Europa vereint im Old Trafford

Selten hat ein Freundschaftsspiel soviel Aufmerksamkeit erregt wie das Duell zwischen einer Europa-Auswahl und Manchester United FC. Viele Fußballfans standen schon drei Stunden vor dem Anpfiff in Schlangen vor dem Old Trafford. 74.343 Zuschauer feierten schließlich Manchesters 50-jährige Teilnahme am Europapokal.

Die Busby Babes
Die Feierlichkeiten begannen mit der Ehrung verdienter Spieler und Trainer, die ManU in den letzten Jahrzehnten zum heutigen Weltklub gemacht haben. Vor allem Sir Matt Busby wurde dabei ausgezeichnet, der den Verein nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufbaute und 1956 zum ersten Mal in den Europapokal führte. Dies tat er gegen den Willen des englischen Fußballverbandes, da sein Wunsch, sich mit seinen "Busby Babes" mit den Besten des Kontinents zu messen, zu groß war, um ihm zu widerstehen. Dieses Begehren hat ManU in all den Spielzeiten nie verloren, genauso wie etliche andere englische Mannschaften auch.

Europapokale
Manchesters Europapokalgeschichte ist von Erfolgen und Tragödien geprägt. Nur ein Jahrzehnt nach der größten Tragödie, dem Flugzeugunglück von München im Jahr 1958, konnte Busby mit einer neu formierten Mannschaft den Pokal der europäischen Meistervereine gewinnen und einen Mythos schaffen, der nie vergehen sollte. Der Sohn von Sir Matt, Sandy, hielt gestern eine Rede und drückte seinen Stolz aus, genau wie Dennis Irwin, der den Europapokal der Pokalsieger, den der Klub 1991 gewonnen hatte, präsentierte. Den größten Beifall von allen bekam natürlich Ole Gunnar Solksjær, der das unglaubliche UEFA Champions League-Finale von 1999 noch einmal beschrieb, während der Pokal neben ihm stand.

Stars von gestern
Sir Alex Ferguson, der schon damals Trainer gewesen war, hatte vier Spieler gegen die Europa-Auswahl dabei, die mit ihm den Titel gewonnen hatten: Wes Brown, Paul Scholes, Ryan Giggs und Gary Neville. Auch das zeigte, dass Manchester nicht nur die glorreiche Vergangenheit feierte, sondern auch in eine glücklich Zukunft blicken kann. Immerhin steht der Verein schon im Viertelfinale der UEFA Champions League, 2007 könnte also durchaus ein ähnlich erfolgreiches Jahr werden wie 1999. Denn auch was United nach den Ehrungen auf dem Rasen des Old Traffords aufführte, machte Hoffnung für die Zukunft.

Jungstars
Wayne Rooney, 21, und Cristiano Ronaldo, 22, prägten die erste Hälfte, in der ManU das überlegene Team war. Rooney traf per Doppelpack und Ronaldo mit einem fantastischen Freistoß. Doch die Party war da erst in ihrer Anfangsphase. Zur Halbzeitpause wurde Sir Bobby Charlton, einer der Überlebenden der Münchener Flugzeugtragödie sowie Europapokalsieger von 1968, von den Fans begrüßt, ehe ein Held der Neuzeit in für ihn typischer Manier auf die Bühne trat.

Beckhams Rückkehr
Wegen einer Verletzung konnte David Beckham nicht am Spiel teilnehmen, doch seine Rückkehr feierte er trotzdem, als er den Rasen betrat, auf dem er während der 90er Jahre vom Talent zum Superstar einer ganzen Sportart wurde. Ein kleines Feuerwerk ging los, riesiges Getöse ertönte, als Beckham zurückkehrte, und er wusste genau, was die Fans hören wollten. "Die Zeit, die ich in diesem Verein verbrachte habe, war die beste meiner Karriere", sagte er. Sogar für Sir Alex hatte Beckham ein Lob übrig, er sagte über den Trainer: "Er war der beste Trainer der Welt." Wenige im Old Trafford wollten daran zweifeln, als die Heimmannschaft in einem unterhaltsamen Spiel 4:3 gewann. Sir Alex führt das Werk seines Landsmannes weiter, und nach 50 Jahren steht ManU einmal mehr kurz davor, Großes im Europapokal zu vollbringen.