaufwirtschaft wurden zu den Prioritäten des Turniers erklärt. Darüber hinaus gibt es Leistungskennzahlen für nachhaltige Mobilität, CO2-, Energie-, Wasser- und Abfallmanagement.

Rasch ist zuversichtlich, dass die UEFA EURO 2024 eine Vorreiterrolle einnehmen wird, nicht nur was seine eigene Arbeit für den DFB anbelangt, sondern auch was den Einfluss des Fußballs als treibende Kraft hin zu einer nachhaltigeren Welt anbelangt.

„Fußball kann definitiv ein treibender Faktor für Nachhaltigkeit sein. Dazu müssen jedoch viele Dinge berücksichtigt werden: Budget, Planung und Kommunikation. Es ist nicht leicht, aber ich bin überzeugt, dass wir etwas bewirken können.“