Berlin feiert Andriy Voronin

Als sich die gesamte Berliner Mannschaft am späten Samstagnachmittag nach dem furiosen 2:1-Sieg gegen den FC Bayern München von den 74.244 Zuschauern für ihren Erfolg feiern ließ, stand ein Mann besonders im Mittelpunkt - der von Liverpool FC ausgeliehene Stürmer Andriy Voronin.

Überglücklicher Voronin
Der 59-fache ukrainische Nationalspieler hatte mit seinen Toren in der 38. und 77. Minute beide Treffer für Hertha BSC Berlin erzielt und damit dafür gesorgt, dass der Klub aus der Hauptstadt zum ersten Mal seit Oktober 2006 wieder an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga steht. "Ich bin natürlich überglücklich und freue mich über meine beiden Tore, besser geht es für einen Stürmer nicht, aber die Leistung der gesamten Mannschaft war heute entscheidend", erklärte der 29-Jährige.

Entscheidende Treffer
Und Voronin hatte mit seiner Aussage Recht, denn nur mit einer starken Teamleistung waren die Berliner in der Lage, drei Punkte gegen die Mannschaft von Jürgen Klinsmann zu holen. Die Bayern hatten im Olympiastadion zunächst ein optisches Übergewicht, während die Hertha tief in der eigenen Hälfte stand und ihr Tor geschickt verteidigte. In der 38. Minute schlug dann Patrick Ebert eine Flanke von der rechten Seite in den Bayern-Strafraum, wo Christian Lell patzte und Voronin so den Kopfball zur Führung ermöglichte. Nach dem Ausgleich durch Miroslav Klose (61.) drängten die Bayern auf den Sieg, fingen sich aber in der 77. Minuten einen Konter. Raffael bediente mit einem genauen Pass Voronin, der seine Schnelligkeit ausspielte und den Siegtreffer für die Hertha erzielte.

Zufriedene Berliner
Es waren die Saisontore Nummer fünf und sechs des Stürmers, der Anfang September 2008 von Liverpool bis zum Saisonende ausgeliehen wurde. Der ansonsten so abgeklärte Hertha-Coach Lucien Favre war nach dem 2:1-Erfolg über die Bayern völlig euphorisch: "Ich muss sagen, das ist der schönste Tag, seitdem ich bei Hertha bin. Das ist phantastisch. Ich bin sehr zufrieden. Wir haben heute eine Einheit auf dem Platz gesehen. Das 2:1 war nicht unverdient." Ganz anders war natürlich die Stimmung bei den Bayern. "Wir sind sehr enttäuscht und verärgert. Wir wollten hier drei Punkte holen. Aber wenn wir unseren Lauf wieder aufnehmen, der jetzt gegen Hamburg und Berlin unterbrochen wurde, werden wir oben stehen. Das ist unser Glaube und unsere feste Überzeugung", sagte Trainer Jürgen Klinsmann.

Finanzielle Bedenken
Überzeugt sind die Berliner auch von ihrer Leihgabe Andriy Voronin, und das nicht nur wegen der beiden Treffer gegen die Bayern. Der Ukrainer passt mit seiner mannschaftsdienlichen und laufintensiven Spielweise perfekt in das System von Lucien Favre und besitzt genug individuelle Klasse, um in der Offensive neben Marko Pantelić Akzente zu setzen. "Ich fühle mich wohl in Berlin und kann mir gut vorstellen, zu bleiben", erklärte Voronin, der bei den Reds noch einen Vertrag bis 2011 besitzt, erst kürzlich. Allerdings machte Hertha-Manager Dieter Hoeneß schnell klar, dass ein möglicher Kauf des Ukrainers für die Berliner auch ein Kraftakt wäre: "Dass wir ein bisschen mit einer klaren Aussage für eine mögliche Verpflichtung von Andriy zögern, hat finanzielle Gründe."

Internationale Perspektive
Die auf fünf bis sechs Millionen Euro geschätzte Ablösesumme, die Liverpool - falls Voronin trotz Vertrages bis 2011 abgegeben werden sollte - haben will, kann Berlin nicht ohne Weiteres stemmen. Allerdings sagte Hoeneß auch: "Wir haben uns jetzt oben festgesetzt und wollen in der nächsten Saison wieder international dabei sein." In dieses Anforderungsprofil passt der international erfahrene Voronin, der bei Bayer 04 Leverkusen und Liverpool FC UEFA-Pokal- und UEFA-Champions-League-Erfahrung sammeln konnte, perfekt.