Einmal tief durchatmen
Montag, 10. November 2014
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Borussia Dortmund durfte nach dem Sieg am Sonntag gegen den VfL Borussia Mönchengladbach einmal tief durchatmen - man kann noch gewinnen und der letzte Tabellenplatz ist auch erst einmal weg.
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Als es dann vorbei war, feierte Borussia Dortmund. Und zwar nicht, als ob man ein normales Bundesligaspiel gewonnen hätte. In ihren Gesichtern, durch ihre Gesten, konnte man sehen – das war ein großer Sieg. Mats Hummels, der aufgrund einer Fußverletzung mal wieder von der Tribüne aus zusehen musste, stand von seinem Sitz auf, ballte die Faust und hob sie triumphierend in die Luft, nachdem Schiedsrichter Felix Brych abgepiffen hatte und der 1:0-Sieg gegen den VfL Borussia Mönchengladbach, die Bundesliga-Mannschaft der letzten Wochen, amtlich war. BVB-Coach Jürgen Klopp warf ebenfalls jubelnd die Arme in die Höhe, dann realisierte er, was da gerade passiert war und atmete ganz tief durch. Seine Mannschaft hatte eine Serie von fünf Liga-Niederlagen in Folge und sieben Liga-Spielen ohne Sieg beendet.
Als es losging, grüßte man vom letzten Tabellenplatz. Es folgte alles, aber nicht die Darbietung eines Abstiegskandidaten. Dortmund presste, ging ins Gegenpressing, schaltete mustergültig um und verteidigte so stark wie eh und je. Besser hatten sie es in den letzten erfolgreichen Jahren auch nicht gemacht. Zahlen sind nicht alles, aber manchmal erzählen sie ihre eigene Geschichte. 22 Torschüsse gab der BVB ab, Gladbach einen einzigen, und der war nicht mal besonders gut. Nur einen einzigen Schuss des Gegners zuzulassen, ist für Dortmund ein Bestwert in der 20-jährigen Geschichte der Datenerfassung. Eine weitere Demonstration des eisernen Willens der Heimelf, diese Partie für sich entscheiden zu wollen. "Die wohl beste Vorstellung eines Tabellenletzten aller Zeiten", nannte es die offizielle BVB-Webseite. "Sie haben so viel Druck auf uns ausgeübt, dass wir kaum spielen konnten", räumte Gladbachs Trainer Lucien Favre danach ein. In den letzten Wochen hatte es eine Menge berechtigtes Lob für seine Elf gegeben, doch an diesem Sonntagabend ging nichts.
Dortmund griff stark an und verteidigte ebenso überzeugend, doch ein Symptom der letzten erfolglosen Wochen blieb erhalten – die schlechte Chancenverwertung. Man zielte zu hoch, zu weit, traf zweimal die Latte oder scheiterte am starken Gäste-Schlussmann Yann Sommer. Auftritt Christoph Kramer. Nach knapp einer Stunde wollte der Weltmeister einen hohen Pass zurück auf Sommer spielen, zielte zu hoch und traf aus 45 Metern ins eigene Tor. "Die Dortmunder können sich bei mir bedanken und ich muss mich bei den Gladbachern entschuldigen. Ich weiß nicht, ob schon mal jemand so ein Eigentor geschossen hat", sagte der 23-Jährige, der von Spielern beider Mannschaften aufbauende Worte erhielt. Klopp räumte ein: "Anscheinend musste heute so ein verrücktes Tor fallen. Hätte Gladbach das Tor nicht gemacht, ich fürchte, dass wir keins mehr geschossen hätten."
"Wir haben außerordentlichen Fußball gespielt", lobte der BVB-Trainer seine Spieler dennoch und die nahmen dieses Versprechen auf bessere Zeiten nur allzu gerne an. "Bei uns allen ist eine große Anspannung abgefallen. Aufgrund der Tabellensituation war der Druck natürlich da", sagte Kapitän Sebastian Kehl. Shinji Kagawa fügte hinzu: "Man hat heute gesehen wie schwierig es ist, in der Bundesliga zu gewinnen. Wir müssen jetzt Stabilität reinbekommen, unseren Fußball spielen und weiter dranbleiben." Die Europapokalplätze sind nur sieben Zähler entfernt, jene für die UEFA Champions League nur zehn, nicht einmal ganz ein Drittel der Saison ist gespielt. Wenn sie so weiterspielen und die Abschlüsse verbessern – warum eigentlich nicht?