2022: England siegt, Rekorde fallen
Donnerstag, 25. August 2022
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Gastgeber England holte den ersten großen internationalen Titel bei einem Turnier der Superlative, das nach einjähriger Verzögerung den Frauenfußball mit zahlreichen Rekorden nach vorne brachte.
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Bei der UEFA Women's EURO 2017 führte Sarina Wiegman die Gastgeberinnen zum Titel. Bei der UEFA Women's EURO 2022 führte Sarina Wiegman die Gastgeberinnen zum Titel. Aber abgesehen davon war die Endrunde in England voll von noch nie da gewesenen Höhepunkten.
Trotz der einjährigen Verschiebung aufgrund der Covid-19-Pandemie war der Enthusiasmus für die Endrunde größer denn je – schon der Ticketvorverkauf machte klar, dass der frühere Zuschauerrekord von 240 055 gebrochen werden würde. Am Ende lag die Zahl bei 574 875, nachdem 87 192 Fans das epische Endspiel in Wembley verfolgten – was ein Rekord für ein EM-Endrundenspiel der Männer und Frauen ist – wobei England mit dem 2:1-Sieg gegen Deutschland nach Verlängerung zum ersten Mal einen großen internationalen Titel holte.
Die große Überraschung der Qualifikation war ein weiteres Team aus Großbritannien – Nordirland. Als 32. Team auf der Rangliste der Teilnehmernationen erreichte man wider Erwarten die Play-offs, in denen man sich gegen die Ukraine durchsetzte und so zum ersten Mal bei einem großen Turnier dabei war. Die Partien in Southampton verlor man dann gegen Norwegen, Österreich und England, aber dieser Erfolg zeigt die Tiefe, die es jetzt im europäischen Fußball gibt. Julie Nelson trug sich außerdem in die Geschichtsbücher ein, als sie gegen Norwegen im Alter von 37 Jahren und 33 Tagen ein Tor erzielte und somit die älteste Torschützin der Geschichte der Frauen-EM wurde.
England gewann Gruppe A: Auf einen 1:0-Sieg gegen Österreich im Rekordspiel vor 68 871 Zuschauern folgte mit dem 8:0 gegen Norwegen ein Rekordsieg. Dank eines 1:0-Siegs am 3. Spieltag gegen Norwegen zog Österreich in die K.-o.-Phase ein.
Beth Mead traf in allen Gruppenspielen Englands, was es bei einer Frauen-EM noch nie gab und in Gruppe B zog Deutschlands Alex Popp mit ihr gleich. Nachdem sie die Endrunden 2013 und 2017 verletzt verpasste, konnte sie 2022 bei ihrem späten Debüt endlich groß aufspielen. Erst gewann Deutschland 4:0 gegen den Finalisten von 2017, Dänemark, dann traf sie auch beim 2:0 gegen Spanien und 3:0 gegen Finnland. Spanien und Dänemark gewannen jeweils ebenfalls gegen Finnland und Spanien setzte sich schließlich mit einem späten Treffer durch.
Titelverteidiger Niederlande und Schweden trennten sich am ersten Spieltag 1:1, dann gewannen beide gegen Portugal (den späten Ersatz für das gesperrte Russland) und die Schweiz und zogen ins Viertelfinale ein. Schweden gewann die Gruppe aufgrund der besseren Tordifferenz während der 4:1-Sieg der Niederlande gegen die Schweiz von 22 596 Zuschauern in Sheffield gesehen wurde – die meisten Fans in einem Gruppenspiel, in dem der Gastgeber nicht auf dem Platz stand.
Frankreich machte das Ziel schon im ersten Spiel gegen Italien klar, als Grace Geyoro den ersten Dreierpack in der ersten Halbzeit der Wettbewerbsgeschichte erzielte. Insgesamt gewann man 5:1, nach einem 2:1 gegen Belgien war schon nach dem zweiten Spiel der Gruppensieg klar. Belgien gewann 1:0 gegen Italien und zog so erstmals in die K.-o.-Phase ein, wodurch der späte Ausgleich Islands gegen Frankreich nicht ausreichte. Es war das erste Mal, dass ein Team in allen drei Gruppenspielen der Frauen-EM Remis spielte.
Im Viertelfinale ging es knapp zu: England brauchte ein Comeback zum 2:1-Sieg gegen Spanien nach Verlängerung, den Georgia Stanway mit einem Traumtor perfekt machte. Popp traf erneut für Deutschland beim 2:0 gegen Österreich, Linda Sembrant schoss Schweden in der Nachspielzeit zum 1:0-Sieg gegen Belgien und Frankreich beendete die Jagd nach der Titelverteidigung der Niederlande mit einem 1:0-Erfolg in der Verlängerung.
Gegen England musste Spanien die Zähne zusammenbeißen, gegen Schweden zeigten sie dann ihre ganze Klasse: Der Hackentrick von Alessia Russo beim 4:0-Sieg machte sie zur ersten Spielerin, die bei einer Women's EURO viermal von der Bank kam und traf. Mead erzielte ihr sechstes Tor der Endrunde und zog somit mit Inka Grings gleich, was auch Popp am nächsten Tag mit zwei Toren bei Deutschlands 2:1-Sieg gegen Frankreich gelang. Das war gleichzeitig das erste Mal, das eine Spielerin in fünf Endrundenspielen in Serie traf.
Aber während sich Wembley für das Finale füllte, verletzte sich Popp beim Aufwärmen und konnte nicht spielen. England ging zum sechsten Mal mit der gleiche Elf in die Partie, es waren aber die eingewechselten Spielerinnen, die den Unterschied machten. Ella Toone chippte ihr Team ganz cool in Führung und während Lina Magulls Treffer die Verlängerung erzwang, erzielte Chloe Kelly das entscheidende Tor. Ihr enthusiastischer Jubel war neben dem Moment, in dem Kapitänin Leah Williamson die Trophäe in den Nachthimmel reckte, das dominante Bild in der Presse.
England gelang also die Revanche für die 2:6-Niederlage im Endspiel 2009 und die insgesamt 22 Tore brachen auch den Rekord für die meisten Treffer in einer Endrunde, der vor 13 Jahren vom damaligen Europameister Deutschland aufgestellt wurde. Wiegman wurde die erste Trainerin, die den Wettbewerb mit zwei Nationen gewinnen konnte und sagte: "Was wir geschafft haben, ist unglaublich. Ich wusste, dass wir England hinter uns haben – das haben wir schon auf dem Weg ins Stadion gesehen. Während des ganzen Turniers hatten wir so viel Unterstützung von unseren Fans. Ich bin so stolz auf das Team."