Aberglaube im europäischen Fußball
Freitag, 13. Januar 2017
Artikel-Zusammenfassung
Heute ist Freitag der 13., der in manchen Regionen ja Unheil bringen soll. Also ist es genau der richtige Tag, sich dem Aberglauben im Fußball zu widmen. Achtung: Es könnte kurios werden.
Top-Medien-Inhalte des Artikels
Artikel-Aufbau
Vorbereitung auf das Spiel
Kolo Touré wollte während seiner Zeit bei Arsenal immer der letzte Spieler sein, der den Platz betrat. Dies sollte Probleme bereiten bei der Partie in der UEFA Champions League 2009 gegen die Roma, als sich Mannschaftskollege William Gallas nach der Halbzeitpause zwangläufig wegen einer verletzungsbedingten Behandlung verspätete. Touré sah sich nicht in der Lage, den Platz zu betreten, ehe Gallas kam, sodass die Partie zunächst mit zwei Spielern weniger fortgesetzt wurde. Und dann erhielt der Ivorer auch noch die Gelbe Karte, als er anschließend den Platz ohne Erlaubnis des Schiedsrichters betrat.
Tomáš Rosický, früherer Kapitän der Tschechischen Republik, sang die Nationalhymne niemals laut mit, nachdem er festgestellt hatte, dass Spiele verloren gegangen waren, als er vor Spielen im Juniorenbereich die Hymne lauthals intoniert hatte. Deutschlands Nationalspieler Mario Gomez verzichtete völlig auf das Mitsingen, weil er anlässlich eines Jugendspiels mal nicht mitgesungen und dann prompt getroffen hatte.
John Terry von Chelsea hat ebenfalls seine Rituale. Lange Zeit hörte er vor jedem Spiel in seinem Auto immer die gleiche Usher-CD, fuhr in die gleiche Parkbucht, saß auf dem gleichen Platz im Mannschaftsbus und benutzte stets das gleiche Paar Schienbeinschoner, ehe es ihm nach zehn Jahren im Rahmen eines Spiels beim FC Barcelona abhanden kam.
Laurent Blanc küsste vor jedem Spiel bei der für Frankreich erfolgreichen FIFA-WM 1998 die Glatze seines Keepers Fabien Barthez. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass seine Mannschaft vor jeder Partie in der Umkleidekabine den Hit von Gloria Gaynor, I Will Survive, hörte.
Geheimnisse der Stürmer
Während seiner Zeit bei Ajax versetzte Johan Cruyff angeblich Torhüter Gert Bals vor jedem Spiel einen leichten Schlag in den Magen, ehe er dann noch vor dem Anstoß seinen Kaugummi in die gegnerische Hälfte spuckte. Und Cruyffs Mannschaftskamerad Gerrie Mürhen bestand darauf, bei Europapokalspielen die Unterhose des Kollegen Sjaak Swart zu tragen.
England-Stürmer Gary Lineker schoss beim Warmmachen niemals aufs Tor, weil er keinen Treffer unnötig verschwenden wollte. Und sollte er in der ersten Halbzeit nicht getroffen haben, dann wechselte er in der Pause sein Trikot.
Serhiy Rebrov, Trainer von Dynamo Kiew, hatte während seiner aktiven Karriere ebenfalls seine Marotten. Nach einem Sieg setzte er alles daran, einen identischen Tag vor der nächsten Partie hinzulegen. Er stand zur gleichen Zeit auf, aß das Gleiche und sprach mit den gleichen Leuten.
Torhüter-Spleens
Während seiner Zeit bei Liverpool hatte Pepe Reina die Angewohnheit, immer an der gleichen Tankstelle zu tanken, egal, ob das nötig war oder nicht. Und er stellte sein Auto an der Anfield Road immer in der Parkbucht 39 ab.
Der ehemalige England-Goalkeeper David James hat eine ganze Liste von Ritualen. So besuchte er vor jedem Spiel die Urinale, wartete, bis keiner mehr da war und spuckte gegen die Wand.
Artem Rebrov von Spartak Moskau, küsst vor jedem Spiel die Torpfosten und spricht mit ihnen.
Klamotten
Rumäniens Nationalstürmer Adrian Mutu hatte einen komischen Spleen: Vor jedem Spiel stopfte er in seine Stutzen ein paar Basilikum-Blätter. Gerüchten zufolge ließ ihn seine Ex-Freundin mit einem Fluch belegen. "Kein Problem", meinte Mutu. "Ein Fluch kann mir nichts anhaben, denn ich trage meine Unterwäsche immer verkehrt herum."
Gheorghe Popescu hatte bei Galatasaray einen Horror davor, wenn seine Mannschaftskollegen ihre Schuhe mit den Stollen nach oben hielten. So etwas bringt Pech, war seine Meinung. Zumindest war dies nicht im UEFA-Pokal-Finale 2000 der Fall, als er im Elfmeterschießen gegen Arsenal traf.
Der vielgereiste italienische Trainer Renzo Ulivieri glaubte fest an die Magie seines Glücksmantels, denn er einmal selbst bei einem Spiel in Palermo trug, als es 35 Grad hatte.
Ganz abgedreht ist die Angewohnheit von Mario Mandžukić, seine Hand vor jedem Spiel zu verbinden. Abgeschaut hat er sich dies bei den Boxern. "Es ist unmöglich, dass mir ein Physio vor einem Match nicht die Hände verbindet", sagte der Kroate.
Valencias Álvaro Negredo gestand jüngst, nach einem Tor im darauffolgenden Spiel wieder das gleiche Trikot anzuziehen. Er machte aber klar, dass dieses Trikot natürlich gewaschen werde. Und er zudem ist einer von jenen Spielern, die als Letzter den Tunnel verlassen.
Als Trainer von Stuttgart bestand Armin Veh darauf, dass seine Mannschaft in so vielen Spielen wie möglich statt der weißen die roten Trikots trug. Er war der Meinung, dass "wir in den roten aggressiver als in den weißen sind".
Und sein Trainerkollege André Schubert stand in seinen ersten sechs Bundesligaspielen immer mit demselben Hoodie an der Seitenlinie. Alle Spiele wurden gewonnen, Schubert wurde vom Interims- zum Cheftrainer befördert und der Pullover wurde zum absoluten Renner im Fanshop. Schade nur, dass Schubert in der UEFA Champions League zum feinen Zwirn greifen musste, sonst hätten die Fohlen doch ganz sicher die Gruppenphase überstanden, oder etwa nicht?
Glücksbringer
Eusébio, einstiger Superstar beiBenfica, hatte eine Glücksmünze, die er an Spieltagen stets in einem Schuh aufbewahrte. Und in den Jahren vor seinem Tod trug er stets ein weißes Handtuch, wenn die portugiesische Nationalmannschaft spiele.
Der bosnische Mittelfeldspieler Bruno Akrapović hatte eine Vorliebe für das Trikot mit der Nummer 8 während seiner langen Karriere in Deutschland. Der Grund? Er unterschrieb seinen ersten Vertrag in Deutschland am 8. August 1988 - bei Arminia Hannover.
Omar Borg, Torhüter in Malta bei Mosta, hat gleich zwei Glückbringer. Ein religiöses Symbol, das einst seiner Oma gehörte, und ein rosa Band seiner kleinen Tochter. "Ich trage es immer, wenn ich spiele, diese Dinge geben mir zusätzliche Energie", sagte er zu UEFA.com. "Wann immer ich diese Sachen vor einem Spiel nicht finden kann, habe ich mehr Panik, als wenn ich meine Handschuhe verloren hätte."
Flüche
Barry Fry, ehemaliger Trainer von Birmingham City, war der Meinung, dass das Stadion des Klubs, St Andrew', verflucht war. Um den Fluch zu bannen, musste in alle vier Ecken des Platzes gepinkelt werden. "Und hat es funktioniert?", wurde er später gefragt. "Wir haben angefangen zu gewinnen, dann haben sie mich gefeuert, wahrscheinlich also nicht."
Nachdem Béla Guttmann 1961/62 mit Benfica den Pokal der europäischen Meistervereine gewonnen hatte, verließ der ungarische Trainer den Verein bald darauf im Zorn - nicht ohne gegenüber der Vorstandschaft einen Fluch auszustoßen. Er prophezeite, dass der Verein in den nächsten 100 Jahren keinen Europapokal mehr gewinnen würde. Und in der Tat. Seitdem haben sie acht europäische Endspiele bestritten, alle wurden verloren.
Der ehemalige Trainer von Eintracht Frankfurt, Horst Ehrmanntraut, verbannte seinen Assistenztrainer Bernhard Lippert vor jedem Spiel aus der Umkleidekabine, denn angeblich strahle dieser "negative Energie" aus. Lippert sagte später: "Ich habe nicht gern draußen gewartet, aber Horst hatte diverse Schrullen, und ich hatte gelernt, damit umzugehen." Ein weiterer Spleen gefällig? Ehrmanntraut zog es vor, einem Spiel nicht von der Bank aus zu folgen, sondern von einem billigen weißen Plastikstuhl aus, der näher am Spielfeld stand. "Ich konnte mich so besser auf das Spiel konzentrieren", sagte er. Sein Stuhl hat nun einen Platz im Eintracht-Museum.