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Ein Endspiel wie zwischen guten Freunden

Bundestrainerin Silvia Neid erklärte vor dem Finale der UEFA Women's EURO gegen Norwegen, dass die Tagesform Zünglein an der Waage spielen wird. Ihr Gegenüber Even Pellerud sprach von einem Duell "zwischen Freunden".

Objekt der Begierde am Sonntag
Objekt der Begierde am Sonntag ©Sportsfile

Laut Bundestrainerin Silvia Neid wird es im Finale der UEFA Women's EURO am Sonntag in Solna gegen Norwegen auf Kleinigkeiten ankommen. Dabei gelte es vor allem, das Tempo hoch zu halten und nicht in Rückstand zu geraten. Der Niederlage in der Gruppenphase maß sie keine Bedeutung zu. "Es ist uns egal, was in der Vorrunde war."

Norwegens Trainer Even Pellerud, der von einem Duell "wie zwischen guten Freunden" sprach, findet es aufregend, zum zweiten Mal im Turnier gegen Deutschland antreten zu dürfen. Er habe sehr viel Respekt vor Deutschland aufgrund der erfolgreichen Tradition, seine Spielerinnen seien aber fit für das Duell am Sonntag. "Wir werden eine wirklich gute Teamleistung brauchen, um mit den Offensivspielerinnen klar zu kommen."

Silvia Neid, Trainerin Deutschland
Beide Teams verdienen es, im Finale zu stehen und die Tagesform wird mit entscheidend sein. Norwegen hat gezeigt, was sie können. Sie sind robust, zweikampfstark, sie können sowohl weiträumig spielen, beherrschen aber auch das Kurzpassspiel. Wir dürfen nicht in Rückstand geraten, denn dann wird Norwegen sich zurückziehen und zwei Viererketten aufbauen. Dann würde es sehr schwer werden.

Man muss das Tempo hoch halten und braucht eine gute Ballan- und –mitnahme.  Aber wenn es lange 0:0 steht, müssen wir auf ihre extrem guten Konter aufpassen, vergleichbar mit Schweden, denn sie haben auch sehr schnelle Spielerinnen.

Für uns gibt es keine besondere Motivation. Es ist uns egal,  was in der Vorrunde war. Das Spiel hat gezeigt, dass Norwegen auch mit der zweiten Garde ein gutes Team ist und wir viel besser spielen müssen als in der Vorrunde. Célia [Okoyino da Mbabi] hat heute morgen mit uns trainiert und das sah ganz gut aus, aber wir warten noch das Ausschießen im Stadion ab und wenn das gut ist, kann sie spielen.

Ich erinnere mich noch an das WM-Finale von 1995, das wir mit 0:2 gegen Norwegen verloren haben. Ich habe es versäumt, das 1:2 zu erzielen. Ich habe den Ball an die junge Sandra Smisek gegeben, die den Ball nicht ins Tor gebracht hat. Wir haben verdient verloren. Even Pellerud war damals schon Trainer, er hat sicherlich gute Erinnerungen an das Spiel. Ich spiele zum Glück nicht mehr, da gibt es andere, die es besser machen als ich.

Ergebnisse der Vorrunde
Deutschland - Niederlande 0:0
Island - Deutschland 0:3 (24. Lotzen, 55., 84. Okoyino da Mbabi)
Deutschland - Norwegen 0:1 (45.+1 Isaksen)

• Zum Auftakt der Gruppe B musste sich die DFB-Elf mit einem torlosen Remis gegen die kompakte Niederlande begnügen. Beim Sieg gegen Island in Växjö schaltete die deutsche Mannschaft dann einen Gang hoch. Doch zum Abschluss gab es gegen Norwegen die erste Niederlage bei einer UEFA Women's EURO seit Mai 1996, so dass das Team als Gruppenzweiter hinter Norwegen in die K.-o.-Runde einzog.

Ergebnis im Viertelfinale
Italien - Deutschland 0:1 (26. Laudehr)
Angerer; Maier, Krahn, Bartusiak, Cramer; Keßler, Goeßling; Lotzen, Mittag (52. Marozsán), Laudehr; Okoyino da Mbabi (68. Däbritz)

• Deutschland gelang wie schon vier Jahre zuvor im Viertelfinale ein knapper Erfolg gegen Italien, Simone Laudehr, Spielerin des Spiels, erzielte mit einem abgefälschten Schuss den einzigen Treffer der Partie.

Ergebnis im Halbfinale
Schweden - Deutschland 0:1 (33. Marozsán)
Angerer; Maier, Krahn, Bartusiak, Cramer; Keßler, Goeßling; Lotzen (78. Leupolz), Marozsán (89. Schmidt), Laudehr; Mittag

• Dzsenifer Marozsán, die für die verletzte Célia Okoyino da Mbabi in der Startformation stand, erzielte in der 33. Minute den Treffer des Tages in einer hoch intensiven Partie. Die Gastgeber warfen zwar vor allem in der zweiten Halbzeit alles nach vorne, aber mit starker Abwehrarbeit, Kampfgeist und Teamwork machte die DFB-Elf die sechste Finalteilnahme in Folge perfekt.

Team-News
Deutschland hofft auf den Einsatz der zuletzt am Oberschenkel verletzten Stürmerin Célia Okoyino da Mbabi, die im Halbfinale gegen Schweden pausieren musste, in Qualifikation und Endrunde aber mit 19 Treffern eine neue Rekordmarke bei einer UEFA Women's EURO aufgestellt hat.

Even Pellerud, Trainer Norwegen
Ich finde es sehr aufregend, zum zweiten Mal bei dieser Europameisterschaft gegen Deutschland zu spielen, vor allem wegen meiner eigenen langen Historie an Spielen gegen Deutschland in den 90er-Jahren und bis heute. Wir haben sehr viel Respekt vor ihnen, das Team hat eine großartige Tradition. Zwischen den Teammitgliedern Norwegens und Deutschlands gab es über Jahrzehnte enge Kontakte, es ist fast so, wie wenn wir gegen gute Freunde spielen würden, aber mit Anpfiff des Spiels müssen wir die alten Zeiten vergessen.

Ich habe schon mehrfach bei dieser EM gesagt, dass der nächste Gegner ein ausgezeichnetes Team hat und das hat sich auch jedes Mal bestätigt. Es gab fantastische, enge Spiele vom Spiel gegen Island bis gegen Dänemark. Zumindest können wir sagen, dass wir ein gutes Training bekommen haben, das werden wir für morgen brauchen. Wir kennen Deutschland, wir wissen, wie sie spielen und wir kennen ihre Spielerinnen. Wir bewundern sie sehr für ihre Bilanz in den vergangenen drei Jahrzehnten. Wir wissen, dass es ein weiteres schweres Spiel werden wird.

Meine Spielerinnen sind alle sehr fit; sie hatten zwei Tage Zeit, sich zu erholen, aber auch die Mentalität ist gut. Sie werden alles dafür tun, dass Norwegen einen weiteren Sieg feiert. Ich mache mir keine Sorgen um ihre Kondition. Es liegt eher an uns, uns an den Gedanken zu gewöhnen, dass wir noch einmal gegen Deutschland spielen und sie hoffentlich noch einmal schlagen. Und wir glauben, dass das möglich ist.

Für mich als Trainer hat es im Hinblick auf die Zukunft wirklich Befriedigung verschafft [Deutschland in der Gruppenphase zu schlagen], weil wir einer ganzen Reihe von Spielerinnen die Gelegenheit gegeben haben, zu beweisen, was sie können, auch ohne große Erfahrung im internationalen Fußball zu haben. Diese Spielerinnen wurden ins kalte Wasser geschmissen und sie haben überlebt, das war eine gute Botschaft für mich und die Zukunft.

Wir haben noch gar nicht so viel über unsere Strategie fürs Spiel gesprochen, aber ich weiß, dass wir verteidigen müssen, wenn Deutschland den Ball hat. Wenn wir den Ball haben, werden wir versuchen anzugreifen. Aber im Ernst: In ihrem letzten Spiel gegen Schweden waren sie sehr angriffslustig und sind auf die schwedische Defensive zugerannt. Es hat mich beeindruckt, ihr Angriffsspiel zu beobachten. Wir werden eine wirklich gute Teamleistung brauchen, um mit den Offensivspielerinnen klar zu kommen, denn sie kommen in Wellen.

Ergebnisse der Vorrunde
Norwegen - Island 1:1 (26. Hegland, 87./Elf. Vidarsdóttir)
Norwegen - Niederlande 1:0 (54. Gulbrandsen)
Deutschland - Norwegen 0:1 (45.+1 Isaksen)

• Die Elf von Pellerud schloss die Gruppe B dank eines 1:0-Siegs gegen Norwegen in Kalmar als Gruppensieger ab. Das Tor von Ingvild Isaksen beendete die Serie von 59 ungeschlagenen Spielen der DFB-Elf in der UEFA Women's EURO. Dabei war Norwegen nur mit einem 1:1 gegen Island ins Turnier gestartet, danach gab es einen 1:0-Erfolg gegen die Niederlande durch einen Treffer von Solveig Gulbrandsen in ihrem ersten großen Turnier seit ihrem Comeback.

Ergebnis im Viertelfinale
Norwegen - Spanien 3:1 (24. Gulbrandsen, 43./ET Paredes, 64. Hegerberg; 90.+2 Hermoso)
Hjelmseth; Mjelde, Rønning, Christensen, Akerhaugen; Gulbrandsen, Isaksen (76. Dekkerhus), Stensland; Hansen (81. Ryland), Hegerberg (71. Thorsnes), Hegland.

• Norwegen erreichte das Halbfinale dank eines überzeugenden 3:1-Siegs gegen Spanien in Kalmar. Gulbrandsen brachte ihr Team in Führung, ehe ein Eigentor von Irene Paredes noch vor der Pause die Führung ausbaute, Ada Hegerbergs schöner Treffer sorgte für die Entscheidung, auch wenn Jennifer Hermoso in der Nachspielzeit noch der Ehrentreffer gelang.

Ergebnis im Halbfinale
Norwegen - Dänemark 1:1, 4:2 nach Elfmeterschießen (3. Christensen, 87. Knudsen)
Hjelmseth; Mjelde, Rønning, Christensen, Akerhaugen; Gulbrandsen, Isaksen (63. Dekkerhus), Stensland; Hansen (58. Thorsnes), Hegerberg, Hegland.

• Torhüterin Ingrid Hjelmseth wurde zur Heldin im norwegischen Team, da sie im Elfmeterschießen die Schüsse von Line Røddik und Theresa Nielsen parierte. Norwegen begann stark und Marit Christensen erzielte in der dritten Minute nach einer Ecke die Führung, doch Dänemark kämpfte sich zurück in die Partie und erzwang durch ein Kopfballtor von Mariann Gajhede Knudsen die Verlängerung. Im Elfmeterschießen behielten die Norwegerinnen einen kühleren Kopf.

Team-News
Pellerud deutete an, dass alle seine Spielerinnen für das Finale fit sein werden. "In Sachen Verletzungen haben wir eine gute Bilanz. Wir sind relativ gesund. Ja, wir sind ein bisschen müde, aber wir werden morgen noch ein bisschen was aus uns herauskitzeln können."

Fakt zum Spiel
Deutschland und Norwegen standen sich bereits dreimal in einem Finale der UEFA Women's EURO gegenüber, dabei behielt Deutschland jeweils die Oberhand. 1989 triumphierte die DFB-Elf mit 4:1 in Osnabrück, 1991 sorgte ein Treffer von Silvia Neid für die Entscheidung gegen ein Team, das von Even Pellerud trainiert wurde. 2005 gab es dann im englischen Blackburn einen 3:1-Sieg der deutschen Mannschaft gegen die Norwegerinnen.

Hätten Sie es gewusst?
Norwegens Erfolg gegen Deutschland in der Gruppenphase beendete eine deutsche Serie von 59 Spielen ohne Niederlage bei einer UEFA Women's EURO, zuvor hatte es 53 Siege und 6 Remis gegeben. Auch die letzte Mannschaft zuvor, die Deutschland bezwungen hatte, war Norwegen bei einem 3:1-Sieg auf deutschem Boden am 2. Mai 1996 in einem EM-Qualifikationsspiel.

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