Die Einheit des europäischen Fußballs stärken
Donnerstag, 7. Februar 2019
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UEFA-Präsident Aleksander Čeferin hat beim UEFA-Kongress erklärt, dass sich seit seiner Wahl 2016 viel zum Besseren verändert habe.
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Die Einheit wiederherstellen, Respekt erneut in den Mittelpunkt rücken und die Solidarität stärken – so lauten die Kernelemente der zweieinhalbjährigen Amtszeit von Aleksander Čeferin als 7. UEFA-Präsident.
In seiner Eröffnungsrede beim 43. Ordentlichen UEFA-Kongress in Rom sagte der UEFA-Präsident am Donnerstag, dass in dieser Zeit eine Krise im Fußball zu bewältigen gewesen sei, was eine Gelegenheit geboten habe, Dinge zum Besseren hin zu verändern und den Fußball in eine neue Ära zu führen. Seine Wahl zum obersten Verantwortlichen der Europäischen Fußballunion im September 2016 sei dabei „ein Sprung ins Unbekannte“ gewesen. „Zum damaligen Zeitpunkt wurde der Fußball sowohl auf Ebene des Weltverbands als auch auf europäischer Ebene von der schlimmsten Führungskrise seiner Geschichte erschüttert, und nichtsdestotrotz entschieden Sie, die Schlüssel der UEFA einem praktisch Unbekannten anzuvertrauen“, so Aleksander Čeferin.
Der UEFA-Präsident betrachtete diese Situation als „eine einzigartige Gelegenheit, Dinge zu verändern – zum Besseren hin.“ Zu den Prioritäten zu Beginn seiner Präsidentschaft hätten die Wiedererlangung von Einheit und Respekt gehört. Ferner betonte er die positiven Ergebnisse, die in diesem Zusammenhang erreicht worden seien. Neben der Stärkung der Beziehungen mit den 55 Mitgliedsverbänden der UEFA sei die Verbesserung des Verhältnisses zu den wichtigsten Interessenträgern im Fußball und deren Einbeziehung in die Entscheidungfindungsprozesse ein wichtiges Element im Hinblick auf die Gewährleistung der Einheit des europäischen Fußballs gewesen.
„Die verlorengegangene Einheit wiederherzustellen“, so Čeferin, „bedeutete, den Vertretern der [Europäischen Klubvereinigung] ECA und der European Leagues einen Platz im UEFA-Exekutivkomitee zuzugestehen, um den Klubs und den Ligen dort eine Stimme zu geben, (...) eine neue Grundsatzvereinbarung mit den European Leagues zu unterzeichnen, (...) Hand in Hand mit der [Spielervereinigung] FIFPro zusammenzuarbeiten, um die Interessen der Spielerinnen und Spieler zu schützen und insbesondere ihre Gesundheit und ihre Würde.“ Schließlich sei man im Hinblick auf mehr Einheit auch „in einen ehrlichen, direkten und kompromisslosen Dialog mit unseren Klubs“ eingetreten. „Wir haben miteinander gesprochen. Wir haben einander zugehört. Wir haben einander verstanden. Heute ist die Einheit wiederhergestellt.“
In diesem Zusammenhang dankte Aleksander Čeferin der ECA dafür, dass sie Respekt zeige „für eine über 60-jährige Geschichte und Tradition“. Weiter sagte er: „Danke, dass Sie Respekt zeigen für die 55 Nationalverbände, die Wochenende für Wochenende dafür sorgen, dass Millionen junger Menschen unter anständigen Bedingungen Fußball spielen können, unter der Aufsicht qualifizierter Trainer und Schiedsrichter. Verbände, die für Sie die Modrićs und Mbappés der Zukunft hervorbringen.“
"„Es gibt nicht den Nationalmannschaftsfußball auf der einen und den Klubfußball auf der anderen Seite. Es gibt nur einen einzigen Fußball, der auf einem positiven Kreislauf beruht. Ihr Erfolg beruht auf dem der Verbände und umgekehrt.“
Ein weiterer Schwerpunkt habe darin bestanden, Respekt wieder in den Mittelpunkt zu rücken. „Deshalb haben wir die Good Governance und die Transparenz innerhalb der UEFA gestärkt und Good-Governance-Empfehlungen für unsere Mitgliedsverbände herausgegeben.“ Respekt bedeute aber auch Respekt für Regeln: „Wer betrügt, der muss bestraft werden – allein schon aus Respekt gegenüber all denen, die Anstrengungen und Opfer erbringen, um sich an die Regeln zu halten. Diese Botschaft bezieht sich auf Doping, Spielmanipulation, finanzielles Fairplay und Korruption gleichermaßen.“
Der Präsident unterstrich, wie wichtig es sei, das Vermächtnis und die Geschichte einer Institution wie der UEFA zu schützen: „Auch bei einer Krise kann man nicht von einem Tag auf den anderen alles Gewesene über Bord werfen. Ich bin nicht der Präsident einer ,neuen UEFA‘. Ich bin der Präsident der UEFA – einer UEFA, die stolz sein kann auf ihre Vergangenheit und zuversichtlich im Hinblick auf ihre Zukunft.“
Die UEFA, so der Slowene weiter, müsse auch Respekt für Vielfalt und insbesondere für den Frauenfußball zeigen: „Der Frauenfußball muss nicht deshalb weiterentwickelt werden, weil es einen guten Eindruck macht oder weil es aus Gründen der ,political correctness‘ nötig erscheint. Er muss weiterentwickelt werden, weil wir an ihn glauben und weil im Jahr 2019 Männer und Frauen gleich behandelt werden sollten. (...) Denn im Gegensatz zu dem, was manche sagen, ist der Frauenfußball nicht der Fußball der Zukunft. Der Frauenfußball ist der Fußball von heute – hier und jetzt.“
Die UEFA, versprach ihr Präsident, werde ferner den Dialog und die Kooperation weltweit fortsetzen und dabei „über Grenzen hinausgehen und anderen Konföderationen und außereuropäischen Verbänden in Not auf uneigennützige, nicht herablassende Weise helfen“. „Dank dem UEFA-ASSIST-Programm, das in Zusammenarbeit mit der FIFA auf den Weg gebracht wurde, helfen wir dabei mit, unseren Sport in anderen Erdteilen weiterzuentwickeln.“ Zudem würden FIFA-Projekte uneingeschränkt unterstützt, sofern die UEFA sie für fair halte, auch wenn sie ihren eigenen Interessen entgegenliefen. Respekt bedeute indes auch, „unseren Freunden, unserer Familie, unseren Kollegen, Chefs und Partnern zu sagen, wenn wir nicht ihrer Meinung sind und wenn wir bei aller Bescheidenheit denken, dass sie falsch liegen.“
Ein weiteres zentrales Thema seiner ersten Amtszeit schließlich, so Aleksander Čeferin, habe darin bestanden, die Hoffnung wieder aufleben zu lassen und dem Wort „Solidarität“ eine neue Bedeutung zu geben. Dies bedeute vor allen Dingen, so viele Einnahmen wie möglich umzuverteilen. „Dank einer Gesamtsumme von rund EUR 5,7 Milliarden und einer Umverteilungsrate von über 80 % werden wir mehr Geld in unseren Sport zurückfließen lassen als jeder andere Sportverband weltweit. Mehr Geld für teilnehmende und nicht teilnehmende Vereine und Nationalmannschaften, mehr Geld im Rahmen von HatTrick V und mehr Geld für alle, die zur Entwicklung des Fußballs auf unserem Kontinent beitragen. Das ist Solidarität.“
Neue Wettbewerbe nützen in den Augen des UEFA-Präsidenten sowohl den Vereinen wie auch den Nationalverbänden. „Respekt bedeutete für uns deshalb auch, einen dritten UEFA-Klubwettbewerb zu schaffen, der es mehr Vereinen aus mehr Verbänden ermöglichen wird, auf europäischer Ebene zu spielen, den Europapokal zu erleben und von Europa zu träumen“, erklärte er die jüngste Entscheidung seiner Organisation, im Zyklus 2021-24 einen dritten UEFA-Klubwettbewerb einzuführen. „Neue Wettbewerbe, die endlich jedem einzelnen Verband die Möglichkeit bieten, Spiele zu bestreiten, bei denen es um etwas geht. Die UEFA Nations League ist einzigartig. Sie ist bereits ein enormer Erfolg, und sie ist die Zukunft.“
Zum Abschluss betonte der UEFA-Präsident, dass der Fußball eine starke soziale und humanitäre Vision brauche. „Es bedeutet, auch an die Gesellschaft, an unsere Kinder, künftige Generationen und an den Planeten zu denken. Deshalb haben wir die Kampagne ,#EqualGame‘ ins Leben gerufen, mit der für den Zugang zum Fußball für alle, unabhängig von einer etwaigen Behinderung, dem persönlichen Hintergrund, der Religion, dem Alter oder der sexuellen Orientierung geworben wird. Deshalb haben wir in Zusammenarbeit mit Ihnen und mithilfe einer in diesem Bereich spezialisierten NGO ein Kinderschutzprogramm auf den Weg gebracht, um sicherzustellen, dass Kinder im Kontext des Fußballs niemals Missbrauch jedweder Art ausgesetzt sind. Deshalb haben wir mit Unterstützung von 21 Nationalverbänden eine Initiative für geflüchtete Kinder lanciert, damit sie trotz der Vertreibung wieder Spaß am Leben finden und ein spielerisches, unbeschwertes Leben in Würde führen können, wie es jedem Kind zusteht. Deshalb unterstützen wir offiziell die Initiative ,Sports for Climate Action‘ der Vereinten Nationen und haben uns dieser angeschlossen, da Klima- und Umweltfragen alle angehen und der Fußball nicht in einer Blase leben darf. Schließlich haben wir deshalb seit meiner Wahl auch unsere Finanzierung für die UEFA-Stiftung für Kinder verdreifacht. Die Stiftung hat bisher über 180 Projekte zugunsten von über 800 000 Kindern finanziert.“
„Ja“, so resümierte der UEFA-Präsident, „die UEFA verfügt mittlerweile über eine echte Politik des ,sozialen Fairplays‘. Und ja, die UEFA verteidigt auch weiterhin die universellen Werte, die den Kern unseres Sports bilden: Toleranz, Teilen und Gleichberechtigung – auf und neben dem Spielfeld –, und sie wird dies auch in Zukunft stets tun.“