Zwischen Nostalgie und Moderne
Dienstag, 11. Juni 2019
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Im Rahmen der Vorbereitungen für die Ausrichtung der EURO 2020 will Budapest seinem topmodernen Stadion eine nostalgische Note verleihen.
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Ein neues Stadion, dessen Einweihung bald erfolgt, und der legendäre Zoltán Gera als Host-City-Botschafter – in Budapest herrscht mit Blick auf die EURO 2020 schon jetzt Festlaune. Der Präsident des Ungarischen Fußballverbands (MLSZ), Sándor Csányi, schildert, wie der Verband im kommenden Sommer eine Fußballeuphorie in der Hauptstadt entfachen und gleichzeitig die glorreiche Vergangenheit zelebrieren will.
Eine der größten Attraktionen sowohl für auswärtige als auch für einheimische Fans wird die neue Arena mit 68 000 Plätzen sein. Das Ferenc-Puskás-Stadion wird derzeit auf dem Gelände errichtet, wo von 1953 bis 2016 das frühere Népstadion (Volksstadion) stand.
Sándor Csányi betont, wie viel Wert darauf gelegt wurde, beim Anbruch einer neuen Ära den nostalgischen Charakter und Charme des alten Stadions zu erhalten: „Das alte Puskás-Stadion hat für uns große Bedeutung, weil es dem ungarischen Fußball während mehr als 40 Jahren diente. Hier haben Doppelderbys mit ca. 100 000 Fans stattgefunden. Leider musste es aus technischen Gründen abgerissen werden, doch wir ersetzen es mit einem großen, topmodernen Stadion mit rund 70 000 Plätzen und einem erstklassigen Rasen. Bei der Außenansicht haben wir versucht, die Merkmale des alten Stadions mit den Säulen und Pfeilern zu erhalten. Ich hoffe, dass das Stadion nicht nur für die Spieler, sondern auch für die Zuschauer eine Freude sein wird. Wir waren wirklich nervös, ob das Stadion rechtzeitig fertig wird, doch jetzt kann ich mit Sicherheit sagen, dass es für die Ausrichtung von Wettbewerbsspielen in einem würdigen und qualitativ ansprechenden Rahmen bereit sein wird.“
Qualifikation als wichtiges Kriterium
Was das Sportliche anbelangt, will sich Ungarn für die Endrunde qualifizieren – laut Sándor Csányi keine einfache Aufgabe für Cheftrainer Marco Rossi und sein Team. „Natürlich möchten wir bei der Endrunde 2020 unbedingt dabei sein, doch das wollen alle europäischen Mannschaften“, so der MLSZ-Präsident. „Jeder muss sein Möglichstes tun, um dieses Ziel zu erreichen. Ich bin überzeugt, dass Marco Rossi und sein Team alles daran setzen werden. Ob es reicht, ob wir das nötige Glück haben und wie gut unsere Gegner spielen, wird von vielen Faktoren abhängen. Ich würde nicht behaupten wollen, dass wir auf jeden Fall dabei sein werden, aber auch nicht, dass das Unterfangen aussichtslos ist. Die Chancen stehen 50:50.“
Die Auftritte Ungarns bei der EURO 2016 in Frankreich sind bei Csányi noch sehr präsent. „Diese Spiele zu sehen, war eines der schönsten Erlebnisse meines Lebens, vor allem deshalb, weil wir Außenseiter waren. Dennoch wollte ich eine Niederlage im ersten Spiel unbedingt vermeiden, und das gelang uns auch [2:0-Sieg gegen Österreich]. In der zweiten Partie spielten wir unentschieden [1:1 gegen Island], und auch das dritte Spiel gegen Portugal, das danach Europameister wurde, endete unentschieden.“
Die Euphorie, welche die Achtelfinalqualifikation Ungarns auslöste, möchte Sándor Csányi erneut erleben, nicht zuletzt wegen der Aussicht, bei der EURO 2020 auf heimischem Boden spielen zu können. „Es war eine großartige Erfahrung und es war fantastisch zu sehen, wie glücklich die Menschen und die Fans in Ungarn über diesen Erfolg waren. In Marseille [beim zweiten Gruppenspiel] haben fast 40 000 ungarische Fans die Mannschaft unterstützt, während in Budapest Abertausende das Spiel am Bildschirm verfolgten. Nach der Achtelfinalqualifikation strömten die Menschen auf die Straßen, um das Weiterkommen zu feiern. Man stelle sich vor, was in Budapest los sein wird, wenn Ungarn im Puskás-Stadion ein Spiel gewinnt. Es gäbe ein Riesenfest für die ungarische Bevölkerung und die Einwohner von Budapest.“
Budapest etwas zurückgeben
Sándor Csányi sieht das einmalige Format dieser EM-Endrunde als Chance, der Stadt Budapest etwas zurückzugeben und ein nachhaltiges Vermächtnis für den Fußball im Land zu schaffen. Die Tatsache, dass Ungarn EM-Spiele ausrichtet, betrachtet der MLSZ-Präsident als Anerkennung für die Arbeit des Verbands, und es besteht weiteres Entwicklungspotenzial. „Jede Austragungsstadt dieses Turniers kann die Spiele als Zeichen der Anerkennung werten. In den letzten Jahren haben wir viel getan, um die Infrastruktur im ungarischen Fußball zu verbessern. Wir haben beträchtliche Anstrengungen im Breitenfußball unternommen, ebenso im Nachwuchsbereich und bei den Frauen. Wir haben gut 1 100 Fußballfelder errichtet und ca. 1 800 Plätze renoviert. Die Erst- und Zweitligisten verfügen über neue oder renovierte Stadien. Außerdem konnten wir die Zahl der registrierten Spieler erhöhen – es sind gegenwärtig dreimal so viele wie vor zehn Jahren. Der ungarische Fußball macht Fortschritte. Unsere U17- und U19-Auswahlen der Frauen und Männer haben sich in ihren jeweiligen UEFA-Wettbewerben für die Eliterunde qualifiziert, was zuvor nicht oft vorkam. Und wir haben die Qualifikation zur EURO 2016 erfolgreich absolviert, ebenso wie die Endrunde. Auch das ist ein Ergebnis unserer Arbeit. Ich denke, dass die EURO 2020 dem ungarischen Fußball einen weiteren Entwicklungsschub verleihen kann und noch mehr Kinder in die Stadien locken wird.“
Budapest
Die ungarische Hauptstadt, die als eine der schönsten Europas gilt, entstand durch die Zusammenlegung der Städte Buda und Óbuda am westlichen Donauufer sowie von Pest auf der Ostseite. Der Fluss ist weiterhin ein bedeutender Schifffahrtsweg für die Stadt mit ihren rund 80 Thermalquellen und ihrer gotischen, barocken, neoklassizistischen und Jugendstil-Architektur – um nur einige Stile zu nennen. Auch der Fußball hat die Stadt geprägt: Viele der „Magischen Magyaren“ der 1950er-Jahre, darunter Ferenc Puskás, stammten aus Budapest. Mit der neuen Arena auf dem Gelände des ehemaligen Puskás-Stadions, die im nächsten Jahr eröffnet wird, wird dem legendären Stürmer von Budapest Honved und Real Madrid erneut Ehre erwiesen.
SPIELE
16. Juni: Spiel der Gruppe F
20. Juni: Spiel der Gruppe F
24. Juni: Spiel der Gruppe F
28. Juni: Achtelfinale
Ferenc-Puskás-Stadion
Kapazität 68 000
Dieser Artikel stammt ursprünglich aus UEFA Direct Nr. 184