Der unaufhaltsame Aufstieg des FC Luzern
Dienstag, 21. Dezember 2010
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Der FC Luzern ist völlig überraschend Schweizer Wintermeister – der Höhepunkt einer Entwicklung, deren Ende noch nicht absehbar ist.
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Im November 2008 stand der FC Luzern am Abgrund. Mit zwei Punkten aus zwölf Partien lag der Traditionsklub aus der Zentralschweiz auf dem letzten Rang der Super League. Mit Ciriaco Sforza und Roberto Morinini hatte der FCL bereits zwei Trainer in der Spielzeit verbraucht, als Rolf Fringer die Führung übernahm. Unter dem ehemaligen Schweizer Nationaltrainer lieferte das Team eine erstaunliche Rückrunde und rettete sich in die Relegation, wo es den FC Lugano aus der Challenge League mit dem Gesamtskore von 5:1 besiegte. Der Abstieg, auf den lange alles hingedeutet hatte, wurde doch noch abgewendet.
Im Sommer 2009 dann tätigte der Verein einen der wohl wichtigsten Transfers seiner jüngeren Geschichte: Hakan Yakin wechselte nach seinem Abenteuer in Katar zum Meister von 1989. Mit ihm sollte der Verein zu alter Stärke finden – das Vorhaben gelang. Nach einer ruhigen Spielzeit ohne nennenswerte Schwierigkeiten erreichte der FCL den vierten Rang, der zur Teilnahme an der Qualifikation für die UEFA Europa League berechtigte. Höhepunkt war ein 5:1 gegen den BSC Young Boys am zweitletzten Spieltag, das die Berner im Titelkampf erheblich zurückwarf. Yakin stand als Stratege im Mittelpunkt.
Einer der Standardsätze Fringers, des erfahrenen Medienprofis lautet: "Wir müssen uns alles hart arbeiten. Aber wenn wir das tun, werden wir auch belohnt." Seine Mannschaft muss demzufolge sehr hart gearbeitet haben. Zur Winterpause thronen die Luzerner mit 33 Punkten an der Spitze, vor dem FC Basel 1893 und dem FC Zürich. "Wir haben ein Halbjahr gespielt, das nahezu perfekt lief", sagt Regisseur Yakin, der 2002 mit dem FC Basel den Titel holte. Sein Trainer hingegen mahnt: "Wir haben noch gar nichts erreicht. Es bringt auch nichts, wenn wir vom Meistertitel reden und unsere Ziele ändern."
Wenn der Trainer so spricht, denkt er auch an den einzigen Wermutstropfen dieser Spielzeit: die Niederlage gegen den FC Utrecht in der dritten Qualifikationsrunde für die UEFA Europa League, 0:1 auswärts, 1:3 zu Hause. "Vor allem im Rückspiel zu Hause hatten wir einen schlechten Tag." An diesem Tag hätten die Optimisten im Verein gesehen, wie viel dem Team noch fehle, um auf höherem Niveau zu bestehen, "auch wenn der FC Utrecht keinen klangvollen Namen hat."
Damit sich dies ändert, verstärkt der FCL fortlaufend seinen Kader. Im Sommer 2010 kam mit Daniel Gygax ein ehemaliger Nationalspieler, der die Qualität erhöhen sollte. Präsident Walter Stierli ist stolz, dass sich ein Spieler mit einem solchen Namen für seinen Verein entschieden hat: "Das wäre noch vor Kurzem undenkbar gewesen." Das Ziel sei es, zur Eröffnung des neuen Stadion in einem Jahr ein Team zu stellen, das dauernd oben mitspielen könne.
Vielleicht nimmt der FC Luzern die neue Arena ja als Meister in Betrieb. Trainer Fringer lässt trotz aller Bescheidenheit ein bisschen Optimismus durchschimmern: "Als ich mit Aarau überraschend Meister wurde, habe ich auch gesagt, es habe keinen Sinn, über den Meistertitel zu reden. Innerlich wusste ich aber, dass wir es werden." Was derzeit in seinem Inneren vorgeht, will der Trainer aber nicht sagen.