Michel Platini stolz auf die Erfolge der UEFA
Montag, 9. Juni 2014
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Fantastischer Fußball auf dem Rasen und historische Beschlüsse abseits davon; UEFA-Präsident Michel Platini blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück, in der das finanzielle Fairplay bemerkenswerte Erfolge verzeichnen konnte.
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UEFA.com: Wenn Sie auf die abgelaufene Saison zurückblicken, was waren für Sie persönlich die Höhepunkte dieser Spielzeit?
Michel Platini: Es gab in dieser Saison fantastischen Fußball zu sehen, der die Fans in der ganzen Welt glücklich gemacht haben dürfte. Ich denke da nur an die drei Endspiele der UEFA-Klubwettbewerbe – so viel Dramatik wie in den Endspielen der UEFA Champions League, der UEFA Europa League und der UEFA Women's Champions League gab es selten. Abseits des Platzes gab es viele Herausforderungen, denen wir uns stellen mussten, um unseren wunderbaren Sport weiter zu verbessern und zu entwickeln. Ich bin mit dem Erreichten sehr zufrieden.
UEFA.com: Eine dieser Herausforderungen war die Durchsetzung der Regeln zum finanziellen Fairplay. Wie bewerten Sie die Entscheidungen der Finanzkontrollkammer für Klubs (FKKK)?
Michel Platini: Wie Sie sicher wissen, war es ein unabhängiger Prozess, in den ich nie eingegriffen habe. Ich habe die Entscheidungen der FKKK aufmerksam verfolgt und muss sagen, dass ich sehr zufrieden mit den Ergebnissen bin. Von den 237 getesteten Klubs haben nur neun gegen die Regeln des finanziellen Fairplay verstoßen. Diese kleine Gruppe hat alle gegen sie verhängten Sanktionen akzeptiert und eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. Die Tatsache, dass niemand gegen die Urteile in Berufung gegangen ist, ist ein starkes Indiz dafür, dass sie als fair akzeptiert wurden. Es war nie unser Ziel, irgendwelche Klubs aus unseren Wettbewerben auszuschließen. Wir wollen ihnen helfen, finanziell nachhaltig auf höchstem Niveau mithalten zu können.
UEFA.com: Was entgegnen Sie den Kritikern des finanziellen Fairplay? Manche behaupten, es wäre schlecht für den Fußball …
Michel Platini: Ich habe die Einführung der Regularien zum finanziellen Fairplay vorgeschlagen, nachdem viele europäische Klubbesitzer mich gebeten hatten, etwas gegen die immer mehr ausufernden Geldsummen zu unternehmen, die sie investieren müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Situation geriet zunehmend außer Kontrolle, deshalb haben wir die Finanzkontrollkammer für Klubs gegründet und die Regeln zum finanziellen Fairplay eingeführt. So können wir die finanzielle Situation im europäischen Fußball besser im Auge behalten und verbessern. Dabei wurden wir von allen wichtigen Interessengruppen unterstützt, von den Klubs über die UEFA bis hin zur Europäischen Kommission.
Ich muss noch hinzufügen, dass es seit der Einführung des finanziellen Fairplay einen enormen Rückgang der nicht gezahlten Spielergehältern durch europäische Klubs gegeben hat. Im Juni 2011 standen noch 57 Millionen Euro aus, im September 2013 waren es nur noch 1,8 Millionen Euro. Die Gesamtverluste der Erstligisten haben sich von 1,7 Milliarden Euro im Jahr 2011 auf 1,1 Milliarden im Jahr 2012 verringert. Wir sind auf dem richtigen Weg.
UEFA.com: Sie sagen, die Einführung der Regeln zum finanziellen Fairplay seien ein historischer Augenblick gewesen. In diesem Jahr kamen weitere hinzu, zum Beispiel die Einführung eines neuen Wettbewerbs, der UEFA Nations League. Was halten Sie von den Veränderungen, die derzeit in Europa im Nationalmannschaftsfußball vor sich gehen?
Michel Platini: Wir haben vor kurzem die Rechte für unsere Nationalmannschafts-Wettbewerbe zentralisiert. Los geht es im September mit der ersten Woche des Fußballs, in der es an sechs Tagen viele EURO-Qualifikationsspiele geben wird, die meisten Teams treten dabei zweimal an. Dies bedeutet, dass noch mehr Fans ihre Mannschaften spielen sehen können. Die Nations League dient dazu, den Wettbewerb zwischen unseren Mitgliedsverbänden auszubauen und gleichzeitig die Zahl von Freundschaftsspielen zu reduzieren. Das Format der Nations League, das Auf- und Abstieg vorsieht, gibt mehr Mannschaften die Möglichkeit, ernsthafte Spiele zu bestreiten. Ich glaube fest daran, dass es ein Erfolg werden wird.
UEFA.com: Gerade das Format der UEFA-Europameisterschaft ist immer wieder verändert worden. Bei der UEFA EURO 2016 werden erstmals 24 Mannschaften an der Endrunde teilnehmen, bei der UEFA EURO 2020 sind 13 Städte in 13 Ländern Gastgeber der Spiele. Warum hat man diese Entscheidungen getroffen?
Michel Platini: Unser Ziel ist es, den Fußball in Europa weiterzuentwickeln und durch die Ausweitung der Europameisterschaft haben mehr Nationen die Möglichkeit, zu wachsen. Sehen Sie sich die FIFA-Weltrangliste an. Unter den besten 30 Nationen sind mit Sicherheit 20 aus Europa, wir werden 2016 also ein sehr starkes Turnier haben. Bei der EURO 2020 wird es hochinteressant sein, eine Europameisterschaft zu verfolgen, die in so vielen verschiedenen Ländern mit völlig verschiedenen Kulturen ausgetragen wird. es wird eine echte EURO für Europa und ich freue mich schon auf die Bekanntgabe der Gastgeberstädte im September.
UEFA.com: Auf dem UEFA-Kongress in Astana haben Sie über andere, für Sie sehr wichtige, Projekte gesprochen. Man weiß, dass Sie sich ganz klar gegen die Besitzrechter Dritter an Spielern ausgesprochen haben. Was können Sie in dieser Hinsicht unternehmen?
Michel Platini: Heute gehören viele Spieler Unternehmen, die in Steueroasen residieren und die von unbekannten Agenten oder Investment-Fonds kontrolliert werden. Einfach gesagt, viele Spieler haben ihre eigene sportliche Karriere nicht mehr selbst in der Hand, sie werden jedes Jahr zu einem anderen Verein verkauft, um so die Taschen von anonymen Individuen zu füllen. Ich bin total gegen dieses Model, da ich glaube, dass es die Integrität unserer Wettbewerbe gefährden kann. Die FIFA hat erklärt, diese Sache unter die Lupe zu nehmen, aber wenn sie keine Entscheidungen trifft, müssen wir handeln. Wir können nicht akzeptieren, dass Spieler im Besitz von Finanzunternehmen sind. Die UEFA wird die Besitzrechte Dritter an den Spielern in ihren Wettbewerben in Übereinstimmung mit einem klaren Mandat seines Exekutivkomitees untersagen.
UEFA.com: Auch in der abgelaufenen Saison gab es wieder rassistische Verunglimpfungen von Spielern. Glauben Sie, dass man schon genug tut, um Diskriminierung im Fußball zu unterbinden?
Michel Platini: Ich kann diese traurigen und verstörenden diskriminierenden Zwischenfälle nicht ignorieren, die in den letzten Wochen in einigen europäischen Stadien stattgefunden haben. Ich war wirklich geschockt und verletzt, als ich mit ansehen musste, wie Spieler von Fans rassistisch beschimpft wurden; diese Zwischenfälle dürfen nicht toleriert werden und haben keinen Platz im Fußball oder in unserer Gesellschaft. Der Fußball kennt keine Hautfarben. Der Fußball ist eine Welt, in der die verschiedenen Hautfarben unter dem Trikot verborgen sind. Fußball ist ein Platz, an dem alle politischen, religiösen und sexuellen Präferenzen der Spieler respektiert werden. Die UEFA-Statuten wurden erst kürzlich angepasst, um so sicherzustellen, dass all unsere Mitgliedsverbände effektive Maßnahmen ergreifen, um alle Formen der Diskriminierung auszuradieren. Wir fordern die Durchsetzung solcher Richtlinien und eine Strafe für alle, die für solche diskriminierenden Akte verantwortlich sind.
UEFA.com: Vor kurzem hat die UEFA eine Kooperationsvereinbarung mit Europol unterzeichnet, um die Zusammenarbeit im Kampf gegen Spielmanipulationen noch zu verstärken. Wie sehr beunruhigt Sie dieses Phänomen?
Michel Platini: Man kann nicht leugnen, dass es Spielmanipulationen gibt und wir müssen sehr wachsam sein, damit es nicht unsere Wettbewerbe beeinflusst. Deshalb haben unsere 54 Mitgliedsverbände auf dem Kongress im März eine Elf-Punkte-Resolution verabschiedet, die den Titel trägt: 'Europäischer Fußball, vereint für die Integrität dieses Sports'. Natürlich ist auch uns klar, dass Fußballverbände nicht die nötigen Werkzeuge besitzen, um mit diesem Problem alleine fertig zu werden. Deshalb bin ich sehr froh über die Unterstützung durch Europol.
Wir müssen aber auch Spieler und Trainer aufklären über mögliche Annäherungsversuche durch illegale Wettsyndikate. Und vor allem müssen wir eine Null-Toleranz-Politik fahren und jeden sperren, der in Spielmanipulationen verwickelt ist. Wir müssen unseren Sport schützen und seine Integrität bewahren. Fußball muss transparent sein und sich die Magie des absolut Unvorhersehbaren erhalten.
UEFA.com: Bei der FIFA-WM wird erstmals die Torlinientechnologie zum Einsatz kommen. Ist es denkbar, dass sie künftig auch bei UEFA-Wettbewerben wie zum Beispiel der UEFA EURO 2016 eingesetzt wird?
Michel Platini: Bislang haben wir uns entschlossen, die Torlinientechnologie in unseren Klubwettbewerben nicht einzusetzen. Die Kosten wären einfach zu hoch, die vielen Millionen Euro stecken wir lieber in unsere Breitenfußballprojekte. Bei der UEFA EURO 2016 gäbe es die Möglichkeit, diese Technologie zu nutzen, aber nur in Kombination mit den zusätzlichen Schiedsrichter-Assistenten. Darüber wird unsere Schiedsrichter-Kommission diskutieren, anschließend wird das Exekutivkomitee eine endgültige Entscheidung treffen. Wir sind sehr zufrieden mit der Arbeit der zusätzlichen Schiedsrichter-Assistenten und sind nach wie vor überzeugt, dass sie der beste Weg sind, die Fehlerquote bei Entscheidungen im Strafraum so gering wie möglich zu halten.