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İlhan Mansız will's wieder wissen

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Eigentlich war seine Karriere schon vorbei, nun aber will er noch einmal durchstarten. İlhan Mansız, einst gefeierter Nationalspieler der Türkei, hat beim Zweitligisten TSV 1860 München ein Probetraining aufgenommen.

Ilhan Mansiz sucht noch einmal eine neue Herausforderung
Ilhan Mansiz sucht noch einmal eine neue Herausforderung ©Getty Images

Eigentlich hatte er mit seiner Karriere schon so gut wie abgeschlossen – nun aber will er noch einmal durchstarten. İlhan Mansız, einst gefeierter Nationalspieler der Türkei, hat beim Zweitligisten TSV 1860 München ein Probetraining aufgenommen.

Raunen und Flüstern der Kiebitze
Ein Raunen ist auf dem Trainingsgelände der Münchner Löwen zu vernehmen, Köpfe werden zusammengesteckt und die Fans helfen sich gegenseitig, Erinnerungslücken zu stopfen: "Der war doch mal ‘ne große Nummer in der Türkei", sagt ein Rentner, "2002 hat er groß aufgespielt und für Furore gesorgt", erinnert er sich und kommt zu dem Schluss, dass "so einer uns gut tun könnte, man sieht, dass der was kann."

Karriere als Odyssee
In der Tat hatte der fast 34-jährige Mansız durch sein Golden Goal im Viertelfinale der FIFA-WM 2002 gegen den Senegal und später mit einem Doppelpack im Spiel um Platz drei gegen Südkorea maßgeblichen Anteil am größten Erfolg in der türkischen Fußballgeschichte. Es war der Höhepunkt einer Laufbahn, die von vielen Tiefschlägen geprägt war.

Der steinige Weg zum Gipfel
Begonnen hatte die Profikarriere beim 1. FC Köln, wo sich der in Kempten (Allgäu) geborene Türke ebenso wenig durchsetzen konnte wie in der Türkei bei Gençlerbirliği Ankara. Über Umwege landete Mansız schließlich 2001 bei Beşiktaş JK, wo er durchstartete und schon in der ersten Saison unter Trainer Christoph Daum zum Star wurde.

Torschützenkönig
"Mein bestes Jahr", wie er stolz erwähnt, "dort wurde ich mit 21 Treffern Torschützenkönig." Seine Karriere war in Schwung gekommen. Es folgte diese Wahnsinns-WM, es folgte die türkische Meisterschaft und es folgten fünf Einsätze in der UEFA Champions League. Danach begann die Leidenszeit des Stürmers.

Zahlreiche Verletzungen pflastern den Weg
Als er die erste von sieben Knie-Operationen hinter sich hatte, schob ihn Beşiktaş nach Japan zu Vissel Kobe ab. "Es lief eigentlich ganz gut. Die Verantwortlichen jedoch waren anderer Meinung und verkauften mich für vier Millionen Euro." Ein schwerer Schlag für den Instinktfußballer: "Mit 28 hast du noch sportliche Ziele, da willst du nicht in Japan rumkicken."

"Mund abputzen, weitermachen!"
Nach weiteren Operationen und erneutem Anlauf in der Türkei folgte der schwerste Nackenschlag in Ilhans Karriere: In der Winterpause der Saison 2005/06 wurde er in München - als er bei grüner Ampel die Straße überquerte - von einem Auto angefahren. "Das ist Schicksal – passiert, abhaken, Kopf hoch, weiterkämpfen", gewährt Mansız im Interview mit uefa.com Einblick in sein Seelenleben. Er will nur noch nach vorne schauen.

Wieder Vertrauen in den Körper
"Natürlich fehlt noch die Spritzigkeit und das Ballgefühl, aber ich habe wieder Vertrauen in meinen Körper und keine Beschwerden mehr", erzählt ein gut gelaunter und bodenständig wirkender Ex-Star, der es noch einmal wissen und den Fokus weg von seinem legeren und stylischen Outfit wieder auf die Kernarbeit richten will. Den Bart hat er stehen lassen, alte Zöpfe dagegen abgeschnitten. Bei 1860 kämpft er "Tag für Tag, Trainingseinheit für Trainingseinheit", um vielleicht doch noch einmal Fuß zu fassen. "Bayern wird mich wohl nicht mehr verpflichten", spekuliert er schmunzelnd, "hier bei 60 würde es perfekt passen".

Zuhause angekommen?
Dafür müsste seine Karriere als Moderator von TV-Shows in der Türkei erst einmal hintenanstehen. Bei den Medien ist er ebenso gefragt wie bei den Fans. Auch und wohl in erster Linie wegen seiner unangepassten Art. Auf der rechten Brust hat er das Wappen von Beşiktaş tätowiert – einen Adler. Am linken Arm steht sein Geburtstagsdatum in römischen Zahlen und auf dem Rücken trägt er drei japanische Schriftzeichen: "Stärke", "Wille" und "Für immer". Vielleicht ganz nach dem 1860-Motto: Einmal Löwe, immer Löwe.

Erstes Testspiel
Bis zum Ende seiner Karriere zumindest könnte dies ja tatsächlich gelten. Es ist wohl seine letzte Chance, die er in seiner neuen alten Heimat, in der er seit drei Jahren wieder lebt, nutzen will. Wenn er am Freitag im Testspiel gegen den Kreisligisten TSV Allach 09 ebenso glänzt wie im Training, käme er diesem Ziel ein Stück näher.