Ingolstadt: "Mit Herz und Ösi-Power"
Samstag, 26. Dezember 2015
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Aufsteiger Ingolstadt galt zu Saisonbeginn als ganz heißer Abstiegskandidat, doch mit einer starken Vorrunde haben sich die Schanzer in der Bundesliga etabliert – maßgeblichen Anteil daran hat ein Quartett aus Österreich.
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Die fantastische Entwicklung des FC Ingolstadt ist eng mit einem Land verbunden – Österreich! Nicht nur Trainer Ralf Hasenhüttl kommt aus der Alpenrepublik, sondern auch drei Leistungsträger der Schanzer.
Torhüter Ramazan Özcan, Außenverteidiger Markus Suttner und Stürmer Lukas Hinterseer sind unter Hasenhüttl feste Größen beim FCI, der damit einen gewaltigen rot-weiß-roten Einschlag hat und "mit Herz und Ösi-Power" in der Bundesliga für Furore sorgt, wie ein österreichischer TV-Moderator bei einem Besuch des Quartetts durchaus mit Stolz betonte.
"Natürlich müssen wir uns ab und zu mal verteidigen gegen unsere deutschen Kollegen, weil wir ja doch die Ösis sind", räumt Hinterseer ein, der wie seine beiden Teamkollegen ÖFB-Nationalspieler ist. Doch Özcan stellt schmunzelnd klar: "Seit wir die EM-Qualifikation so souverän geschafft haben, ist es in der Kabine ein bisschen ruhiger geworden."
Mit 20 Punkten zur Halbzeit der Saison und einem Platz im Mittelfeld der Tabelle haben die Schanzer - Ingolstadt war rund 400 Jahre lang bayerische Landesfestung, daher kommt der Name "Schanz" - mehr erreicht, als ihnen die meisten vor der Saison zugetraut hatten. Mit dem zweitkleinsten Etat in die Bundesliga gestartet, waren die Oberbayern ein ganz heißer Abstiegskandidat.
Doch schon am ersten Spieltag schrieb Hinterseer Geschichte, als er beim 1:0-Erfolg in Mainz den ersten Bundesligatreffer des FCI erzielte und damit für den ersten Sieg des Klubs sorgte. Danach kam für den Stürmer zwar kein weiteres Tor mehr dazu, doch das ist Hasenhüttl nicht so wichtig: "Er glänzt vielleicht nicht durch seine allergrößte Torgefahr, sondern vor allem durch seine unglaubliche Sprintstärke, was für mein Spiel elementar wichtig ist."
Elementar wichtig für Ingolstadt ist vor allem auch Özcan. Zu Saisonbeginn hatte Hasenhüttl noch den Plan, im Tor ständig rotieren zu lassen, doch es wurde schnell klar, dass die Mannschaft mit "Rambo" deutlich stabiler stand - nicht umsonst hat Ingolstadt die zweitbeste Abwehr der Bundesliga, Özcan blieb in sechs Partien ohne Gegentor.
Seit dem dritten Spieltag darf sich auch Suttner als Stammspieler bezeichnen, zuvor hatte der Sommer-Neuzugang ein paar Anpassungsprobleme. "Er hat mir zu Beginn nicht so den Eindruck vermittelt, dass er uns wirklich weiterhelfen könnte. Aber es spricht für den Spieler, dass er sich unglaublich schnell an das neue System gewöhnt hat", so Hasenhüttl.
Trotz der ansprechenden Hinrunde besteht beim FC Ingolstadt nicht die Gefahr, in höheren Sphären zu schweben. "Wir wissen natürlich, dass wir in der Bundesliga nur punkten können, wenn alles passt. Es ist ganz, ganz wichtig, die Bodenhaftung nicht zu verlieren", hebt Hasenhüttl den mahnenden Zeigefinger.
Bei seinen Landsmännern stößt er dabei auf offene Ohren. "Die Mannschaft lebt einfach vom Teamgeist und jeder weiß, was der andere zu tun hat. Das zeichnet uns einfach aus", sagt Suttner. Özcan ergänzt: "Diese Disziplin hat die Mannschaft verinnerlicht, wie wir uns in jeden Ball reinwerfen, das ist echt geil auf dem Platz zu sehen."
Disziplin ist auch eine große Qualität der österreichischen Nationalelf, bei der alle drei Schanzer-Spieler einen festen Platz haben. Zwar kam lediglich Hinterseer in der Qualifikation zu zwei Kurzeinsätzen, doch im ÖFB-Kader war das Trio immer vertreten.
Hasenhüttl will das Licht seiner Schützlinge nicht unter den Scheffel stellen: "Auch sie haben ihre Aufgabe in der Mannschaft. Es ist ähnlich wie bei uns. Wir haben ein paar, die hinten dran sind, die aber richtig gut sind und dafür sorgen, dass die vorne dran einfach Topleistungen bringen. Deswegen können sie auch sehr, sehr stolz darauf sein, was sie mit der Nationalmannschaft geleistet haben."
Genauso wie Hasenhüttl selbst sehr stolz auf seine Erfolge mit Ingolstadt sein darf. Und wer weiß, vielleicht fährt auch er eines Tages als ÖFB-Coach zu einem großen Turnier: "Ich glaube, da kann ich für jeden Österreicher sprechen: Wenn du als Trainer irgendwann die Chance hättest, Nationaltrainer zu werden, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass irgendjemand das ablehnt. Irgendwann wäre das sicherlich eine Topgeschichte für mich."