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UEFA-Präsident Aleksander Čeferin: „Geist der Solidarität“ macht den Fußball stärker als je zuvor

Präsident Kongress

In seiner Eröffnungsrede zum 45. UEFA-Kongress wies der Präsident des europäischen Dachverbands darauf hin, dass der europäische Fußball bei der Bewältigung diverser Krisen der jüngsten Vergangenheit, angefangen mit der Covid-19-Pandemie, auf Einheit statt Eigeninteresse gesetzt habe.

UEFA-Präsident Aleksander Čeferin unterstrich die Bedeutung von Einheit im Kampf des europäischen Fußballs gegen das Covid-19-Pandemie und stellte sich unmissverständlich gegen die Pläne für eine europäische „Super League“.

Vor den Delegierten des 45. UEFA-Kongresses in Montreux am Dienstag rief der Slowene zu einer konzertierten Aktion auf, um die „Destabilisierungsversuche einer kleinen Gruppe von Individuen, die entschlossen sind, die Werte des Fußballs zu begraben“, zu vereiteln.

Solidarität und Geschlossenheit

Der UEFA-Präsident begann seinen Jahresrückblick auf die gemeinsame Antwort der UEFA und der europäischen Fußballfamilie auf eine nie dagewesene Herausforderung: die Covid-19-Krise.

„Angesichts von Widrigkeiten“, so Čeferin, „hat man drei Möglichkeiten: Man kann sich von ihnen bestimmen, zerstören oder stärken lassen. Für mich ist klar, für welche Option wir uns entschieden haben. Die aktuelle Krise, die vor etwas mehr als einem Jahr begonnen hat, wird uns nur noch stärker machen. Und nicht nur das: Der Fußball wird daraus stärker hervorgehen als je zuvor. Warum? Weil der Fußball vom ersten Tag an zusammengestanden ist. Diese Einheit war nicht nur Fassade. Sie war echt, ehrlich und stark. Alle, ohne Ausnahme, haben wir zusammengehalten.“

„Seit über einhundert Jahren eine seiner größten Erfolgsgeschichten“

Der UEFA-Präsident dankte unter anderem dem Weltverband FIFA, den übrigen Kontinentalverbänden, den Nationalverbänden, Klubs, Ligen, Spielergewerkschaften, Fans und nationalen Behörden für die Kooperationsbereitschaft bei der Suche nach Lösungen für eine Vielzahl von Problemen.

„Wir haben gezeigt, dass wir, wenn der Fußball mit einer völlig neuartigen Situation konfrontiert ist, miteinander reden, einander zuhören und Lösungen finden. Ohne Hintergedanken. Diese Krise hat endgültig bewiesen, dass der Fußball zur Identität unserer Gesellschaft gehört. Er ist Teil der Geschichte unseres Kontinents und in unserem kollektiven Gedächtnis verankert. Er ist seit über einhundert Jahren eine seiner größten Erfolgsgeschichten.“

Weiter lobte Aleksander Čeferin insbesondere das medizinische Personal, das an vorderster Front stehe und dafür gesorgt habe, dass die Gesellschaft weiter funktioniere: „Wir sind ihnen zu ewiger Dankbarkeit und uneingeschränkter Unterstützung verpflichtet.“

Hoffnung dank UEFA-Wettbewerben, als die Welt stillstand

Der UEFA-Präsident betonte, dass die Wiederaufnahme der UEFA-Wettbewerbe nach der Zwangspause im letzten Frühjahr wieder Hoffnung gegeben habe, „als die ganze Welt stillstand“.

„Der Fußball ist einzigartig“, so Čeferin. „Er ist nicht nur ein Hobby, er ist viel mehr als nur ein Spiel und er ist mehr als nur eine Leidenschaft. Er bringt Menschen zusammen und bringt Licht in ihr Leben. Als der Spielbetrieb nach einer mehrmonatigen Pause wieder aufgenommen wurde (...), da hat er den Menschen wieder einen Rahmen gegeben, und Orientierung. Für viele war der Fußball ein echter Silberstreif am Horizont, der gezeigt hat, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt.“

Über die EURO 2020: „Die perfekte Gelegenheit, der Welt zu zeigen, dass Europa anpassungsfähig ist.“

Der UEFA-Präsident rief dazu auf, bei der Bewältigung künftiger Herausforderungen Resilienz und visionäres Denken zu beweisen. Dies gelte auch für die Organisation der um ein Jahr verschobenen EM-Endrunde in diesem Sommer.

„Seien Sie versichert, wir werden bereit sein“, so der UEFA-Präsident. „Dank den Ausrichterverbänden und den Behörden in den Ausrichterländern konnten wir Anpassungen vornehmen und versuchen, eine möglichst ,normale‘ EURO auf die Beine zu stellen. Es wird die erste Veranstaltung von weltweiter Dimension sein, die seit Ausbruch der Pandemie durchgeführt wird – die perfekte Gelegenheit, der Welt zu zeigen, dass Europa anpassungsfähig ist. Europa lebt und feiert das Leben. Europa ist zurück.

(...) Ich bin zuversichtlich. Wir haben inzwischen Erfahrung: Fast 1 300 UEFA-Spiele wurden seit August organisiert, 98,4 % davon völlig problemlos. Und vergessen wir nicht, dass bereits der UEFA-Superpokal 2020 in Budapest erfolgreich mit Zuschauern – damals 30 % der Stadionkapazität – über die Bühne gegangen ist. Wenn im Juni der Anpfiff zur EURO erfolgt, wird ein Großteil der Menschen geimpft sein, es werden Schnelltests zur Verfügung stehen und es werden drastische Hygienemaßnahmen gelten, um den Event noch sicherer zu machen. Wir werden keinerlei Risiken eingehen.“

Finanzielles Fairplay

Der UEFA-Präsident unterstrich die Entschlossenheit der UEFA, Vereinen, die aufgrund der Covid-19-Krise in finanziellen Schwierigkeiten steckten, zu helfen.

„Ich habe (...) gelesen, dass wir vorhaben, das finanzielle Fairplay abzuschaffen. Lassen Sie es mich deutlich sagen: Das wird nicht passieren. Allerdings müssen wir es an die neuen Realitäten anpassen. Wir müssen zu Investitionen ermuntern und diese auch zulassen. Wir müssen einige der Ungerechtigkeiten, die das finanzielle Fairplay aktuell indirekt mit sich bringt, korrigieren.“

Über Diskriminierung: „Ist nicht hinnehmbar und muss unterbunden werden.“

Aleksander Čeferin sprach sich dafür aus, neue Formen von Diskriminierung proaktiv zu bekämpfen.

„Es gab (...) Fälle von Beleidigungen auf dem Platz und in den sozialen Medien. Das ist nicht hinnehmbar und muss unterbunden werden. Eine Kultur des Hasses ungestraft heranwachsen zu lassen, ist gefährlich, sehr gefährlich – nicht nur für den Fußball, sondern für die Gesellschaft als Ganzes. Wir haben genug von diesen Feiglingen, die sich in der Anonymität verstecken, um ihr ideologisches Gift zu verspritzen.“

„Egoismus ersetzt Solidarität“

Anschließend befasste sich der UEFA-Präsident mit den am Wochenende bekanntgewordenen Plänen einer Gruppe europäischer Klubs, sich in einer ,Super League‘ abzuspalten.

„Es ist in den letzten Jahren zu Verschiebungen gekommen. Semantischen und ideologischen Verschiebungen. Verschiebungen, bei denen allzu oft ignoriert wird, was auf dem Platz passiert, bei denen die sportliche Leistung ignoriert wird. Verschiebungen, die aufhören müssen.

Das Ziel besteht für einige letztendlich nicht mehr darin, den Trophäenschrank im Vereinsheim zu füllen, sondern das Bankkonto. Geringschätzung (für kleinere Klubs, traditionsbewusste Fans oder Institutionen) ist dabei, die Moral zu ersetzen. Egoismus ersetzt Solidarität. Geld ist wichtiger geworden als Ruhm, Gier wichtiger als Loyalität, Dividenden wichtiger als Leidenschaft.

Der Fußball ist Teil unseres kulturellen Erbes. Die Champions League ist Teil davon. Wir sind die Wächter eines Ideals – das Ideal offener Wettbewerbe, in denen jeder träumen darf. Respekt für die Geschichte. Respekt für Traditionen. Respekt für andere. Das bedeutet etwas.

Aber es gibt einen Grund dafür, dass der europäische Fußball auf Klub- und Nationalmannschaftsebene weltweit führend ist. Nämlich, weil er auf einem klaren Modell basiert, das sich über lange Jahre bewährt hat. Ein Modell, das auf Vielfalt gegründet ist. Die Vielfalt ist das, was die europäische Gesellschaft einzigartig macht. Dasselbe gilt für den Fußball. Die Menschen müssen wissen, dass alles möglich ist. Die Menschen müssen wissen, dass alle eine Chance haben. Wir müssen die Möglichkeit zu träumen bewahren.“

Giganten in Europa – dank der UEFA…

„Die ,großen‘ Klubs von heute gehörten früher vielleicht nicht unbedingt zu den Großen, und es gibt keine Garantie, dass sie in Zukunft dazugehören werden. Fußball ist dynamisch und unvorhersehbar. Das ist es, was ihn so einzigartig macht.

Die Klubs, die sich heute für ,groß‘ und unantastbar halten, sollten sich daran erinnern, von wo sie kommen. Und sie sollten sich bewusst machen, dass sie ihren heutigen Status als Giganten des europäischen Fußballs zumindest teilweise auch der UEFA verdanken, die seit über 60 Jahren das Ideal von Wettbewerben schützt, bei denen der Zugang ausschließlich auf dem sportlichen Erfolg beruht. Wer weiß, wo sie ohne die UEFA heute stünden.“

Die Weitsicht der UEFA

Es scheine, so der Chef des europäischen Dachverbands weiter, „als ob eine kleine Handvoll Vereinsbosse versuchte, von der Situation der letzten Monate zu profitieren, um ihre Forderungen durchzusetzen und sich unser Erbe unter den Nagel zu reißen.

Sie haben versucht, den Fußball, eines der letzten verbliebenen Gemeingüter, zu privatisieren. Aber wir waren vorbereitet, wir hatten es schon erwartet. Wir hatten bereits unsere Vision entwickelt – eine Vision, an der wir nun schon seit über zwei Jahren arbeiten. Und wir haben die Rückendeckung der großen Mehrheit der Vereine, einschließlich vieler Giganten des Fußballs, die diesen Sport, seine Geschichte und seine Ideale respektieren.“

Direkt wandte sich Aleksander Čeferin an die abtrünnigen englischen Klubs. „Meine Herren, Sie haben einen riesigen Fehler gemacht. (...) Was zählt, ist, dass Sie Ihre Meinung noch ändern können. Kehren Sie um. Kommen Sie zur Vernunft. Tun Sie es aus Respekt vor der englischen Bevölkerung, für das Heimatland des Fußballs.“

„Dem Fußball der Zukunft den Weg bereiten“

Im Anschluss verwies der Präsident auf das langwierige Konsultationsverfahren hinter der Ausgestaltung des am Montag von der UEFA präsentierten, neuen Formats für die Klubwettbewerbe. Dieses soll ab der Saison 2024/25 in der UEFA Champions League, der UEFA Europa League und der UEFA Europa Conference League gelten.

„Es handelt sich nicht um einen Kompromiss. [Es ist] ein ehrgeiziges Projekt, das die überwiegende Mehrheit von uns mitträgt“, so der oberste Vertreter des europäischen Fußballs. „Die Wettbewerbe werden auch weiterhin allen offenstehen, mit mehr Teilnehmern aus mehr Ländern, mehr bedeutsamen Spielen und größeren Chancen für kleinere Vereine weiterzukommen.“

Im administrativen Bereich werde die UEFA „der Dachverband bleiben und gleichzeitig die Klubs stärker einbeziehen, um den europäischen Fußball im Geiste der Zusammenarbeit weiterzuentwickeln. Kurz gesagt, es handelt sich um einen sehr ausgewogenen Ehrgeiz. (...) Ich glaube, dass wir mit diesen Reformen dem Fußball der Zukunft den Weg bereiten... während einige selbstsüchtige Personen versuchen, diesen einzigartigen Sport zu zerstören.“

„Wir haben die Solidarität gewählt.“

„In Krisenzeiten“, schloss Aleksander Čeferin, „hat der Mensch die Wahl zwischen zwei Optionen: Eigeninteresse oder Solidarität. Sie – wir – haben die Solidarität gewählt, auf allen Ebenen. Eine Wahl, die es uns und dem Fußball ermöglicht, aus dieser Krise stärker hervorzugehen als je zuvor.“