Mut zur Offensive bringt Kroatien zur EM
Mittwoch, 19. November 2003
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Kroatien spielte gegen Slowenien offensiv und wurde dafür belohnt.
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Betrachtet man Hin- und Rückspiel der UEFA EURO 2004™-Play-offs, so war der Unterschied zwischen Kroatien und Slowenien sehr gering.
Offensive Ausrichtung
Wenn es einen Unterschied gab, dann war es wohl die offensivere Ausrichtung, mit der Kroatien am Samstag in Zagreb und gestern Abend in Ljubljana agierte. Diese erwies sich innerhalb von nur zwei Minuten als entscheidend, denn Kroatien, das nach dem Platzverweis von Igor Tudor nur noch zehn Mann auf dem Platz hatte, spielte dennoch nach vorne und ermöglichte Dado Pršo seinen zweiten Play-off-Treffer sowie sich selbst im dritten Anlauf die dritte Teilnahme an einer UEFA-Europameisterschaft.
Stürmer freut sich
Wenige Augenblicke nach dem Schlusspfiff gab der Stürmer des AS Monaco FC zu, dass sich seine Mannschaft sehr schwer getan hatte. "Ich habe vorher gesagt, dass es hart werden würde, und wir mussten in beiden Spielen die bessere Mannschaft sein, um uns in Addition durchzusetzen", sagte Pršo. "Aber ich muss zugeben, dass Slowenien sehr gut gespielt hat. Nach dem 1:1-Unentschieden in Zagreb war es schwer, aber wir haben es geschafft."
Lücke gefunden
Aufgrund des Ergebnisses aus dem Hinspiel musste Kroatien einen Treffer erzielen, um ein Ausscheiden nach der Auswärtstorregel zu vermeiden. In den ersten zehn Minuten traf Rückkehrer Tomislav Šokota den Pfosten, und auch wenn die Abwehr der Slowenen wie schon im Hinspiel sehr kompakt stand, fand Pršo doch noch eine Lücke und schob den Ball unter Schlussmann Mladen Dabanovic hindurch ins Tor.
Sechs neue Spieler
Šokota war einer von sechs neuen Spielern in der von Trainer Otto Baric umgekrempelten kroatischen Startelf. Auch Robert Kovac, Josip Šimunic, Darijo Srna, Milan Rapaic und Giovani Rosso rückten ins Team. Alle sechs rechtfertigten ihre Aufstellung, und Rapaic sagte: "Ich bin sehr froh. Jetzt können wir nach Kroatien zurückkehren und feiern. Es ist ein tolles Gefühl."
"Sehr, sehr hart"
Niko Kovac, der in beiden Partien in der Anfangsformation stand, gab zu: "Es war sehr, sehr hart. Wir waren nervös, und es war sehr schwer, gegen die kompakte slowenische Abwehr zu spielen. Aber letztlich haben wir bewiesen, dass wir die bessere Mannschaft sind." Dies musste auch Sloweniens Nationaltrainer Bojan Prašnikar einräumen.
Preis bezahlt
"Ich möchte Herrn Baric und der kroatischen Mannschaft gratulieren", sagte er. "Sie haben es verdient, die Endrunde zu erreichen. Wir haben einen großen Fehler gemacht, und der Preis, den wir dafür bezahlen, ist, dass wir nicht zur EM fahren." Sein Team, das einen Mann mehr auf dem Feld hatte, warf in den letzten Minuten alles nach vorne, spielte aber zu keinem Zeitpunkt so schnell wie die Kroaten.
Glauben des Trainers
Baric hatte seine Mannschaft nach dem Remis in Zagreb kritisiert, was auch seine zahlreichen Umstellungen erklärt, doch nach der feststehenden Qualifikation für Portugal war seine Laune natürlich wesentlich besser. "Ich habe immer an die Mannschaft geglaubt", sagte er. "Wir waren besser, und ich bin glücklich, dass wir uns für die Europameisterschaft qualifiziert haben."
Beeindruckende Leistung
Slowenien war bei der letztjährigen Weltmeisterschaft das kleinste teilnehmende Land, und für eine Nation mit nur zwei Millionen Einwohnern ist es eine beeindruckende Leistung, so kurz vor der dritten Teilnahme in Folge an einem großen Turnier gestanden zu haben. Kroatien hat sich in seinem ersten Jahrzehnt auf der internationalen Fußballbühne in der Spitze etabliert, und mit Pršo haben sie wieder einen Stürmer der absoluten Spitzenklasse. Sie haben sich ihre EM-Teilnahme wahrlich verdient.