Ein Dorfklub mischt die Liga auf
Dienstag, 24. September 2013
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Aufsteiger SV Grödig ist das Team des ersten Saisonviertels. Hinter dem FC Salzburg belegt man nach neun Runden Platz zwei. In Grödig bleibt man aber dennoch bescheiden und möchte am Ende nur nicht absteigen.
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Als am zweiten Spieltag der österreichischen Bundesliga Aufsteiger SV Grödig beim SK Sturm Graz zu Gast war, hatte sich das Management der Grazer etwas einfallen lassen. Der Dorfklub Grödig wurde mit dem Hit "Y.M.C.A." von den Village People im Grazer Stadion begrüßt. Die Gastmannschaft aus dem gut 6 900-Einwohner Örtchen bedankte sich für die Willkommensmelodie, schenkte Sturm ein 2:0 ein und entführte drei Punkte nach Salzburg.
Der Sieg war aber keine einmalige Sache. Nach den ersten neun Runden – dem ersten Viertel der Liga – liegt der SV Grödig nur zwei Punkte hinter dem Leader FC Salzburg. "Wir lassen schon die Kirche im Dorf. Wir wissen, in welchen Bereichen wir uns bewegen. Die Saison ist noch lange", stapelt Trainer Adi Hütter tief. Den FC Admira Wacker Mödling besiegten die Grödiger mit 7:1, beim SK Rapid Wien gewann die Hütter-Elf mit 1:0 und sogar bei Meister FK Austria Wien mit 3:2. Die bisherigen Resultate des kleinen Teams aus der Marktgemeinde vor den Salzburger Toren lässt nicht vermuten, dass hier ein Aufsteiger zu Gange ist. Abgesehen vom 3:6 gegen den SC Wiener Neustadt.
Toni Haas führt seit Anfang der 2000er Jahre die Geschicke des Vereins, gemeinsam mit seinem Sohn und Klub-Manager Christian. Sie führten den Verein von der sechsten Liga in Österreichs Spitze. 2008 spielte Grödig erstmals Profifußball und schaffte im Sommer 2013 dann den Aufstieg in die höchste Spielklasse. In der Bundesliga angekommen, gab es aber noch einige Aufgaben zu lösen. Das Stadion, die Untersbergarena, musste ligatauglich gemacht werden. Heute fasst sie 4 000 Zuschauer, was selbst für österreichische Verhältnisse gering ist. "Im Gegensatz zum ganzen Rundherum war die Mannschaft die kleinste Baustelle", sagte Christian Haas, nachdem die baulichen Maßnahmen in und um das Stadion beendet waren.
Das Team von Adi Hütter und seinem Co-Trainer Eduard Glieder – beides vormalige Spieler des FC Salzburg – wurde nur punktuell verstärkt. Mit den Neuzugängen, allen voran Dieter Elsneg, Philipp Zulechner und Philipp Huspek, hat man in Grödig sehr viel Freude. Zulechner traf bisher sieben Mal, Elsneg ist praktisch Dauerbrenner im Team und Huspek hat mit vier Vorlagen die meisten am Grödiger-Konto. Zulechner war es auch, der am vergangenen Spieltag gegen den FC Wacker Innsbruck zum zwischenzeitlichen 2:3 traf und in der Torschützenwertung nur hinter Salzburgs Jonathan Soriano liegt. Nach dem letztendlichen 3:3-Unentschieden gegen Wacker war für den Trainer jedenfalls klar: "Ich denke, dass wir die Liga momentan bereichern."
Das einzige, was Hütter und seinen Village People dieses Jahr bisher nicht gelang, war ein Erfolg im Pokal. In der ersten Runde des ÖFB-Cup verloren sie gegen den Drittligisten SV Austria Salzburg im Elfmeterschießen. Für die Liga gilt jedoch nach wie vor, dass Grödig sensationell vorne mitspielt. Christian Haas ist sich aber im Klaren, dass der Platz an der Sonne vielleicht nicht für den ganzen Saisonverlauf reserviert ist. Der Manager gibt sich aber zumindest optimistisch, dass Grödig noch länger erstklassig kickt: "Ich bin sicher, dass wir mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben werden."