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Verbandspräsidenten-Interview: Theo Zwanziger (Deutschland)

Mitglieder

Dr. Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, erläutert in einem Exklusiv-Interview mit UEFA.com die Nachwuchsförderung des DFB und seine Hoffnungen für die Zukunft.

Verbandspräsidenten-Interview: Theo Zwanziger (Deutschland)
Verbandspräsidenten-Interview: Theo Zwanziger (Deutschland) ©UEFA.com

In den kommenden Tagen und Wochen präsentiert Ihnen UEFA.com einige Interviews mit den Präsidenten der UEFA-Mitgliedsverbände. Starten wollen wir mit dem Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Dr. Theo Zwanziger, mit dem wir über die Entwicklung des Fußballs in Deutschland und seine Hoffnungen für die Zukunft gesprochen haben.

UEFA.com: Was leistet Ihr Verband im Kampf gegen Rassismus und Intoleranz?

Theo Zwanziger: Ja, zunächst einmal haben wir seit einigen Jahren eine satzungsmäßige Grundlage, die sich gegen jede Art der Diskriminierung wendet und der Verband muss hier entschieden eintreten auf unterschiedlichen Ebenen. Wir tun dies in unserer Bildungsarbeit, gegenüber unseren Mitgliedsverbänden, den über sechs Millionen Mitgliedern des DFB. Über unsere Internetprogramme, aber auch natürlich über mobile Schulungsanlagen, versuchen wir den Menschen klar zu machen, dass die Einstellung und verantwortungsvolle Zusammenarbeit mit Minderheiten ganz, ganz wichtig ist. Darüber hinaus haben wir eine klare kommunikative Ebene. Unsere Nationalspieler und Nationalspielerinnen stellen sich in den Dienst dieser Sache und, was ganz wichtig ist, wenn es zu entsprechenden Ausschreitungen in den Stadien kommt, kann oder muss sogar der Schiedsrichter unterbrechen und es besteht die Möglichkeit, in die Spielwertung einzugreifen. Genau dieser Punkt hat uns durchaus Erfolge auf diesem Weg beschert.

UEFA.com: Erzählen Sie uns bitte etwas über die Breitenfußballaktivitäten in Ihrem Verband.

Zwanziger: Der Breitenfußball ist natürlich bei uns wegen der großen Zahlen, die in unseren Vereinen als Mitglieder tätig sind, ganz wichtig. Wir haben 2 ½ Millionen Jugendliche, die in Deutschland Fußball spielen, im organisierten Fußball spielen, und von daher ist es hier natürlich in erster Linie an uns, mit unseren Landesverbänden, unseren Mitgliedsverbänden viele Projekte auf den Weg zu rufen. Wir machen das mit der normalen Talentförderung, in jedem Fußballkreis gibt es einen Stützpunkt, wir haben Minispielfelder gebaut, wir haben Aktivitäten in unseren Schulen, besonders in den Grundschulen, haben Schulprogramme, führen Schulungen mit unseren Vereinen durch, machen eine Vielzahl von ganz normalen Fußballturnieren und auch im sozialen Bereich, in den Hallen, wie auch auf den Spielfeldern draußen. Breitensport ist die Grundlage für unsere Erfolge im Spitzensport und das wird insbesondere von unseren Landes- und Kreisverbänden sehr intensiv betrieben.

UEFA.com: Das Ziel des UEFA "HatTrick-Programms" ist es, europäischen Nationalverbänden Unterstützung zu geben. In welchem Maß hat besonders Ihr Verband von diesem Programm profitiert?

Zwanziger: Also der ganz große Wurf, wenn ich das so sagen darf, ist uns gelungen mit dem Bau von 1000 Minispielfeldern. Wir haben heute in jedem Fußballkreis in Deutschland - wir haben etwa 330 Fußballkreise unterschiedlicher Größenordnung - zwei bis vier so genannte Minispielfelder, die auch durch eine großartige Unterstützung der UEFA zustande gekommen sind. Hier spielt sich Fußball wieder wie früher auf der Straße ab. Diese Bolzplätze, wie man sie nennt, werden von Schulen und Vereinen großartig besucht. Rund um die Uhr spielen dort die Kinder - Jungs und Mädchen gleichermaßen - Fußball und ich denke hier hat die UEFA ein großartiges Projekt geschaffen, von dem auch wir profitieren.

UEFA.com: Wie fördern Sie innerhalb Ihres Verbandes die Idee des Respekts im Fußball?

Zwanziger: Respekt hängt ja sehr stark mit Aktionen wie Fairplay zusammen. Fairplay und Respekt, das gehört ein Stück zusammen, und der Kampf gegen Diskriminierung im übrigen natürlich auch. Wir haben Fairplay-Aktionen schon seit 15 Jahren in unserem Verband. Bereits in unseren Landesverbänden werden besonders positive Verhaltensweisen ausgezeichnet in einem Wettbewerb dargestellt, der dann letztlich in einem großen DFB-Fairplay-Wettbewerb endet. Wir haben Botschafter aus dem Bereich unseres Schiedsrichterwesens - der Weltschiedsrichter des Jahres Herbert Fandel ist Pate dieses Programmes für Fairplay. Es ist ja immer nur die Möglichkeit, Orientierung zu geben, indem man neben dem Schlechten, was ja im Fußball immer mal wieder passieren kann, natürlich die großartigen Aktionen auch darstellt, vom kleinen Fußballplatz bis in die Bundesliga hinein, bei der Fairplay wirklich geübt wird. Diese Fairplay-Auszeichnungen haben lange Tradition, riesige Meldezahlen und wir können dabei feststellen, dass es generell durchaus sehr häufig ist, dass positive Verhaltensweisen Respekt und Fairplay, auf unseren Sportplätzen stattfinden.

UEFA.com: Was sind die Ziele und Pläne für die kommenden Monate und Jahre?

Zwanziger: Zunächst einmal warten natürlich auf unseren Spitzensport neue Herausforderungen: die Nationalmannschaft will bei der Weltmeisterschaft in Südafrika gut abschneiden, die Frauen bereiten sich bereits auf die Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland vor. Unsere Nachwuchsförderung ist wichtigste Aufgabe des Deutschen Fußball-Bundes, hier nicht nachzulassen, unsere Stützpunkte, die Eliteschulen zu komplettieren, die Nachwuchsleistungszentren unserer Bundesliga besonders stark zu halten und dann natürlich auch dafür zu sorgen, dass wir sozial und gesellschaftlich in unserer Gesellschaft wahrgenommen werden.

UEFA.com: Europameister im Frauenfußball, Erfolg auf Juniorenebene, U21-Europameister. Was sind die Gründe für diese Erfolge?

Zwanziger: Das ist natürlich das Ergebnis einer kontinuierlich starken Nachwuchsentwicklung in den letzten Jahren. Mein Vorgänger, Herr Mayer-Vorfelder, hatte Anfang 2000 begonnen, die bis dahin etwas sehr stark in der Breite wurzelnde Nachwuchsförderung neu zu strukturieren. Diese Erfolge spüren wir heute. Die Nachwuchsleistungszentren der Bundesliga, die Eliteschulen des Verbandes, das Talentförderkonzept in jedem Fußballkreis, die A- und B-Junioren-Bundesliga und vieles mehr greift und von daher muss ein Verband wie der DFB, in dessen Reihen 2 ½ Millionen Jugendliche Fußball spielen, auch in der Lage sein, starke Spitzenmannschaften hervor zu bringen. Wir werden nicht immer gewinnen, wir werden auch mal verlieren, das gehört sich auch so, aber wir wollen immer ein Stück in den Endrunden-Turnieren dabei sein, eine Rolle spielen und auch den einen oder anderen Titel gewinnen. Das ist unser Ziel. Und es ist zugleich die Grundlage für unsere gesellschaftliche und soziale Arbeit.