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Erster Besuch der UEFA-Arbeitsgruppe zum Thema Arbeitnehmerrechte beim Ausrichter der WM 2022

Die UEFA

UEFA-Delegation besucht Katar und gibt nach erfolgreichen Treffen mit dem Ausrichter und Interessenträgern erste Empfehlungen ab.

Das Ras Abu Aboud Stadium, in dem sieben WM-Spiele vorgesehen sind.
Das Ras Abu Aboud Stadium, in dem sieben WM-Spiele vorgesehen sind. Getty/FIFA

Die UEFA hat im Mai diesen Jahres eine Arbeitsgruppe eingerichtet, um Probleme rund um das Thema Menschenrechte in Katar im Hinblick auf die FIFA-Weltmeisterschaft 2022 und darüber hinaus besser zu verstehen.

Die Arbeitsgruppe wurde eingerichtet, um ein Verständnis für das Thema Menschenrechte in Katar zu erlangen und der UEFA entsprechende Empfehlungen abzugeben. Ihr erster Besuch im Ausrichterland der FIFA-WM fand am 24. August 2021 statt. Dabei traf sich die Arbeitsgruppe mit Vertretern der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO), der Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI), der nationalen Menschenrechtskommission (National Human Rights Committee, NHRC), der Kommission für die Umsetzung und das Vermächtnis des Turniers (Supreme Committee for Delivery & Legacy), dem Katarischen Fußballverband sowie Arbeitsmigranten. Außerdem besichtigte die Delegation das Ras Abu Aboud Stadium, in dem sieben WM-Spiele vorgesehen sind.

Michele Uva, UEFA-Direktor für Fußball und soziale Verantwortung, sagte: „Bei unseren ersten Treffen haben wir vereinbart, dass die Arbeitsgruppe das Engagement und die daraus folgenden Rückmeldungen an den Ausrichter aus Sicht der UEFA konsolidieren soll. Wir möchten die Auswirkungen der WM mit Blick auf Menschen- und Arbeitsrechte verstehen. Wir sind uns alle einig, dass der Fußball das Potenzial hat, bedeutsame Veränderungen in diesen Bereichen zu bewirken. Deshalb haben wir das Gefühl, dass es unsere Pflicht ist, uns deutlich in diese Diskussion einzubringen. Nach drei Online-Sitzungen im Vorfeld hilft uns dieser erste Besuch vor Ort, die Situation mit den katarischen Behörden zu besprechen und so in der Lage zu sein, potenzielle Fortschritte zu bewerten und künftige Schritte im Bereich Menschenrechte aufzuzeigen. Wir danken den katarischen Behörden und insbesondere dem ,Supreme Committee‘ für ihre Offenheit, Transparenz und Bereitschaft, sich mit uns auszutauschen. Wir sind sicher, dass wir gemeinsam zur Verbesserung des Vermächtnisses dieser Veranstaltung beitragen werden.“

Gijs de Jong, Mitglied der Arbeitsgruppe und Generalsekretär des Niederländischen Fußballverbands, sagte zusammenfassend zu diesem Besuch: „Es ist offensichtlich, dass Katar in den letzten drei Jahren erhebliche Fortschritte erzielt hat, was Rechtsvorschriften im Bereich Menschenrechte betrifft. Zweifelsohne hat die Vergabe der FIFA-WM zu rascheren Fortschritten beigetragen. Die Herausforderung besteht darin, dass die Rechtsvorschriften noch nicht umfassend angenommen und trotz aller Bemühungen noch weitere Anstrengungen erforderlich sind. Wir sind davon überzeugt, dass die Arbeitsgruppe und die europäischen Verbände in diesem Zusammenhang sowie in der Weiterentwicklung eine unterstützende Rolle spielen können, und wir hoffen, dass dies im Rahmen eines kontinuierlichen Engagements und Dialogs erfolgt.“

Im Anschluss an die Treffen hat die Arbeitsgruppe erste Empfehlungen abgegeben, zunächst zur Annahme von Mindeststandards für Dachverbände im Rahmen von Lieferantenvereinbarungen in Katar. Dazu gehört der Vorschlag, dass Dachverbände von Lieferanten, mit denen eine Vereinbarung für in Katar zu erbringende Dienstleistungen abgeschlossen werden, im Rahmen von Kommissionen und Arbeitnehmerforen eine enge Konsultation mit ihren Arbeitern fordern sollen – es handelt sich um eine Initiative, die bereits von der Kommission für die Umsetzung und das Vermächtnis des Turniers begonnen wurde und von der Regierung in Form von sogenannten gemeinsamen Kommissionen, welche den Einfluss der WM aufzeigen, übernommen wurde.

Eine zweite Empfehlung betrifft die Bestätigung weiterer Besuche in Katar, um den Austausch und die Zusammenarbeit mit dem Ausrichter und lokalen Organisationen zu intensivieren. Dabei soll nachhaltige Entwicklung im Mittelpunkt stehen, während gleichzeitig sichergestellt werden soll, dass die europäische Fußballgemeinde einen direkten Informations- und Kommunikationskanal mit Blick auf die Situation und die Entwicklungen in Katar und in der Region hat.

Als letzte Empfehlung möchte die Arbeitsgruppe eine Überprüfung auf den Weg bringen, wie der Fußball dazu beitragen kann, die Einrichtung von Zentren für Arbeitnehmerrechte in Katar zu unterstützen. In solchen Zentren könnte sichergestellt werden, dass Arbeitsmigranten auch nach der WM verschiedene Leistungen und Schulungen zur Verfügung stehen.

Darüber hinaus sieht die Arbeitsgruppe auch den Bedarf, bei künftigen Besuchen europäische Medien zu berücksichtigen, um ihnen einen direkten Einblick in die Fortschritte der letzten Jahre zu geben. Dies ist entscheidend, um gewisse Informationslücken zu schließen und den Dialog zwischen Institutionen vor Ort und Medienkanälen im Zusammenhang mit dem europäischen Fußball sicherzustellen.

Die Arbeitsgruppe anerkennt den Standard zum Wohlergehen von Arbeitern in den Projekten der Kommission für die Umsetzung und das Vermächtnis des Turniers sowie jegliche Unterstützung, die Dritte in dieser Hinsicht bereitgestellt haben. Sie anerkennt zudem die Kommission für die Umsetzung und das Vermächtnis des Turniers sowie den Katarischen Fußballverband als Partner bei der möglichen Umsetzung entsprechender Empfehlungen und als direkte Bezugspersonen für Gespräche mit der UEFA über Empfehlungen in Katar.

In einem nächsten Schritt werden alle europäischen Nationalverbände ins Boot geholt und Zoran Laković, UEFA-Direktor Nationalverbände, sagte: „Die Arbeitsgruppe wird sicherstellen, dass Informationen mit allen Mitgliedsverbänden geteilt werden, die nicht Teil der Gruppe sind. Gleichzeitig werden auf Anfrage alle für einen weiteren Dialog auf individueller Basis eingeladen. Es ist wichtig, diesen Austausch mit den Nationalverbänden zu führen, die ebenfalls sicherstellen können, dass ihren Trainern und Spielern die Initiativen der Arbeitsgruppe bekannt sind.“

Die Teilnehmenden vor Ort bzw. im Rahmen von Videokonferenzen waren Michele Uva, UEFA-Direktor für Fußball und soziale Verantwortung, sowie Vertreter aus acht Nationalverbänden: Dominique Blanc (Schweiz), Mark Bullingham (England), Ekaterina Fedischina (Russland), Florence Hardouin (Frankreich), Gjis de Jong (Niederlande), Håkan Sjöstrand (Schweden), Terje Svendsen (Norwegen) und Heike Ullrich (Deutschland). Darüber hinaus nahmen auch Thierry Favre (stellvertretender UEFA-Direktor der Division Nationalverbände), Sara Holmgren (Verantwortliche für Vielfalt und Inklusion) sowie der FIFA-Vertreter Andreas Graf (Leiter Menschenrechte und Antidiskriminierung) an den verschiedenen Treffen teil.

Bis zum Turnierbeginn im November 2022 sind weitere Besuche geplant. Darüber hinaus sollen auch 2023 Besuche stattfinden, um das Vermächtnis der WM zu untersuchen.