Der Henri-Delaunay-Pokal – der große Preis der EURO
Freitag, 9. Juli 2021
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Die Stars des europäischen Fußballs wollen alle die legendäre Trophäe für ihre Nationalmannschaft gewinnen.
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Italien oder England machen sich am Sonntag im Wembley Stadion unsterblich, wenn einer der Finalisten die UEFA EURO 2020 gewinnt – und die Spieler und ihre Fans das gesamte Ausmaß dieser Leistung begreifen, wenn der Kapitän den Henri-Delaunay-Pokal in die Luft reckt.
Die begehrte Trophäe, die den größten Wettbewerb des europäischen Fußballs für Nationalmannschaften symbolisiert, trägt den Namen des ehemaligen französischen Fußballfunktionärs, der bei der Entstehung der UEFA im Juni 1954 eine maßgebliche Rolle spielte und bis zu seinem Tod im November 1955 als erster UEFA-Generalsekretär diente.
Henri Delaunays Traum
Henri Delaunay war der Katalysator des Prozesses, der zum Start des Europapokals der Nationen in den 1950ern führte – der Wettbewerb, der später als UEFA-Fußball-Europameisterschaft zu einem der größten Sportwettbewerbe der Welt wurde.
Delaunay hatte seit den 1920ern den Traum, einen europäischen Wettbewerb für Nationalmannschaften einzuführen, und arbeitete weiter an seinem Traum, als die UEFA noch in den Kinderschuhen steckte. Leider erlebte er die Erfüllung seines Traums nicht mehr – aber seine Grundlagen wurden nie vergessen. Als der neue Wettbewerb schließlich beim UEFA-Kongress im Juni 1958 in Stockholm vorgestellt wurde, schlug Ebbe Schwartz – der erste UEFA-Präsident – vor, die Siegertrophäe in Ehren von Henri Delaunay und dessen kreativer Rolle nach ihm zu benennen.
Pierre Pochonet, der Präsident des Französischen Fußballverbands (FFF) gab gleichzeitig bekannt, dass sein Verband die Trophäe anbieten würde. Somit ging die Aufgabe, den neuen Pokal herzustellen, an Henri Delaunays Sohn Pierre, der 1956 seinen verstorbenen Vater als UEFA-Generalsekretär ersetzte und weiter an der Idee arbeitete, die zur bedeutsamen Entscheidung in Stockholm führte.
Der Gedanke hinter der Trophäe
"Europa ist ein Wort griechischer Abstammung und hat seine Wurzeln unweigerlich im Mittelmeerraum", sagte Pierre Delaunay im September 2005 gegenüber UEFA Direct. "Weil Griechenland auch am Anfang der Olympischen Spiele steht, dachte ich, dass ein antikes griechisches Kunstobjekt passend wäre, wenn möglich mit einem Ball. So etwas war allerdings nicht leicht zu finden und auf einer Trophäe zu verwirklichen.
"Ein griechischer Journalist und Freund des Exekutivkomiteemitglieds, Constantin Constantaras, stieß im Archäologiemuseum von Athen auf eine Skulptur, die einen Athleten zeigt, der einen Ball jongliert. Der Pariser Goldschmied Chobillon brachte auf der Rückseite des Pokals ein Abbild dieser Skulptur an."
Die Originaltrophäe wurde später vom Arthus-Bertrand-Unternehmen aus Paris gekauft. Sie wurde beim ersten Endrundenturnier des Europapokals der Nationen mit vier Mannschaften in Frankreich 1960 zur Schau gestellt und wurde insgesamt von zwölf Siegerkapitänen in die Höhe gestemmt.
Eine neue Version
Die betreffende Skulptur überlebte die Umgestaltung der Trophäe durch Asprey, den berühmten, in London sitzenden Goldschmied, Silberschmied und Juwelier, im Vorfeld der UEFA EURO 2008 in Österreich und der Schweiz nicht. Seit der Pokal das erste Mal überreicht wurde, wurde der Europapokal der Nationen für das Turnier 1966-68 in UEFA-Fußball-Europameisterschaft umbenannt, und die Anzahl der Teilnehmer stieg in Relation zum Wachstum des Wettbewerbs hinsichtlich des Formats und der Attraktivität – zunächst von vier auf acht 1980 und dann auf 16 Teilnehmer für das Turnier 1996 in England.
Nachdem das Turnier auf dem Podium der globalen Sportattraktionen seinen erhabenen Platz an der Seite der FIFA-Weltmeisterschaft und der Olympischen Sommerspiele eingenommen hatte, entschied die UEFA, dass eine modernisierte Version der Trophäe benötigt werde, um dem Prestige und der Attraktivität des inzwischen als "EURO" bekannten Wettbewerbs gerecht zu werden.
Die UEFA wollte die Qualität und den Maßstab des Pokals vergrößern, um für die EURO einen Anziehungspunkt zu haben – es herrschte das Gefühl vor, dass die Originaltrophäe zu klein war und von den Pokalen der anderen UEFA-Wettbewerbe übertrumpft wurde. Asprey war ideal für den Job, den Pokal neu zu gestalten. Hinsichtlich des Namens für die neue Trophäe gab es jedoch keine Debatte – Henri Delaunays ewiges Vermächtnis sollte unangetastet bleiben. Die zweite Version des Pokals erinnert in seinem Aussehen an den alten Pokal.
Sie besteht aus Sterling Silber, ist 60 Zentimeter hoch, 18 Zentimeter höher als das Original, und wiegt 8 Kilogramm, womit der Pokal zwei Kilogramm schwerer als die erste Trophäe ist.
Es gibt weitere kleine Unterschiede zwischen der Originalversion und dem neuen Pokal – der silberne Boden wurde vergrößert, um den Pokal zu stabilisieren. Zusätzlich wurden die Namen der siegreichen Nationen, die zuvor auf dem Sockel der alten Trophäe gestanden hatten, nun auf der Rückseite des Pokals eingraviert.
Von den Stars begehrt
Die neue Trophäe wurde bei der Auslosung der Qualifikation zur EURO 2008 in Montreux in der Schweiz am 26. Januar 2006 präsentiert. Als das Turnier zwei Jahre später stattfand, wurde Spaniens Torhüter Iker Casillas der erste, der nach dem Finalsieg in Wien gegen Deutschland das Privileg genießen konnte, die neue Version des Pokals in Empfang zu nehmen.
Europas beste Spieler repräsentieren ihre Länder mit – und der Gewinn des Henri-Delaunay-Pokals ist ein Ziel, von dem jeder träumt, der das Trikot seiner Nationalmannschaft trägt.
Die Fußballwelt blickt nicht nur mit Freude auf das Finale am Sonntag voraus. Fans aus Italien und England stellen sich bestimmt auch schon vor, wie es sich anfühlen wird, wenn ihr siegreicher Kapitän den Henri-Delaunay-Pokal von UEFA-Präsident Aleksander Čeferin überreicht bekommt und diese legendäre Auszeichnung in den Nachthimmel recken darf. Ein weiteres wichtiges Kapitel der ergiebigen und anhaltenden Geschichte des Fußballs neigt sich dem Ende zu…