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Die Yakins – Rang zwei und ein schneller Abschied

Noch einmal waren sie für eine halbe Saison vereint. Die beiden Brüder Hakan und Murat Yakin. Der eine als Spielmacher des FC Luzern, der andere als Trainer. Beide haben es genossen.

Hakan Yakin verlässt Luzern und spielt künftig für Bellinzona
Hakan Yakin verlässt Luzern und spielt künftig für Bellinzona ©Getty Images

Die Geschichte des FC Luzern im Herbst 2011 ist die Geschichte von Murat und Hakan Yakin.

Immer wieder betonten sie es: "Es wäre ein Traum, noch einmal zusammenzuarbeiten." Hakan Yakin, 34-jähriger Spielmacher des FC Luzern, und sein 37-jähriger Bruder Murat, einstiger Nationalspieler und inzwischen der Shooting-Star der Schweizer Trainerbranche.

Im Sommer 2011 realisierte Walter Stierli, der Präsident des FC Luzern, den Wunsch der beiden: Er verpflichtete Murat Yakin als neuen Cheftrainer und Vorgesetzten seines Bruders, mit dem ihn nicht nur Familiäres, sondern auch sportlich Bedeutendes bereits verband.

Zwischen 2001 und 2003 hatten die beiden Furore gemacht: Nachdem sie den FC Basel 1893 zum ersten Schweizer Meistertitel nach über 20 Jahren geführt hatten, überstanden sie die Gruppenphase der UEFA Champions League 2002/03, wo sie nur wegen des schlechteren Torverhältnisses den Einzug ins Viertelfinale verpassten.

Hakan war schon damals der Spielmacher, Murat der dominante Abwehrchef, der bei Bedarf ins Mittelfeld vorrückte, um das Spiel anzukurbeln. Und schon zu dieser Zeit war die Beziehung der "Yakin-Brothers" öffentliches Thema.

Es bedarf daher nur geringer Phantasie, um sich vorzustellen, welche Vorwürfe die beiden nach Murats Wechsel vom FC Thun zu ertragen hatten: Von Vetternwirtschaft war die Rede, von der zu erwartenden Bevorteilung des Bruders, die den FCL einer Zerreißprobe aussetzen werde.
Trainer Murat blieb nur, stets zu wiederholen: "Ich behandle alle Spieler gleich. Wir können Sportliches und Privates trennen." Und Spieler Hakan: "Muri wird auch mich kritisieren, wenn es nötig ist."

Ein halbes Jahr später darf behauptet werden: Es stimmt, was die beiden angekündigt haben, und wenn nicht, so blieb zumindest die Mannschaft von negativen Einflüssen verschont. Der FCL legte ein überaus stabiles erstes Halbjahr im neuen Stadion hin, überwintert auf Rang zwei, und das brüderliche Verhältnis gereichte nur zum Thema, wenn Murat seinen Bruder Hakan vorzeitig vom Feld nahm – von Bevorteilung also keine Spur. "Es war immer klar, dass es klappen wird", sagt Murat Yakin heute.

Die beiden Brüder gerieten nur noch einmal in den Fokus – und zwar, als sich das schnelle Ende ihrer Wiedervereinigung anbahnte. Denn Hakan gab im November bekannt, dass er den FCL auf die Rückrunde hin verlassen und zur AC Bellinzona in die Challenge League wechseln wird. im Tessin erhält er überdies einen Anschlussvertrag als Promoter für ein neues Stadion.

"Ein sensationelles Angebot, das ich nicht ablehnen konnte", sagte Hakan. Es falle ihm zwar schwer, den FCL "in einer interessanten Phase" zu verlassen. Doch seien seine beruflichen Perspektiven in Bellinzona ausgezeichnet. Nicht zu vergessen, dass die ACB als Tabellenzweiter reelle Chancen habe, mit ihm aufzusteigen.

Murat äußerte zwar sein Verständnis für den Schritt seines Bruders – er tat dies wohl aber im Wissen, wie schwer es sein wird, ihn zu ersetzen. "Hakan ist ein genialer Spieler", sagt er, "aber wir haben eine Philosophie und Ziele, die wir auch ohne Hakan verfolgen werden." Er meint: die Etablierung an der Tabellenspitze. Auch in der vergangenen Spielzeit rangierte der FCL lange Zeit oben, ging gar als Leader in die Winterpause, fiel aber in der Rückrunde bis auf Platz sechs zurück.

Leute wie Ex-Nationalspieler Daniel Gygax, Adrian Winter oder Nelson Ferreira sollen den diesjährigen Absturz verhindern. Dennoch sieht die Planung des CL den Kauf eines Real-Ersatzes vor; Spieler vom FC Thun, Murat Yakins vorherigem Arbeitgeber, sind im Gespräch. Die Genialität seines Bruders dürfte jedoch kaum einer erreichen.