(Keine) Meisterfeier in Frankfurt?
Freitag, 5. April 2013
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Am letzten Wochenende noch verhinderte Borussia Dortmund mit seinem Auswärtssieg beim VfB Stuttgart den Meistertitel, nun kann der FC Bayern München mit einem Sieg bei Eintracht Frankfurt aus eigener Kraft alles klarmachen.
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Egal, was der BVB zuhause gegen den FC Augsburg macht – sollten die Bayern in Frankfurt gewinnen, würden sie uneinholbar vorne liegen und der 23. Meistertitel wäre perfekt. Bei der Eintracht macht man sich nicht zuletzt angesichts des Ausfalls von Stammtorwart Kevin Trapp und den fast sicher fehlenden Alexander Meier (Toptorschütze) und Pirmin Schwegler (Kapitän) wenig Hoffnungen. Trainer Armin Veh sagte: "Ich habe die Bayern noch nie so stark gesehen. Eine kleine Chance hat man immer. Aber im Normalfall werden wir nicht gewinnen, sondern verlieren. Ich erstarre nicht in Ehrfurcht, aber wir sind in der Außenseiterrolle. Nur wenn wir etwas ganz Außergewöhnliches leisten, können wir vielleicht etwas holen." Solche Sätze hört man an der Isar mittlerweile jede Woche, doch dieses Mal gibt es eben Sondermotivation, wie Jupp Heynckes findet: "Wir haben morgen die Möglichkeit, aus eigener Kraft Deutscher Meister zu werden und das Werk zu vollenden." Wie schon letzte Woche ist auch nun keine Meisterfeier geplant, die Konzentration gilt vor allem dem Viertelfinal-Rückspiel in der UEFA Champions League bei Juventus in der kommenden Woche.
Beim BVB hat man die Verteidigung der Meisterschaft sicher schon vor Wochen aufgegeben, so dass der mögliche Verlust der Schale an diesem Wochenende keine besonderen Emotionen hervorrufen dürfte. Das Heimspiel gegen Augsburg fordert ohnehin volle Konzentration, haben sich die Gäste in der Rückrunde doch bestens geschlagen. "Uns ist klar, dass wir gegen diese Top-Mannschaft eine absolute Top-Leistung bringen müssen, aber wir haben uns stabilisiert und sind gut drauf. Wir brauchen eine ähnliche Leistung wie gegen Hannover, müssen aber auch die entscheidenden Tore machen", fordert FCA-Coach Markus Weinzierl von seiner Elf. Die Klopp-Elf schielt sicher auch schon mit mehr als einem Auge auf den Dienstag, wenn man nach dem 0:0 im Hinspiel gegen Málaga CF den Einzug ins Halbfinale der Königsklasse perfekt machen möchte. "Wenn wir das Rückspiel so angehen, wie die letzten Heimspiele in der Champions League, dann bin ich sehr zuversichtlich. Dann kann der Sieger am Ende nur Borussia Dortmund sein", meint İlkay Gündoğan.
Beim SV Werder Bremen geht nach wie vor die Angst vor einem Abstieg um. Man sagt ja oft, dass es Mannschaften erwischt, die gar nicht damit rechnen. Bei Werder ist das so eine Sache – vor dem Spiel gegen den FC Schalke 04 ist man zwar drei Partien ungeschlagen, andererseits aber hat man die letzten sechs Ligaspiele nicht gewinnen können. "Wir wissen, dass Schalke nach der Balleroberung sehr schnell umschaltet. Schalke verfügt in allen Bereichen über gute Spieler. Wir müssen gut stehen und absichern", so Thomas Schaaf, den ebenso wie seinen Gegenüber Jens Keller einige Verletzungssorgen plagen. Doch die Königsblauen kommen mit der Empfehlung von zwölf Punkten aus den letzten fünf Partien, Rang vier ist das erklärte Ziel. "Bremen ist unheimlich schwer einzuschätzen. Sie spielen mal überragend und Weltklasse, zeigen hier und da aber auch nicht so gute Leistungen", sagte Keller.
Bayer 04 Leverkusen möchte vor allem die Schalker auf Distanz halten, um zumindest als Dritter die Saison zu beschließen und damit direkt für die Gruppenphase der UEFA Champions League planen zu können. Doch der VfL Wolfsburg hat da etwas dagegen und will nach drei ungeschlagenen Spielen auch von der Werkself Zählbares entführen, schließlich konnte man Bayer 04 sowohl im Hinspiel (3:1) als auch im DFB-Pokal (2:1) bezwingen. "Natürlich hätten wir uns aus den drei Spielen lieber sieben oder neun Punkte gewünscht", meinte Dieter Hecking. "Nichtsdestotrotz sind wir nun seit drei Spielen ungeschlagen, das gab es in dieser Saison bislang noch nicht allzu oft. Wir wollen alles daran setzen, diese kleine Serie auszubauen."
Auf dem noch möglichen Weg in den Europapokal gilt es für den VfB Borussia Mönchengladbach natürlich, zuhause Schlusslicht SpVgg Greuther Fürth zu besiegen. "In Freiburg hatte ich das Gefühl, dass viele Spieler die Tabelle im Kopf haben – das ist fatal, denn dadurch haben wir insbesondere vor der Pause vergessen, Fußball zu spielen", mahnte Lucien Favre aber. "Wir tun gut daran, weiter nur von Spiel zu Spiel zu denken." Während die Bayern rechnen, wann es mit der Meisterschaft soweit ist, rechnen andere, wann Fürth definitiv abgestiegen ist. Das kann an diesem Wochenende zwar noch nicht passieren, doch Frank Kramer ist sich sicher, dass seine Jungs sich auch danach nicht hängen lassen werden: "Motivational darf die Bundesliga nie ein Problem sein, für niemanden. Wer sich da nicht aufraffen könnte, hätte ein Problem."
Auf den Europapokal darf ironischerweise sogar noch der Hamburger SV hoffen, der am letzten Wochenende eine historische 2:9-Pleite bei den Bayern bezog. Ein Heimsieg gegen den SC Freiburg wäre zumindest eine Teilwiedergutmachung. "Wir müssen jetzt dem Druck standhalten, den wir uns selbst eingebrockt haben", bekannte Thorsten Fink, während Christian Streich eine Trotzreaktion der Hanseaten befürchtet. "Mir gefällt das Ergebnis gar nicht", räumte der Freiburger Trainer ein. "Dieses Ergebnis wird in keinster Weise der grundsätzlichen Verfassung und Qualität der Hamburger Mannschaft gerecht. Ich weiß, was auf uns zukommt und die Jungs wissen es auch. Hamburg wird auf jeden Fall sehr aggressiv und mit riesiger Laufbereitschaft gegen uns spielen."
Und auch für den 1. FSV Mainz 05 ist der ganz große Coup, die Teilnahme am europäischen Geschäft, in dieser Saison noch möglich, auch wenn Trainer Thomas Tuchel vor dem Sonntags-Spiel beim 1. FC Nürnberg nicht müde wird, sein Mantra ("Von Spiel zu Spiel schauen") immer wieder aufzusagen. "Wir sind aktuell in einer komfortablen Situation, und wir dürfen träumen. Aber das bedeutet jetzt nicht, dass wir uns zurücklehnen und nicht weiterentwickeln möchten", so klingt das aktuell bei Tuchel. Bei vier Punkten Rückstand auf den Europapokal verbietet Michael Wiesinger den Nürnbergern das Schielen nach oben: "Ich verschwende keine Energie darauf, das wäre nicht angebracht. Dass wir nicht auf den Europapokal schauen, heißt allerdings nicht, dass wir nicht selbstbewusst sind. Aber wir haben uns bewusst als Zielvorgabe gesetzt, die 40 Punkte zu erreichen."
Hannover 96, das zwei Punkte mehr hat als der Club, will aber ganz ausdrücklich noch mal Alles versuchen. "Es geht in den Endspurt um die Europa League", bekannte Mirko Slomka, um dann einzuräumen: "Aber natürlich ist die Situation nicht so komfortabel, aus dem Windschatten heraus auf Fehler der Konkurrenz hoffen zu müssen." Stuttgarts Coach Bruno Labbadia befindet sich mit seinem Klub ziemlich im Niemandsland der Tabelle, wenn es das in dieser Jubiläums-Saison überhaupt gibt. "Wir wollen an die beiden vergangenen Spiele anknüpfen. Die Art, die Konsequenz, das Pressing sowie das Fußballerische waren gut, es war mehr Klarheit dabei", freute sich Labbadia zuletzt. "Ich wünsche mir total, dass wir diesbezüglich weitermachen."