Alt und jung... mit Riola Xhemaili und Ana-Maria Crnogorčević
Montag, 11. Juli 2022
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Wie sind sie zum Fußball gekommen? Was für Vorbilder haben sie? Wie fühlt es sich an, einen Titel zu gewinnen?
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Mittelfeldspielerin Riola Xhemaili ist erst 19 und bei ihrem ersten großen internationalen Turnier. Vor ihrem Wechsel nach Freiburg letzten Sommer spielte sie nur in der Schweiz, in der Jugend des FC Basel.
Im Gegensatz dazu ist Ana-Maria Crnogorčević 31 Jahre alt und spielt nach Stationen in Frankfurt und Portland seit 2019 in Barcelona. Sie hat zweimal die UEFA Women's Champions League gewonnen und ist mit über 130 Einsätzen Schweizer Rekord-Nationalspielerin.
Die beiden haben miteinander über ihre Anfänge im Fußball gesprochen und ein paar Gedanken ausgetauscht.
Wann habt ihr angefangen, Fußball zu spielen?
Xhemaili: Ich habe ziemlich spät angefangen, mit 11. Ich hab zuerst Volleyball gespielt und meine ganze Familie ist fußballbegeistert. Mein Onkel hat für [Grasshopper Club Zürich] gespielt und für die jugoslawische Nationalmannschaft. Und dann bin ich irgendwie über meinen Bruder oder meinen Vater zum Fußball gekommen.
Crnogorčević: Ich hab auch spät angefangen, mit 10 im Verein. Davor hab ich Tennis gespielt und Karate gemacht. Ich durfte nicht wirklich Fußball spielen wegen meinem Vater – kein Frauensport, kein Mädchensport, aber wenn er ins Training ist, bin ich mit und hab mit den anderen Kindern gekickt. Aber dann hat meine Mutter mich heimlich angemeldet und wir haben das drei Wochen versteckt.
Xhemaili: Vor deinem Vater? Und wie war seine Reaktion?
Crnogorčević: Ja – er hat die Tasche gesehen mit den Schuhen und gefragt, "was ist das?". Und meine Mutter und ich haben gesagt, "ich werde Fußball spielen." Dann hat er es einfach akzeptiert und es war super und er war stolz.
Wer waren eure Vorbilder?
Crnogorčević: Ich bin schon immer Bayern München Fan gewesen und bei mir hat es mit Giovane Élber angefangen. Ich weiß nicht, ob du den kennst?
Xhemaili: Nein.
Crnogorčević: Das war ein Brasilianer, hat bei Bayern gespielt, ein Stürmer, hat richtig viele Tore geschossen. Später dann klar, [Lionel] Messi ist für mich natürlich unglaublich, Zinédine Zidane, wow, unglaublich. Von den Frauen, Mia Hamm und Birgit Prinz waren in meiner Zeit so die Spielerinnen. Und für mich persönlich, Lara Dickenmann, als sie hier in der Schweiz war. Ich weiß noch, ich war bei einem regionalen Turnier und gleichzeitig war ein Freundschaftsspiel gegen Laras Team. Ich hab zum Trainer gesagt, ich will nur die ersten zwei Spiele spielen und dann zum Freundschaftsspiel, weil ich unbedingt gegen die Lara spielen wollte. Und dann bin ich gegangen. Ich hab das Regio-Turnier nicht fertiggespielt, wo man in die U17 oder U19-Nati kommen könnte. Und ich wollte lieber gegen Lara spielen.
Xhemaili: Hat es sich gelohnt?
Crnogorčević: Es hat sich gelohnt.
Xhemaili: Bei mir ist es eigentlich einfach. Es war immer Cristiano Ronaldo und dann, als ich mehr über Frauenfußball gelernt habe, wurde es Ramona Bachmann. Und dann war ich mal bei einer Autogrammstunde mit ihr, als ich 13, 14 war, und ich hab mit ihr ein Foto gemacht und sie ging mir nur bis zur Schulter!
Crnogorčević: Das ist bis jetzt so!
Ana-Maria, kannst du Riola sagen, wie es sich anfühlt, einen großen Titel zu gewinnen?
Crnogorčević: Dann erzähl ich dir mal, wie sich das anfühlt. Aber du hast doch schonmal was gewonnen?
Xhemaili: Noch nicht.
Crnogorčević: Das kommt noch, das kommt noch. Ich durfte zweimal die Champions League gewinnen, das ist sicher ein großer Titel. Auf Vereinsebene ist das der Titel, den man gewinnen kann, jetzt ist er ja auch richtig groß aufgezogen. Es wird wirklich megaschön, und es macht süchtig. Wenn du das erfahren hast, willst du das wieder. Das ist unbeschreiblich. Ich wünsche jedem, dass er auch mal diesen Titel gewinnen kann.
Xhemaili: Welcher Titel war schöner, der erste oder der zweite?
Crnogorčević: Der erste. Vom Gefühl her war es echt der erste, das ist immer speziell. Mandy Islacker hat in der 92. Minute das 2:1 gegen Paris Saint-Germain geschossen – und Familie, Freunde, alle waren im Stadion. Letztes Jahr in Göteborg war Covid, wir hatten keine Freunde oder Familie, niemand war im Stadion, das war komisch. Ich will da jetzt nicht viel daraus machen, aber ob du 4:0 oder 2:1 in letzter Minute gewinnst, der Unterschied ist schon da. Die Emotionen sind nochmal heftiger. Aber wie ich schon gesagt ab, der erste ist immer der speziellste und der schönste.
Riola, gibt es einen Rat oder sonst etwas, das du von Ana-Maria wissen willst?
Xhemaili: Ich hab eine Frage, die hab ich mir schon seit Wochen überlegt. Wie fühlt sich die Nacht vor dem ersten Spiel bei der EM an?
Crnogorčević: Ich muss zurückdenken. Die erste Nacht ist schon ein bisschen speziell. Du bist zwei Wochen zusammen, wir werden nochmal zwei Wochen zusammen sein. Du bist vier, fünf Wochen zusammen und du trainierst viel und dann ist morgen endlich der Tag. Ich kann das nur für mich sagen, aber du liegst im Bett und denkst, "was hab ich die letzten vier Wochen gemacht?" Und ich kann dir nur sagen, dass ist so wie: "hab ich genug gemacht? Hab ich wirklich alles gemacht, was ich kann?" Ich glaub es ist normal, dass du dich fragst, ob du wirklich alles gemacht hast und dann denkst du nach, ich habe das und das und das gemacht und doch, ich habe wirklich alles gemacht. Morgen endlich geht's los. All die Arbeit, und die belastenden Trainingseinheiten haben sich gelohnt. Da ist dann wirklich Vorfreude, dass es endlich losgeht. Und auch Nervosität, was völlig normal ist.
Xhemaili: Das ist bei jedem Spiel so mit der Nati.
Crnogorčević: Du brauchst nicht nervös sein.