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Der fleißige Schulschwänzer

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In dieser neuen Serie stellt UEFA.com die Stars der Bundesliga vor, mit denen man vor dieser Saison vielleicht nicht unbedingt rechnen konnte: Heute geht es um Freiburgs fleißigen Schulschwänzer Papiss Cissé.

Konzentration und Arbeit als Basis von Toren: Papiss Cissé
Konzentration und Arbeit als Basis von Toren: Papiss Cissé ©Getty Images

In dieser neuen Serie stellt UEFA.com die Stars der Bundesliga vor, mit denen man vor dieser Saison vielleicht nicht unbedingt rechnen konnte: Entweder, weil sie wie Nuri Şahin den endgültigen Durchbruch geschafft haben, oder wie Mohamed Abdellaoue oder Papiss Cissé nur Insidern bekannt waren.

Schaut man auf die aktuelle Torjägerliste der Bundesliga, so findet man dort die üblichen Verdächtigen. Edin Džeko, Lucas Barrios, Demba Ba und Grafite hatte man dort vielleicht stehen sehen. Theofanis Gekas, der mit elf Toren die Liste anführt, ist vielleicht nicht unbedingt an der Spitze erwartet worden, doch er hat diese Klasse bereits in der Vergangenheit unter Beweis gestellt. Doch Papiss Demba Cissé, der mit neun Toren aus elf Spielen den zweiten Rang belegt? Wer ist dieser Cissé?

Rund 1,5 Millionen Euro hat der SC Freiburg für den 25-jährigen Senegalesen im Januar 2010 an den französischen Zweitligisten FC Metz überwiesen. Leise Zweifel waren schnell beseitigt, denn mit sechs Toren in der Rückrunde trug Cissé entscheidend zum Klassenerhalt in der letzten Saison bei. Wie der ganze SC legte auch der bullige Stürmer in der neuen Spielzeit los wie die Feuerwehr – elf Spiele, neun Tore, diese Bilanz kann sich wahrlich sehen lassen und auch wenn Freiburg nicht mehr ganz oben in der Tabelle mitmischt, sieht es doch nach einer ruhigen Saison für die Süddeutschen aus. Auch dank Cissé.

Den folgenden Absatz sollten schulpflichtige Kinder vielleicht überspringen. Denn die Schule, die lag Cissé gar nicht. "Das lange Stillsitzen und Zuhören hat mich genervt. Ich wollte frei sein", so der Stürmer, der statt zu pauken lieber Fußball spielen ging. Es kam sogar noch schlimmer: "Mein Vater war gar nicht einverstanden, dass ich wegen des Fußballs die Schule schmiss. Das war kein einfacher Weg. Mein Vater war zunächst überhaupt nicht einverstanden, als ich ihm erklärt habe, dass ich mein Heimatdorf verlassen möchte. Wir haben damals jeden Tag heftige Diskussionen geführt."

Über Dakar, wo er in der höchsten Liga seines Heimatlandes spielte, landete er letztlich bei Metz und erzielte in einem Testspiel im Sommer 2009 zwei Tore gegen seinen heutigen Verein Freiburg. Prompt ging im Winter eine Offerte bei ihm ein, die Cissé mit seinem damaligen Mitspieler und Ex-Bundesligaprofi Jeff Strasser diskutierte. "Er hat mir zugeraten und gesagt, dass mein Spielstil gut zur Bundesliga passen würde. Jeff war sich sicher, dass ich in Deutschland gut zurechtkommen würde." Womit er wohl Recht behielt.

Trotz fehlender Schulausbildung hat sich Cissé zu einem Musterprofi mit einwandfreier Einstellung gemausert. Fragt man den Senegalesen, wie man Erfolg im Fußball haben kann, so ist seine Antwort eindeutig: "Das ist ganz einfach. Das geht nur über die tägliche Arbeit. Das [harte Training] zahlt sich aus. Wer viel arbeitet, wird auch belohnt. Und solange ich morgens noch aufstehen kann, kann ich auch arbeiten. Darüber hinaus musst du als Stürmer von der ersten bis zur letzten Minute absolut fokussiert sein, denn es kann passieren, dass du in 90 Minuten nur eine Chance bekommst."

Da ist es kein Wunder, dass Sportdirektor Dirk Dufner, der seinen Neuzugang bis 2014 binden konnte, jubiliert: "So einen hatten wir hier noch nie: torgefährlich, technisch stark, mannschaftsdienlich, fleißig. Papiss macht viele Sonderschichten – und oft den Unterschied im Spiel." Auch seine Mitspieler können da nur Positives berichten. "Er ist immer fröhlich, aber auch super ehrgeizig und bringt eine europäische Einstellung mit", findet Jan Rosenthal, während Kapitän Heiko Butscher ergänzt: " Er ist klar im Kopf und lässt nicht den Star raushängen."

Die Torjägerkanone der Bundesliga, das ist Cissés Traum, wie er selber schon bekundet hat. Und wenn es dafür nicht ganz reicht, dann will er zumindest den vereinsinternen Rekord des Argentiniers Rodolfo Esteban Cardoso brechen, der in der Saison 1994/95 16 Tore für den SC erzielte. Bei der Torquote von Cissé dürften die großen Offerten allerdings nicht lange ausbleiben – auch in der Nationalmannschaft gelangen ihm in den ersten vier Spielen fünf Treffer. Für Dufner ist klar: "Wenn er irgendwann doch geht, dann muss sich die Sache richtig lohnen."