Die anderen Entscheidungen
Freitag, 12. April 2013
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Die Meisterschaft ist gegessen – so früh wie nie zuvor. Dennoch bleibt die Bundesliga spannend, denn das Rennen um den Europapokal ist eng und auch ganz unten ist auf einmal wieder einiges möglich.
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Selbst der Hamburger SV auf Rang elf mit drei Niederlagen in Folge kann noch locker auf den Einzug in die UEFA Europa League hoffen, während der VfL Wolfsburg (12.) und der VfB Stuttgart (13.) zumindest theoretisch die Abstiegsränge noch im Blick behalten müssen.
Das absolute Spitzenspiel findet beim FC Schalke 04 statt, der Bayer 04 Leverkusen empfängt und mit einem Heimsieg die nicht mehr für möglich gehaltene direkte Qualifikation zur UEFA Champions League ins Auge fassen könnte. "Wir wollen mindestens Platz 4 verteidigen, wenn möglich Platz 3 angreifen. Mit einem Sieg am Samstag gegen Leverkusen würden wir ihnen im Nacken sitzen. Bayer hätte dann auf der Heimfahrt bestimmt kein gutes Gefühl", sagte Schalkes Coach Jens Keller. In Leverkusen wird man schon etwas bang in diese Partie gehen, denn bei einer Niederlage liefe man Gefahr, die so starke Saison noch ein wenig zu verspielen. Bayer wird wohl defensiv beginnen, da ein Unentschieden für die Werkself auch kein schlechtes Ergebnis wäre.
Um das andere Ende der Tabelle geht es in Niedersachsen, wo Wolfsburg Gastgeber für die TSG 1899 Hoffenheim ist. Nach dem Sieg in der Vorwoche hofft man im Kraichgau zumindest wieder auf die Relegation, die nur einen Punkt entfernt ist und auch das rettende Ufer ist mit sechs Zählern in Sichtweite. Der neue Coach Markus Gisdol will weiter einfach nur von Spiel zu Spiel schauen und kündigt gegen die Wölfe an: "Wir wollen den Gegner jagen wie ein Bienenschwarm. Wir haben, die Spieler speziell im Spiel nach vorne gereizt, ihnen in Übungsformen gezielt nur minimale Lücken zur Verfügung gestellt, um das Empfinden für den richtigen Moment zu schulen." Sein Gegenüber Dieter Hecking hat nächste Woche das DFB-Pokal-Halbfinale gegen den FC Bayern München vor der Brust, will sich aber erst einmal nur auf Hoffenheim konzentrieren: "Sicher hätte man die TSG nicht dort erwartet, wo sie jetzt steht, allerdings wird sie in den verbleibenden Spielen alles daran setzen, um zumindest das Minimalziel, Platz 16, noch zu erreichen."
Elend ist die Lage aktuell auch für Fortuna Düsseldorf und den SV Werder Bremen. Die Gastgeber aus dem Rheinland haben die letzten sechs Spiele nicht gewonnen und rutschten wieder in das Schlamassel, das man schon fast hinter sich glaubte, während Werder sogar sieben Partien ohne Dreier ist und stark nach unten schielen muss. "Wir halten uns nicht mit Serien auf, sondern müssen unsere Dinge einbringen, schließlich haben wir es trotz den Negativerlebnissen der vergangenen Wochen nach wie vor selbst in der Hand", sagt Düsseldorf-Coach Norbert Meier, während Thomas Schaaf mit einem stark dezimierten Kader – man spricht von acht bis elf Ausfällen – die Reise nach Deutschlands Westen antritt.
Noch vor einigen Wochen war der Abstieg beim 1. FC Nürnberg durchaus ein Thema, doch neun Spiele ohne Niederlage haben dieses unangenehme Gespenst verscheucht, so dass man das Gastspiel beim FC Bayern gelassen angehen kann. Der Rekordmeister verspricht, die Spannung trotz bereits erreichter Meisterschaft hoch zu halten: "Wir haben morgen ausverkauftes Haus und die Zuschauer, die kommen, erwarten von uns auch wieder Leistung", erklärt Jupp Heynckes. "Da gibt es kein Nachlassen, wir müssen im Rhythmus bleiben."
Auch bei Borussia Dortmund steht zu befürchten, dass man vielleicht schon zu sehr auf die beiden Halbfinalspiele in der UEFA Champions League gegen Real Madrid CF schielt. Ist das die Möglichkeit für die SpVgg Greuther Fürth, gegen Dortmund etwas mitzunehmen? "Wir haben in dieser Bundesliga-Saison noch etwas vor", bremst Jürgen Klopp. "In Fürth hat ein kompletter Stimmungswandel stattgefunden. Der Gegner kann befreit aufspielen. Das wird schwierig und intensiv." Fürths Frank Kramer hat seinen Matchplan schon einmal bekanntgegeben: "Wir müssen immer präsent sein, den Umschaltgedanken vor Augen haben und immer wieder die Dortmunder vor ihr eigenes Tor zwingen."
Unglaublich, aber wahr – selbst nach drei Niederlagen in Folge darf der Hamburger SV vor dem Gastspiel beim 1. FSV Mainz 05 noch von der Europapokal-Qualifikation träumen. Das laut auszusprechen, traut sich aber angesichts der letzten Darbietungen keiner."Niemand gibt einen Pfifferling auf uns. Aber genau das stimmt mich auch für Samstag optimistisch", sagt HSV-Coach Thorsten Fink, der seinen Kapitän Heiko Westermann absetzte und an seiner Stelle Rafael van der Vaart bestimmte. Drei Spiele ohne Sieg lassen auch Mainz nicht gerade fröhlich erscheinen. "Die Stimmung, die wir brauchen, ist natürlich auch gespeist aus den letzten Wochen. Da hat sich schon etwas aufgestaut, was sich aber nicht in Frustration ausdrückt, sondern eher in einer Lust, jetzt etwas nachzuholen", stellt Thomas Tuchel fest.
"Wir brauchen mehr Läufe in die Tiefe und mehr Schnelligkeit", fordert Lucien Favre vor dem Gastspiel seines VfL Borussia Mönchengladbach beim VfB Stuttgart am Sonntag. Stuttgarts Übungsleiter Bruno Labbadia will gar nicht nach unten schauen, sondern setzt den Blick in die andere Richtung: "Vielleicht haben wir ja noch die Möglichkeit weiter nach vorne zu kommen. Das setzt einen Sieg gegen Gladbach voraus."
"Wir haben noch sechs Spiele in der Rückrunde, davon drei Heimspiele", sagt FCA-Trainer Markus Weinzierl vor der Partie im eigenen Stadion gegen Eintracht Frankfurt, nachdem seine Mannschaft in der Rückrunde viele überrascht hat. "Wir wollen in allen Spielen punkten, vor allem natürlich zu Hause unsere Spiele gewinnen. Gegen Frankfurt wollen wir wieder ein Ausrufezeichen im Abstiegskampf setzen." Für die Hessen wird es eine richtungweisende Partie, findet Armin Veh: "Wenn wir das Spiel gewinnen sollten, haben wir große Chancen oben dran zu bleiben."