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Rückkehr der UEFA-Arbeitsgruppe nach Katar fünf Monate vor WM-Beginn

Soziales

Die UEFA-Arbeitsgruppe hat sich bei ihrem dritten Besuch in Katar mit Vertretern diverser Institutionen und Einzelpersonen getroffen.

Die UEFA-Arbeitsgruppe bei ihrem dritten Besuch in Katar.
Die UEFA-Arbeitsgruppe bei ihrem dritten Besuch in Katar. Francois Nel/Getty Images

Die im Mai 2021 gebildete Arbeitsgruppe, bestehend aus hochrangigen Vertretern der UEFA-Mitgliedsverbände, war im Vorfeld der näherrückenden WM-Endrunde zu ihrem dritten Besuch in Katar, wo sie Gespräche mit folgenden Institutionen und Einzelpersonen führte:

• Supreme Committee for Delivery and Legacy (Oberstes Komitee für die Umsetzung und das Vermächtnis des Turniers)

• Katarischer Fußballverband

• 2022 FIFA World Cup Qatar LLC

• Arbeitsgruppe für die Hospitality-Branche

• Internationale Arbeitsorganisation (ILO)

• Katarisches Arbeitsministerium

• Nationales Komitee für Menschenrechte

• FIFA

• Migrantische Arbeitskräfte verschiedener Nationalitäten aus unterschiedlichen Branchen

• Centre for Sports and Human Rights (Zentrum für Sport und Menschenrechte)

• Institute for Human Rights and Business (Institut für Menschenrechte und Wirtschaft)

Zum vollständigen Inspektionsbericht (auf Englisch)

Die Zusammenkünfte, die mit voller Unterstützung des Obersten Komitees durchgeführt wurden, drehten sich um eine breite Palette von Themen, angefangen von Menschenrechten und LGBTQI+-Rechten über Beschwerdemechanismen bis hin zur Pressefreiheit.

In Sachen Menschenrechte begrüßte die Arbeitsgruppe die signifikanten Fortschritte, die zuletzt dank verschiedener Gesetzesänderungen zu verzeichnen waren und sich in den jüngsten Berichten der Internationalen Arbeitsorganisation zu Katar widerspiegeln. So konnten seit der Einführung neuer Arbeitsgesetze im Jahr 2020 bereits 242 000 Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz wechseln (im Vergleich zu weniger als 18 000 im Jahr zuvor). Zudem wurde für 280 000 Arbeiter das Gehalt auf den Mindestlohn angehoben. Des Weiteren wurden im vergangenen Sommer 338 Unternehmen wegen Nichteinhaltung von Vorschriften geschlossen und die Anzahl hitzebedingter Vorfälle ging seit 2019 um 400 % zurück. (Hier klicken, um das Video mit der Zusammenfassung des ILO-Berichts anzusehen)

Wenngleich die Entwicklung der Rechtsvorschriften positiv zu bewerten ist, wurde festgestellt, dass die Umsetzung noch lückenhaft ist. Das Treffen mit den migrantischen Arbeitskräften bestätigte, dass zwar Fortschritte erzielt wurden, aber weiter Bedarf bestehe an:

• zusätzlicher juristischer Unterstützung;

• Schutzeinrichtungen für ausgebeutete Arbeitskräfte;

• Übersetzungsdienstleistungen für Arbeiter im Hinblick auf das Ausfüllen von Formularen und den Zugang zu Informationen über Rechte.

Aus persönlichen Berichten ging hervor, dass sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber noch intensiver auf die neue Gesetzgebung hingewiesen werden müssten. Ein mögliches Modell wäre hierbei die Einrichtung eines Zentrums für Arbeitsmigranten.

Die Arbeitsgruppe sprach diese Probleme in den Gesprächen mit den zuständigen Institutionen an und betonte, zeigte auf, wie die Bedürfnisse der Arbeiter erfüllt werden könnten. Die UEFA-Vertreter anerkannten zwar die bereits vom Obersten Komitee und vom Arbeitsministerium ergriffenen Maßnahmen, vertraten jedoch die Auffassung, dass dieses zusätzliche Modell komplementär dazu sein könnte. Sowohl die FIFA als auch das Oberste Komitee informierten die Arbeitsgruppe, dass konstruktive Gespräche über diese Fragen im Gange seien. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe machten deutlich, dass diese Lösung das Vermächtnis der FIFA-Weltmeisterschaft in Katar weiter ergänzen sollte.

Im Hinblick auf die neue Entwicklung, die es ermöglichen soll, dass in verschiedenen Branchen paritätische Kommissionen eingesetzt werden, wurden erhebliche Fortschritte festgestellt. Schon 30 solcher Kommissionen wurden eingerichtet; sie sollen die Basis für weitere Fortschritte im Bereich der Arbeitnehmervertretung in Katar bilden. Als Ziel für das kommende Jahr wurde die Zahl von 100 paritätischen Kommissionen ausgegeben.

Die Arbeitsgruppe traf sich ferner mit dem Obersten Komitee, der ILO und Vertretern von fünf großen Hotelkonzernen (einschließlich der Arbeitsgruppe Hospitality), um sich über die Due-Diligence-Prüfungen in den Hotels zu informieren. Es wurde erläutert, dass jedes Hotel in Katar im Rahmen des laufenden Prozesses zur Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen nunmehr mindestens zweimal geprüft wurde. Die Verbände verpflichteten sich darüber hinaus, in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Hospitality Due-Diligence-Prüfungen bei allen allen wichtigen lokalen Dienstleistern durchzuführen.

Die Frage der LGBTQI+-Rechte wurde ausführlich besprochen und es wurde zugesichert, dass Fans mit Regenbogenfahnen keine Repressalien drohten, wie bereits in früheren Stellungnahmen erklärt worden war, gemäß denen alle Besucherinnen und Besucher in Katar willkommen seien, sofern die Einhaltung der lokalen Kultur und Bräuche gewährleistet werde. Die Arbeitsgruppe wollte wissen, ob das Hotelpersonal darüber informiert werde, dass alle Gäste diskriminierungsfrei zu behandeln seien; es wurde versichert, dass dies der Fall sei.

Die Frage der Entschädigung für Arbeiter, die bei Bauprojekten im Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft verletzt wurden oder ihr Leben verloren haben, wurde ausführlich erörtert, einschließlich der Forderung zahlreicher Nichtregierungsorganisationen nach einem neuen Programm. Die Arbeitsgruppe vertrat den Grundsatz, dass alle Verletzungen und Todesfälle an jeglichem Arbeitsplatz und in jedem Land der Welt entschädigt werden sollten. Das Oberste Komitee stellte die bestehenden Beschwerdemechanismen vor; die FIFA merkte an, dass sie derzeit verschiedene Entschädigungsverfahren prüfe, und sagte zu, den Nichtregierungsorganisationen innerhalb von drei Wochen eine Antwort zukommen zu lassen und die UEFA-Arbeitsgruppe auf dem Laufenden zu halten.

Der Besuch bestätigte den Eindruck, dass Veränderungen stattfinden, und es wurde deutlich, dass die Weltmeisterschaft diesen Prozess beschleunigt hat. Aus den Gesprächen ging jedoch auch hervor, dass sowohl vor als auch nach der WM konzertierte Anstrengungen erforderlich sein werden, damit der Fußball weiterhin als positiver Verstärker für Veränderungen im Sinne von Katars „Vision 2030“ fungieren kann. Die verbleibenden Monate bis zum Turnier bieten weitere Möglichkeiten für wichtige und notwendige Veränderungen.

Der Vorsitzende der UEFA-Arbeitsgruppe, Michele Uva, sagte: „Wir blicken auf eine mehr als einjährige Tätigkeit mit sieben Arbeitsgruppensitzungen und drei Besuchen in Katar zurück. Wir danken dem Obersten Komitee und allen beteiligten Institutionen für die Offenheit im Dialog und die Suche nach Lösungen, um Menschenrechtsaspekte als tragende Säule im Hinblick auf nachhaltige Fußballveranstaltungen zu etablieren.“