Magaths große Derbychance

Felix Magath und sein FC Schalke 04 stehen im Kreuzfeuer der Kritik – ein Sieg im Derby heute Abend beim souveränen Primus Borussia Dortmund wäre aber ein großer Schritt der Wiedergutmachung.

Nein, die Hinrunde lief so ganz und gar nicht nach dem Geschmack der treuen Anhänger von Königsblau. Da hatte die Magath-Truppe in der Spielzeit 2009/10 mit einer jungen Truppe aus Nobodys herzerfrischend die Vizemeisterschaft eingefahren, und nun, mit einer rundum erneuerten Mannschaft dümpelt Schalke im grauen Niemandsland der Bundesliga herum. Auch nach der Winterpause wurde es nicht besser: 0:1, 1:0, 0:1 lauten die beliebig wirkenden Ergebnisse. Dafür hat sich der Trainer/Manager wieder einmal höchst aktiv auf dem Transfermarkt gezeigt. Kurz vor Toresschluss kamen Anthony Annan, Danilo Avelar, Angelos Charisteas und Ali Karimi, was dazu führte, dass selbst bei einigen der Treuesten langsam der Geduldsfaden reißt. Beschwerdebriefe an die Vereinsführung soll es gegeben haben. Doch all das Theater wäre vermutlich fast komplett vergessen, würde Königsblau am Freitagabend im Wohnzimmer von Schwarz-Gelb triumphieren.

"Nach dem 0:1 gegen Hoffenheim waren viele Spieler natürlich niedergeschlagen. Im Training konnte man aber spüren, dass nun alle dem Derby entgegenfiebern", sagte Magath, der auch auf die Statistik baut, denn die letzten elf Spiele in Dortmund weisen nur eine Schalker Niederlage auf. "Diese Serie möchten wir natürlich beibehalten. Der BVB scheint mir auswärts derzeit etwas stärker zu sein." Und die vier Neuen? Wird einer davon gleich dabei sein? Auch hier gibt der Trainer Auskunft: "Anthony Annan wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dabei sein. Die anderen Winterpausen-Neuzugänge hingegen haben noch Rückstand. Sie werden vermutlich nicht im Kader stehen."

Ein Spagat besonderer Art steht dagegen für den Gastgeber an. Klar – ein Derby ist immer etwas Besonderes, doch eigentlich geht es für Dortmund jetzt nur noch darum, jedes Spiel gleich anzugehen, sich nicht von außen beeinflussen zu lassen und Spieltag für Spieltag den eigenen Rhythmus, der nach ganz oben geführt hat, zu behalten. Da kann so ein Derby auch mal störend wirken. Das Hinspiel in der Schalker Arena entschied der BVB Mitte September mit 3:1 für sich. "Wir sind uns der Großartigkeit der Chance bewusst, unseren Fans den zweiten Derbysieg in einer Saison zu bescheren", sagt Jürgen Klopp, der trotzdem den Vorteil bei den Gästen liegen sieht. "Es ist leichter, aus einer negativen Erwartungshaltung heraus positiv zu überraschen als umgekehrt. Wir sehen uns zwar nicht als Außenseiter, aber auch nicht in der Favoritenrolle, die man am Punkte-Abstand festmachen kann. Vor der Saison hätte man Schalke doch vor uns gesehen."