Fußball hilft jungen Roma, im Leben erfolgreich zu sein
Dienstag, 22. Oktober 2019
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Der Fußball bietet den beiden jungen Roma Nicușor „Beto“ Vasile und Raluca Petre, die in einem benachteiligten Viertel in der rumänischen Hauptstadt Bukarest leben, eine neue Zukunftsperspektive.
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Jeden Monat berichtet die UEFA im Rahmen ihrer Kampagne #EqualGame über eine Person aus einem ihrer 55 Mitgliedsverbände. Sie alle sind Beispiele dafür, wie der Fußball Inklusion, Zugang zum Sport und Vielfalt fördert und dass Behinderung, Religion, sexuelle Orientierung, ethnische Zugehörigkeit und soziale Herkunft kein Hindernis sind, Fußball zu spielen und Spaß daran zu haben.
Zwei junge Roma aus der rumänischen Hauptstadt Bukarest schauen zuversichtlich nach vorne und nutzen dabei Fußball als Instrument für ihre persönliche Entwicklung.
Nicușor „Beto“ Vasile (13) und Raluca Petre (14) leben in Ferentari, einem benachteiligten Viertel in Bukarest. Beto wohnt zusammen mit seiner Mutter und drei Brüdern in einem einzigen Zimmer, während Raluca mit ihren Eltern, drei Brüdern und zwei Schwestern lebt.
Ihr Leben hat sich deutlich verbessert, seitdem sie den lokalen „Alternative Education Club“ (AEC) besuchen – dieses Projekt wird vom Zentrum für Roma und Minderheiten durchgeführt. Im Rahmen verschiedener Aktivitäten wie Fußball wird den jungen Menschen vermittelt, wieder Hoffnung und den Glauben an einer bessere Zukunft zu bekommen.
Beto und seine Familie leben in einem Raum ohne Stromversorgung. „Das Leben ist nicht wirklich leicht in meinem Viertel. Es ist eigentlich sogar ziemlich schwer“, erklärt Beto, der mit acht Jahren begonnen hat, Fußball zu spielen. Neben seinen Schulaufgaben findet Beto nun Freude und Spaß bei seinem Lieblingssport.
Ralucas Vater arbeitet auf dem Bau und ihre Mutter ist Hausfrau. „Meine Brüder sind 22 bzw. 15 Jahre alt“, so Raluca. „Und ich habe noch eine 13-jährige Schwester, einen weiteren Bruder, der zehn ist, und mein jüngste Schwester, die erst vier Jahre alt ist. Manchmal passe ich auf meine jüngere Schwester auf, wenn meine Mutter viel zu tun hat.“ Vor allem auf Anraten der Mutter besucht Raluca seit rund drei Jahren das AEC und ist seither vom Fußballfieber befallen.
Der AEC ist ein wichtiges Instrument, um jungen Menschen wie Beto und Raluca neue Zukunftsperspektiven aufzuzeigen.
„Der AEC ist für mich einfach perfekt“, sagt Beto. „Ich kann hierher kommen und Fußball spielen. Das finde ich wirklich gut. Ich bin übrigens Stürmer.“
„Ich habe im AEC gelernt, Fußball zu spielen“, erinnert sich Raluca, die außerdem einmal pro Woche mit einem Fußballklub in Bukarest trainiert. „Ich kommen sehr gerne in den AEC, weil wir hier spielen und Spaß haben. Danach machen wir unsere Hausaufgaben und reden zusammen.“
„Der AEC bietet viele interessante Aktivitäten für Kinder“, erklärt Sabina Antoci, Geschäftsführerin des Zentrums für Roma und Minderheiten. „Die Kinder entdecken durch kreative, sportliche und künstlerische Workshops ihre Talente sowie verschiedene alltägliche und soziale Fähigkeiten. Seit sie an den Aktivitäten des AEC teilnehmen, sind sie selbstbewusster und fühlen sich gestärkt. Sie sehen, dass es Perspektiven jenseits der Armut, in der sie leben, gibt. Wir wollen dieses Modell auf so viele benachteiligte Gegenden in Rumänien wie möglich ausweiten und Kindern, die sonst keinen Zugang zu Bildung haben, helfen, eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu erhalten.“
Die Roma machen rund 3 % der rumänischen Bevölkerung aus. Mit 600 000 Personen gehören sie zur größten Minderheitengruppe des Landes. Beide Teenager sind sich ihrer Roma-Wurzeln sehr bewusst. „Ich fühle mich schlecht, wenn jemand negativ über Roma spricht“, gibt Beto zu und Raluca pflichtet ihm bei: „Ich werde immer wütend, denn auch ich gehöre zu dieser Gruppe. Das Leben in unserem Viertel ist viel schwerer als woanders. Es ist einfach anders.“ Allerdings sagt sie auch, dass das Leben in wohlhabenderen Gegenden nicht unbedingt einfacher ist. „Ich glaube nicht, dass Geld unbedingt ein besseres Umfeld schafft“, erklärt Raluca kategorisch.
Der AEC spielt eine wichtige gesellschaftliche Rolle, weil er junge Roma und rumänische Jugendliche zusammenbringt und sich darum bemüht, diese zu einen. „Hier sind wir alle gleich“, so Raluca. Es ist egal, ob wir Rumänen oder Roma sind, wir sind alle gleich. Hier dürfen wir nicht so reden wie in der Schule. So ist es uns zum Beispiel nicht erlaubt, uns über die anderen lustig machen.“
Der Traum vom Fußball ist für Beto und Raluca, die beide begeisterte Anhänger von Barcelona-Star Lionel Messi sind, greifbar. Ihre Erfahrungen beim AEC eröffnen ihnen Möglichkeiten, die eines Tages vielleicht dazu führen, sich selbst im Fußball durchzusetzen.
„Ich fühle mich richtig gut, wenn ich Fußball spiele, weil mir dieser Sport gefällt“, so Raluca. Auch die Idee, zusätzlich als Trainerin aktiv zu sein, hat für Raluca einen großen Reiz. „Ich will etwas daraus machen“, erklärt sie entschieden. „Durch Fußball bin ich viel selbstbewusster geworden. Er hat mir geholfen, daran zu glauben, dass ich wie alle anderen sein und etwas erreichen kann. Ich will mir einen beruflichen Weg bahnen und mir einen Namen im Fußball machen.“
„Wenn ich Fußball spiele, fühlt es sich einfach super an. Dann fühle ich mich richtig wohl“, so Beto. „Ich spiele immer, außer es regnet. Wenn ich groß bin, will ich Fußballer werden. Und ich möchte ein guter und großzügiger Mensch werden.“
Die beiden Jugendlichen verstehen die nachhaltige Kraft des Fußball, Gutes in der Gesellschaft zu bewirken, und sind ein gutes Beispiel für die Werte der UEFA-Kampagne #EqualGame.
„Durch den Fußball habe ich Freunde gefunden“, sagt Beto. „Ich denke, Fußball ist für alle Menschen.“
Raluca stimmt ihm aus ganzem Herzen zu. „Ich glaube, dass Fußball für Mädchen und Jungen da ist. Ich sehe viele Mädchen aus meinem Viertel, die gerne Fußball spielen. Fußball ist für alle Menschen auf der Welt.“