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Basel und sein taktisches Genie

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Der FC Basel hat es in diesem Herbst zu viel Ruhm gebracht. Im Mittelpunkt stand ein bislang unbekannter Deutscher: Heiko Vogel.

Mit Heiko Vogel wurde der erfolgreiche FC Basel noch erfolgreicher
Mit Heiko Vogel wurde der erfolgreiche FC Basel noch erfolgreicher ©Getty Images

Die Stimmung in Basel war trüb. Der hatte FCB hatte soeben beim FC Luzern 1:3 verloren, zum zweiten Mal in Folge. Der alljährliche Meisterschaftsfavorit lag auf Platz acht, hatte sechs Punkte auf dem Konto, am zweitmeisten Treffer kassiert – und eine Menge Probleme. Die Mannschaft sei satt, überheblich und die neue Defensive um den Österreicher Aleksandar Dragović überfordert, lauteten die härtesten Vorwürfe. Das war Ende August.

Auch Trainer Thorsten Fink gab zu: "Uns fehlt der letzte Wille, der Biss. Das wird eine ganz schwierige Saison." Er kündigte jedoch mit dem ihm typischen Selbstvertrauen an: "Ich werde dagegen angehen, und am Ende stehen wir wieder dort, wo wir hingehören: ganz oben."

Es ist kein Geheimnis: Finks FCB musste nicht mal bis zum besagten Ende warten, ehe er wieder dort stand, wo er sich und wo ihn die ganz Fußball-Schweiz sieht. Am 29. Oktober übernahm er nach einem 4:1 gegen den Grasshopper Club Platz eins. 22 Punkte aus acht Spielen mit nur noch drei Gegentoren hatten ihm den Weg geebnet. Inzwischen schuf der FCB gleich sieben Punkte Abstand zu den Verfolgern aus Luzern und Sion. Der Titel, der dritte in Folge, scheint ihm kaum mehr zu nehmen.

Fink behielt also Recht: Und gewiss: Er ging nach der Pleite in Luzern gegen die Genügsamkeit seiner Profis an. Er stand beim erstaunlichen wie verdienten 3:3 bei Manchster United FC in der UEFA Champions League an der Linie. Es war jedoch ein anderer, der den FCB an die Spitze der Super League und ins Achtelfinale der Champions League gecoacht hat: Es war Heiko Vogel, Finks vormaliger Assistent.

Am 13. Oktober wurde der 36-jährige Vogel zum Interimstrainer ernannt, nachdem sich Fink über Nacht zum Hamburger SV verabschiedet hatte. Am 12. Dezember dann wurde er offiziell zum Cheftrainer befördert. Dazwischen lagen zwei Monate, die "seine Welt verändert" haben.

"Ich bin doch ein unbeschriebenes Blatt", sagt er über sich selbst. Bevor er mit Fink 2009 zum FCB stieß, wirkte er beim FC Ingolstadt und im Nachwuchs des FC Bayern München im Hintergrund. Acht Siege in neun nationalen Pflichtspielen und das 2:1 gegen ManU trugen ihm nun seinen ersten Vertrag als Cheftrainer ein und rückten ihn in den öffentlichen Fokus. Es gebe unwahrscheinlich viele Medienanfragen, sagt Vogel. Jeder wolle wissen, wer er wirklich sei.

Marco Streller, der Basler Captain, weiß es: "Heiko Vogel ähnelt Lucien Favre. Er ist ein taktisches Genie und hat eine unglaublich gute Art." Er habe die Mannschaft defensiv stabiler gemacht, sagt Streller – auch zum Vorteil der zu Saisonbeginn gescholtenen Abwehr um Zugang Dragovic. Gegen ManU verteidigte der FCB gar hervorragend.

In der Tat: Der Stil des FCB wurde unter Vogel nüchterner, resultatorientierter – ohne aber die Offensive um Streller, Alex Frei oder Xherdan Shaqiri ihren Stärken zu berauben. In vier von sieben Meisterschaftsspielen unter Vogel spielte der FCB zu null, traf aber jedes Mal. Einzig gegen SL Benfica (0:2), bei Vogels einziger Pleite, blieb der FCB torlos.

Im Februar kommt es für den langjährigen Wahl-Münchner zum Duell gegen die Bayern, seinen frühren Arbeitgeber. "Natürlich freue ich mich", sagt Vogel, dessen Werdegang auch den Münchnern nicht entgangen ist. Thomas Müller, Philipp Lahm und weitere bekannte Akteure gingen durch seine Schule.
Der Basler FCB bleibe in diesem Duell der "David", wie Vogel sagt – ManU hin oder her. Doch die Bayern seien gewarnt. Denn nicht umsonst hat Heiko Vogel in den Monaten seines Aufstiegs immer wieder betont: "Wer mich unterschätzt, macht einen Fehler." Dasselbe gilt für den FC Basel, Ausgabe 2011/12.

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