Aus dem Schatten getreten
Freitag, 30. Dezember 2011
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Lange Zeit stand Fabian Frei beim FC Basel im Schatten von Spielern wie Alex Frei, Marco Streller oder Xherdan Shaqiri. Doch in dieser Saison schaffte er den großen Durchbruch und sagt: "Ich bin in der Form meines Lebens."
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Lange stand er im Schatten anderer, nun hat sich Fabian Frei ins Team des FC Basel 1893 reingekämpft. Er sagt gar: "Ich bin in der Form meines Lebens."
Wer vom FC Basel spricht, denkt vor allem an Alex Frei, Marco Streller, Xherdan Shaqiri oder Granit Xhaka. Wer aber einen Mann sucht, dessen Emporkommen Symbolcharakter für die jüngste Entwicklung des FCB hat, kommt an ihm nicht vorbei: Fabian Frei.
28 Partien bestritt er in dieser Vorrunde, er traf im Old Trafford beim so überraschenden 3:3 des FCB, ebenso – zu Hause und auswärts – gegen den FC Oțelul Galați, in der Meisterschaft erzielte er vier Treffer, im Schweizer Pokal deren zwei. Es sind Zahlen, die belegen, weshalb Ottmar Hitzfeld sagt: "Fabian Frei ist einer der raren Mittelfeldspieler, die torgefährlich sind." Und der Schweizer Nationaltrainer hätte noch anfügen können: "Frei trifft – egal ob er im Zentrum, eher defensiv oder offensiv, links oder rechts spielt."
Hitzfeld muss es wissen: Er nominierte Frei in diesem Herbst erstmals für die A-Nationalmannschaft; in Wales durfte der 22-Jährige von Beginn an ran.
Das Aufgebot und die Aussagen des Nationaltrainers sind Ausdruck einer steigenden Anerkennung für Frei. Einer Anerkennung, die ihm nicht immer widerfuhr – vor allem nicht in Basel. Immer wieder an den FC St. Gallen ausgeliehen, blieb ihm der Sprung ins Stammkader des Schweizer Vorzeigeklubs lange verwehrt, derweil Gleichaltrige wie Valentin Stocker oder Jüngere wie Xherdan Shaqiri auf der Überholspur waren.
Markus Frei, Fabians Vater und Trainer der Schweizer U17-Europameister von 2002, glaubt, den Grund zu kennen: "Er war wohl oft zu mannschaftsdienlich." Nicht zuletzt seine Opferbereitschaft habe dazu geführt, dass sein Abschlussstärke wenig zum Tragen gekommen sei: "Wenn andere nach vorne gerannt sind, hat Fabian abgesichert", sagt Vater Frei. Er habe ihn darum ermutigt, etwas egoistischer zu sein, selber den Torabschluss zu suchen. "Schließlich hat er eine gute Schusstechnik."
Freis Stärken schienen Thorsten Fink, dem ehemaligen Trainer des FC Basel, erst in diesem Sommer richtig aufgefallen zu sein. Erst von dieser Saison an setzte er auf den technisch guten, aber auch kämpferischen Mann "mit Leaderqualitäten", wie sie ihm Patrick Rahmen, einstiger FCB-U21-Trainer, zuschreibt.
Auf sich aufmerksam gemacht hat Frei aber nicht zuletzt in Dänemark bei der UEFA U21-EM, wo er sich mit den Schweizern bis ins Finale vorkämpfte. Nach dem Abstieg mit dem FC St. Gallen sei dieses Turnier sehr wichtig gewesen, sagt Frei junior.
Beim FCB profitierte er zwar auch von Verletzungen von Etablierten wie Gilles Yapi Yapo oder Valentin Stocker, doch darf Frei für sich beanspruchen, seine Chance genutzt zu haben. Guten Gewissens darf er behaupten: "Ich bin in der Form meines Lebens." Und: "Ich wusste immer, was ich kann." Dass es aber so schnell gegangen sei, "war schon überraschend".
Trotz seines noch immer jungen Alters von 22 Jahren verkörpert er, was den FCB nicht zuletzt im Duell mit Manchester United FC ausgezeichnet hat: Reife, Abgeklärtheit, eine effiziente Spielweise. Und ebenso souverän, wie er auf dem Platz agiert, tritt er daneben auf. Wer ihn interviewt, erhält Antworten mit Substanz – egal, ob auf Deutsch, Englisch oder Französisch. Hält er seine Form, wird er seine Sprachkenntnisse noch in vielen internationalen Partien demonstrieren können, zum Beispiel schon im Februar im Achtelfinale der Königsklasse gegen den FC Bayern München.