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Abenteuer in Albanien

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Er ist ein waschechter Weltenbummler und weltweit der einzige Profi-Fußballer, der auf allen Kontinenten unter Vertrag stand. Heute schildert Lutz Pfannenstiel seine Abenteuer in Albanien.

Die Spieler des KS Vllaznia feiern 2008 - nach dem Abschied von Lutz Pfannenstiel - den albanischen Pokalsieg
Die Spieler des KS Vllaznia feiern 2008 - nach dem Abschied von Lutz Pfannenstiel - den albanischen Pokalsieg ©www.albaniasoccer.com

Er ist ein waschechter Weltenbummler und weltweit der einzige Profi-Fußballer, der auf allen Kontinenten unter Vertrag stand. Über 20 Vereine hat er mit seinen Torwartfähigkeiten bereichert und kann dementsprechend viele Geschichten und Erfahrungen verschiedenster Art aufweisen. Mit 36 Jahren hat Lutz Pfannenstiel schon jetzt ein bewegtes (Fußballer-) Leben vorzuweisen. Auf uefa.com wollen wir im Rahmen einer zehnteiligen Serie seine Weltreise nachempfinden. Heute: Albanien...

Während in Deutschland die WM 2006 stattfand, wurde Lutz Pfannenstiel Torwart in Albaniens erster Liga. Dann bekam er in Armenien die Chance, Chef eines neuen Vereins zu werden und nach dessen enttäuschendem Ende wurde er in Norwegen Aushilfstorwart für einen Studenten. Ein weiteres Paradebeispiel für die von Zufällen und Fügungen erfüllte Weltreise des Bayern. Hier Kapitel sieben...

Bedenken
"Als ich in Albanien ankam, hatte ich schon ein paar Bedenken wegen der Sicherheit", so Pfannenstiel auf die Frage, mit welchem Gefühl er ins Flugzeug von Kanada nach Albanien stieg. "Diese waren aber schnell verworfen, weil ich mich sehr schnell eingelebt und wohl gefühlt habe." Bei KS Vllaznia in Shkodra heuerte er an, als der Verein im Sommer 2007 im UEFA Intertoto Cup erst gegen NK Dinamo Zagreb weiterkam, um dann an Trabzonspor zu scheitern – beides ohne den neu verpflichteten Schlussmann. "Ich habe noch auf meine Spielgenehmigung gewartet", so Pfannenstiel.

Erst Top, dann Flop
Unter dem deutschen Trainer Uli Schulze, 1974 Europapokalsieger mit dem 1. FC Magdeburg, gelang dem Verein ein guter Saisonstart. Doch dass sich in Albanien der Wind schnell drehen kann, lernte Pfannenstiel spätestens nach der ersten Niederlage. "Ich war ja da schon sehr abgebrüht durch meine bisherigen Erfahrungen", so Pfannenstiel, der die Drucksituation dennoch nicht ganz leugnet. "Die Journalisten haben dort großen Einfluss auf die Stimmung der Fans." Besonders vehement spürte der Weltenbummler dies, als seine "Singapur-Story noch mal groß aufgerollt" wurde und er selbst beim nächsten Auswärtsspiel vom Heimpublikum "in die Mangel genommen" wurde.

Vereinsgründer gesucht
Als sich der Verein vom deutschen Trainer trennte, war auch Pfannenstiels Zeit abgelaufen, seinen Platz im Tor hatte der aus der eigenen Jugend des Vereins stammende Torwart bekommen. "Der neue Trainer wollte auf keinen der Spieler bauen, die sein Vorgänger verpflichtet hatte, als auch nicht auf mich", so der enttäuschte Schlussmann, der kurz darauf auf der anderen Seite des Schwarzen Meeres in Armenien ein Angebot bekommen sollte. "Ein armenischer Russe kam auf mich zu und wollte mich aufgrund meiner Erfahrung zum Chef eines neuen Vereins machen, mit seinem Geld", so Pfannenstiel, dem somit der Übergang zum Vereinsfunktionär winkte. "Ich sollte eine Mannschaft aus dem Nichts aufbauen." Die neue Herausforderung schien wie gemacht, das neue Projekt wurde sofort in Angriff genommen. "Ich habe insgesamt 40 Spieler aus der ganzen Welt zum Probetraining eingeladen, die besten habe ich verpflichtet."

"Da ist Null drauf'
Im Frühjahr 2007 begannen, weit vor dem Ligastart, die nationalen Pokalwettbewerbe, in der der neue Verein mit vollem Erfolg mitmischte und für dementsprechend viel Furore sorgte. "Im Ligapokal haben wir alles gewonnen, und im Pokal waren wir bereits an zwei Erstligisten vorbei bis ins Halbfinale vorgedrungen", so Pfannenstiel voller Stolz. "Als ich dann zur Bank ging, um die Gehälter der Spieler abzuheben, sagte mir der Beamte: 'Da ist Null drauf'", so der damalige Torwart, Trainer und Manager von Bentonit Ijevan FC. Viele lange Telefonate später kam die Erkenntnis, dass der Geschäftsmann das Geld für seine Firma brauchte und es dem Verein entzogen hatte. Nach dem dritten Spieltag der Liga und kurz vor dem Halbfinale des Pokals war Schluss, der Verein musste aufgelöst werden. "Es tat mir unglaublich leid für die Spieler, zum Glück konnte ich rund 90 Prozent zu anderen Vereinen vermitteln."

"Unglaublich enttäuscht"
"Ich habe den Verein quasi mit meinen eigenen Händen aufgebaut, meine Frau war die Dolmetscherin", so Pfannenstiel weiter. "Unserem Klub hat niemand etwas zugetraut, aber wir waren die beste Mannschaft und hätten im Optimalfall das Double geholt. Ich war sehr stolz auf den Verein und deswegen auch unglaublich enttäuscht, als es vorbei war." Die Tätigkeit als Sportdirektor schien der ideale Übergang in die Karriere nach der Karriere. Doch die Geschichte des Lutz Pfannenstiel konnte unmöglich so zu Ende gehen. Mit der nächsten Fügung ging es nahtlos weiter: Für ein Kurzintermezzo half er bei seinem ehemaligen Verein Baerum SK in Norwegen aus. "Sie haben mich angerufen und gefragt, ob ich aushelfen kann. Kurz vor Saisonbeginn ist ihr Torwart abgesprungen, der wollte doch lieber studieren", so Pfannenstiel, der natürlich sofort zugriff.

Wie es Lutz Pfannenstiel als erstem deutschen Fußballer in Brasilien ging und wie er dort seinen Weltrekord in trockene Tücher brachte, lesen Sie im achten Teil der Serie.

Im zehnten und letzten Teil stellt sich Lutz Pfannenstiel den Fragen der uefa.com Usern. Was wollen Sie Lutz Pfannenstiel fragen?