Rot-weiß-rote Bundesliga
Dienstag, 17. August 2010
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Noch nie waren in der höchsten deutschen Spielklasse so viele Österreicher beschäftigt. Nach langen Jahren der personellen Dürre überschwemmen die Alpen-Kicker geradezu die Bundesliga.
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Es war ein Pflichtspieldebüt nach Maß. In der 74. Minute wurde Erwin Hoffer im DFB-Pokal gegen VfL Osnabrück eingewechselt, in der Verlängerung zeigte der pfeilschnelle Stürmer gleich mit den Siegtreffern zum 2:1 und 3:1 sein Können auf. ÖFB-Teamchef Dietmar Constantini bezeichnete den Vollblut-Stürmer einmal als "laufende Handgranate", der ehemalige Nationaltrainer Josef Hickersberger meinte, er habe "Turbinen statt Oberschenkel" - jetzt ist der neue Stürmer des 1. FC Kaiserslautern auf der Jagd nach einer weiteren Metapher.
Damit ist er nicht alleine, denn die Bundesliga wird in dieser Saison von Österreichern geradezu überschwemmt. Nur Brasilien und Kroatien haben derzeit mehr Gastarbeiter in der höchsten deutschen Spielklasse als die Alpen-Republik. Stolze 15 Kicker sind es. Elf davon liegen im Altersbereich zwischen 18 und 24 Jahren, keiner hat den 29. Geburtstag überschritten.
Aufgrund der gleichen Sprache und der ähnlichen Kultur wäre es ja naheliegend, dass viele Spieler aus Österreich im nördlichen Nachbarland ihrer Arbeit nachgehen. Doch es war nicht immer so. Außer den Profis, die heute noch in der Bundesliga spielen, durften im letzten Jahrzehnt nur 15 Spieler auflaufen, nur knapp mehr als die Hälfte davon hatte danach mehr als 20 Einsätze im Lebenslauf stehen.
Die Zeit als rot-weiß-rote Kicker in Deutschland Leistungsträger waren, schien vorbei. Nachfolger von Andreas Herzog, Anton Polster, Wolfgang Feiersinger oder Franz Wohlfahrt gab es schlichtweg nicht. Nicht nur deswegen stellte der ÖFB sein gesamtes Nachwuchskonzept gehörig um - und endlich scheint es Früchte zu tragen.
Neben Hoffer darf nun auch das Offensivtalent Rubin Okotie vom 1. FC Nürnberg auf Torjagd gehen. Vorausgesetzt sein Körper spielt dabei mit, denn aufgrund schwerer Verletzungen konnte der Stürmer seit einem Jahr kein Pflichtspiel mehr bestreiten. Emanuel Pogatetz, der lange Jahre in der englischen Premier League Erfahrungen sammelte, soll nun der Innenverteidigung von Hannover 96 Stabilität verleihen. Auf gewisse Spiele freut sich der Nationalspieler natürlich besonders: "Das eine oder andere Österreicher-Duell wird es dieses Jahr sicher geben. Ich finde es sehr positiv, dass jetzt so viele Österreicher in Deutschland spielen."
"Es ist auf alle Fälle ein gutes Zeichen für den österreichischen Fußball - auch für die Jugend, die nachkommt", meinte Sebastian Prödl der gerade den verletzten Naldo in der Stamm-Innenverteidigung des SV Werder Bremen vertritt. Wenn er endlich einmal fit bleibt, dann könnte dies die Saison von Ümit Korkmaz sein. In den letzten zwei Saisonen bei Eintracht Frankfurt brach sich der Flügelflitzer nicht weniger als fünf Mal die Knochen. "Wenn ein österreichischer Fußballer nach Deutschland wechselt, macht er sich oft einen unnötigen Druck, dann funktioniert es nicht mehr", meinte er. Eine Problematik, an der in der Vergangenheit wohl einige Talente scheiterten.
Die größten Hoffnungen setzt der rot-weiß-rote Fußball in Marko Arnautović und David Alaba. So unterschiedlich sie auch von der Persönlichkeit her sein mögen, das Talent, welches in ihnen steckt, verbindet die beiden. Der eine soll bei Werder für Furore sorgen, dem anderen gibt man beim großen FC Bayern München noch etwas Zeit, um sich für den großen Durchbruch vorzubereiten.
Selbst wenn die genannten Spieler allesamt scheitern sollten, eine weitere "Dürreperiode" österreichischer Akteure in der höchsten deutschen Spielklasse ist nahezu auszuschließen. Denn auch in den Nachwuchsmannschaften und Amateurteams ist die Anzahl an Legionären auf einem absoluten Rekord-Hoch. Ein neuer Andi Herzog oder Toni Polster ist also nur eine Frage der Zeit ...