Der Kampf gegen das "Übel" Spielmanipulation
Dienstag, 29. April 2014
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Beim ersten UEFA-Arbeitsgruppen-Treffen gegen Spielmanipulation sprach UEFA-Präsident Michel Platini über die "traurige und ernste Realität" der Spielmanipulation und deren erfolgreiche Bekämpfung.
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UEFA-Präsident Michel Platini hat erneut die Entschlossenheit der europäischen Fußballfamilie im Kampf gegen jegliche Art von Spielmanipulation unterstrichen. Die UEFA konnte am Dienstag gemeinsam mit wichtigen Partnern im Kampf gegen dieses "Übel" einen großen Schritt unternehmen.
"Spielmanipulation ist kein Hirngespinst, es gibt sie im Fußball, und das ist eine sehr traurige und ernste Realität", sagte Michel Platini beim ersten Treffen der UEFA-Arbeitsgruppe gegen Spielmanipulation in Nyon. Der UEFA-Präsident verwies auf die umfassende Zusammenarbeit zwischen Fußballverbänden, Staatsbehörden und Exekutivorganen im Kampf gegen Spielmanipulation. Er stellte weiterhin klar, dass der Sport alleine dieses Problem nicht aus der Welt schaffen kann.
"Seit meinem Amtsantritt im Jahr 2007 habe ich unaufhörlich um Hilfe im Kampf gegen diese große Gefahr gebeten", sagte der UEFA-Präsident. "Lange Zeit kam ich mir vor, als würde ich dabei Selbstgespräche führen. Doch meine Hartnäckigkeit hat sich nun ausgezahlt, denn offensichtlich hat man mein Rufen nun erhört."
"Die UEFA und ihre Mitgliedsverbände wissen genau, dass die Fußballfamilie alleine gegen dieses Übel nicht ankommen kann", fügte er weiter an. "Wir versuchen alles, glauben Sie mir das, aber die uns zur Verfügung stehenden Mittel in diesem Kampf sind beschränkt. Wir sind ganz einfach keine Richter, keine Staatsanwälte und auch keine Polizeibeamten."
"Nur in Zusammenarbeit mit Staatsbehörden und Exekutivorganen können wir diesem Übel endgültig den Garaus machen."
Für die UEFA ist der Kampf gegen Spielmanipulation ein zentrales Thema. "Die UEFA bleibt wachsam und weiß um die Tatsache, dass Spielmanipulation die größte Gefahr für unseren Sport ist", sagte der UEFA-Präsident weiter. "Ohne seine Unvorhersehbarkeit verliert unser Sport seinen ganz besonderen Charme und auch seinen Geist. Das Herz des Fußballs und auch seine Seele werden dadurch angegriffen."
Michel Platini stellte in Frage, ob man überhaupt noch zu einem Fußballspiel gehen will, wenn das Ergebnis schon vor der Partie feststeht. "Bei der UEFA werden wir es deshalb niemals akzeptieren, wenn Spielmanipulation diesen sauberen Sport befleckt. Wir werden unsere Wettbewerbe, den Sport, Spieler und Offizielle schützen."
Der UEFA-Präsident, UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino und UEFA-Disziplinar- und Integritätsbeauftragte trafen sich im Haus des Europäischen Fußballs mit Rechtsvertretern von Staat und Fußballverbänden sowie mit Polizeivertretern und Experten aus der Wettbranche aus verschiedenen europäischen Ländern. Es war der erste offizielle Austausch aller im Kampf gegen Spielmanipulation involvierten Parteien.
"Es war heute sehr positiv, dass Strafverfolger mit Sportrechtlern zusammengetroffen sind, um für die Zukunft einen Rahmen abzustecken, damit man diese Gefahr bekämpfen kann", sagte der deutsche Staatsanwalt Andreas Bachmann, der maßgeblich an den Untersuchungen in Bochum beteiligt war, die zu Verurteilungen auf Grund von Straftaten im Bezug auf Spielmanipulation führten. "Wenn man die Entwicklung sieht seit 2010, die bei der UEFA von statten gegangen ist, dann ist ganz klar, dass hier eine starke Arbeit geleistet worden ist, so dass man da in der Zukunft auf einem guten Weg ist."
"Es gibt viele Herausforderungen, denen es sich zu stellen gilt. Spielmanipulation ist ein komplexes Phänomen, denn es hat keine fixe Erscheinungsform", fügte der italienische Staatsanwalt Roberto Di Martino hinzu, der die Untersuchungen zu Ultima Scommessa (Letzte Wette) leitete, die zu Verurteilungen auf Grund von Spielmanipulationen in Italien führten. "Es gibt viele Sachverhalte, die es im Detail durchzuarbeiten gilt. Durch Initiativen wie diese finden wir Annäherungspunkte, die uns bei der Bekämpfung von großem Nutzen sein können. Die Zusammenarbeit zwischen Strafverfolgungsbehörden und der UEFA sind dabei unerlässlich."
Ebenfalls auf der Tagesordnung während des Treffens stand das Frühwarnsystem gegen Wettbetrug der UEFA, das jedes Jahr Wettaktivitäten von über 30 000 Spielen in ganz Europa beobachtet und analysiert - darunter alle UEFA-Wettbewerbe sowie alle Erst- und Zweitligaspiele und Pokal-Partien der Mitgliedsverbände. Außerdem wurde in diesem Zusammenhang auch europaweit ein Netzwerk an Integritätsoffizieren aufgebaut, die als Verbindungsstelle für die Zusammenarbeit zwischen den Fußballbehörden und den staatlichen Behörden dienen. Die in Nyon vertretenen Gäste gaben ihrerseits einen Einblick in die Bekämpfung von Spielmanipulation aus rechtlicher Sicht und die damit verbundenen Aktivitäten.