Ganz Deutschland hofft auf Bayer?
Freitag, 14. Januar 2011
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Wenn heute Abend zum Auftakt der Rückrunde Bayer 04 Leverkusen den souveränen Spitzenreiter Borussia Dortmund zum Tanz bittet, rechnet man mit moralischer Unterstützung aus der ganzen Republik.
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Wenn heute Abend zum Auftakt der Rückrunde Bayer 04 Leverkusen den souveränen Spitzenreiter Borussia Dortmund zum Tanz bittet, rechnet man mit moralischer Unterstützung aus der ganzen Republik.
Das glaubt zumindest Bayers Sportdirektor Rudi Völler, der davon ausgeht, dass Fußballfans landauf landab darauf hoffen, dass die Werkself durch einen eigenen Sieg die Meisterschaft noch einmal so richtig spannend machen kann. "Ganz Deutschland drückt uns die Daumen" - so denkt Völler. Ob das wirklich so ist? Schließlich hat sich die Truppe von Jürgen Klopp in der Hinrunde mit ihrem erfrischenden Fußball auch bei neutralen Beobachtern einiges an Sympathie erspielt. Für die Spannung wäre es aber natürlich besser, wenn Völlers Wunsch eintrifft. Beim Tabellenführer sind sie bemüht, die Bedeutung der Partie herunterzuspielen. "Das Spiel ist richtungsweisend, aber es ist kein Endspiel. Entschieden wird in Leverkusen nichts", so Torwart Roman Weidenfeller, der seinen Vertrag erst kürzlich verlängerte. Sein Trainer ergänzte: "Es kommen 16 weitere Spiele, die nicht weniger wichtig sind. Wir sind von einer Favoritenrolle weit entfernt. Nur wenn wir uns alles abverlangen, können wir auf Augenhöhe mit dem Gegner sein. Und wer sich dann besser anstellt, hat gute Chancen, das Spiel für sich zu entscheiden."
Zum Start der neuen Saison siegten die Leverkusener damals mit 2:0 in Dortmund. Bis Ende der Hinrunde, als Eintracht Frankfurt den BVB überraschte, sollten sie die einzige Mannschaft bleiben, die die Schwarz-Gelben in der Liga bezwingen konnte. Optimismus schöpfen die Westfalen aber daraus, dass bis auf den beim Asien-Cup weilenden Shinji Kagawa wohl die meisten angeschlagenen Spieler zur Verfügung stehen werden und dass man beim 4:0-Sieg im Testspiel gegen den FC Basel 1893 eindrucksvoll untermauerte, dass man da weitermachen will, wo man im Dezember aufgehört hat.
Wenn das am Autobahnkreuz Leverkusen gelingt, "dann ist das Thema mit dem Titel so gut wie durch", findet Leverkusens Rekonvaleszent Michael Ballack, für den mit hoher Wahrscheinlichkeit erst einmal nur ein Platz auf der Bank bleibt. Neben Simon Rolfes, dessen Einsatz als sicher gilt, könnten im zentralen Mittelfeld Arturo Vidal oder Lars Bender auflaufen, der dann direkt gegen Zwillingsbruder Sven spielen würde. Spannend wird auch, ob Heynckes weiter auf ein System mit einem Stürmer setzt und an dem nach seiner Verletzungspause stark aufspielenden Stefan Kießling vorbeikommt, oder ob ihm zwei unzufriedene Topstürmer zu viel sind, und er es daher wieder mit zwei echten Angreifern probiert.
"Wir begegnen uns auf Augenhöhe. Beide Mannschaften haben junge, schnelle und begabte Spieler. Ich erwarte daher ein gutes und spannendes, aber auch offenes Spiel", sagte Heynckes. So richtig weiß man nicht, ob man Leverkusen als Titelkandidat auf der Rechnung haben soll. Zu sehr hat man da das Bild der vielen Vizemeisterschaften und den Absturz im letzten Jahr im Hinterkopf. "Wir tun gut daran, erst einmal unseren Platz zu verteidigen. Unser dritter Platz ist eher in Gefahr, als dass wir die Chance haben, oben anzugreifen", findet Völler. Das könnte sich aber nach einem Sieg heute Abend ganz schnell ändern.