Russland will Traum von Wales platzen lassen
Freitag, 14. November 2003
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Eine Nation mit drei Millionen Einwohnern wird versuchen, ein Land zu schlagen, in dem 50 Mal so viele Menschen wohnen, wenn am Samstag in Moskau Russland auf Wales trifft.
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Von Trevor Haylett in Moskau
Hinsichtlich der Größe mag zwischen den zwei Nationen, die am Samstag in Moskau aufeinandertreffen, ein großer Unterschied bestehen, doch in einem ähneln sie sich genau - beide wollen einen Platz in Portugal.
Russland in besserer Form
Wales reist in Russland ohne drei Schlüsselspieler und mit einem fraglichen Kandidaten an, sowie im Bewusstsein, dass sie die Qualifikation mit einer Niederlage beendeten, während der Gastgeber am Ende noch einmal triumphierte. Eine schwere Aufgabe für eine Nation, die mit drei Millionen Einwohnern nur den 50. Teil der Bewohner hat wie die mächtigen Hausherren. Dennoch glaubt der walisische Cheftrainer Mark Hughes fest daran, dass Wales nach 1958 wieder in die Endrunde eines großen Turniers einziehen kann. Seine Zuversicht schöpft er aus dem Erreichen der Play-offs.
Walisische Zweifel
"Der schwierige Teil ist die Qualifikation", sagte Hughes am Vorabend des Hinspiels. "Wir haben uns in den letzen Qualifikationsspielen mehr oder weniger durchgewurschtelt, doch nun sind es zwei einzelne Partien und ich denke nicht, dass irgend etwas, was vorher passiert ist, darauf Einfluss haben wird." Seine wichtigsten Akteure in der Qualifikation waren unter anderem Ryan Giggs, John Hartson, Craig Bellamy und Simon Davies, wobei die beiden Letzteren verletzungsbedingt ausfallen. Hughes betont jedoch eindringlich, dass jedes Mitglied der Mannschaft "für Wales seine beste Leistung bringen muss", wenn man es schaffen will.
"Vollkommene Mannschaft"
"Es wird schwierig. Russland ist eine vollkommene Mannschaft", fügte er an. "Physisch sind sie wirklich überlegen, doch wir haben Spieler, die jeder Mannschaft der Welt Probleme bereiten können. Die harte Arbeit von vier Jahren wird sich nun in 180 Fußball-Minuten zeigen, und wir wollen das Beste herausholen."
Herausragende Bilanz
Russland hat in Moskau nur ein Qualifikationsspiel verloren, und die frühere Sowjetunion musste überhaupt keine Niederlage einstecken. Nachdem die Russen die Qualifikation in der Gruppe 10 mit zwei Siegen in Folge und sieben Toren abschlossen - vier davon schossen sie gegen die Schweiz, die sich direkt qualifizieren konnte - haben sie nun genug Selbstvertrauen, um zu Hause im Lokomotiv-Stadion vor dem Rückspiel am Mittwoch in Cardiff einen Vorsprung herauszuholen.
Yartsev warnt
Doch auch die Heimmannschaft spürt den Druck. Georgi Yartsev, der im August als Interimscoach verpflichtet wurde, wollte sich zu den Spekulationen um eine Verlängerung seines Engagements bei der Nationalelf nach den Play-offs nicht weiter äußern. Ihm gibt eher zu denken, dass einige Beteiligte Wales nicht ganz ernst nehmen. "Ich mache mir Sorgen, dass wir sie unterschätzen könnten. Das müssen wir ablegen", so Yartsev. "Wales ist ein starkes Team, das in einer hochkarätigen Gruppe den zweiten Platz herausgeholt hat. In deren Mannschaft sind einige Spieler, die sowohl auf europäischer als auch auf internationaler Ebene Spitzenniveau zeigen. Es wird nicht einfach."
Evseev fraglich
Yartsev hat weniger verletzungsbedingte Ausfälle als Wales zu beklagen, das außerdem auf Mark Pembridge verzichten muss. Robbie Savage sollte jedoch nach Problemen mit der Achillessehne und der Wade wieder fit sein. Der russische Coach sorgt sich allerdings um den Einsatz von Vadim Evseev, der diese Woche nach Deutschland reiste, wo seine Tochter am Herzen operiert wurde. Auch Andrei Kariaka hat zwei Wochen Trainingsrückstand.
Bulykin in Top-Form
Russland muss auch die Erinnerung an die Play-off-Niederlage gegen Italien vor sechs Jahren auslöschen, die einen Platz bei der FIFA-Weltmeisterschaft 1998 kostete. Der Dreierpack von Stürmer Dmitri Bulykin im September gegen die Schweiz könnte allerdings dazu beitragen, diesen unangenehmen Gedanken zu vertreiben.