Eto'o als Zielscheibe der Rassisten
Dienstag, 28. Februar 2006
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Im spanischen Fußball sorgen erneut anti-rassistische Zwischenfälle für negative Schlagzeilen.
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Im spanischen Fußball sorgen wieder einmal anti-rassistische Zwischenfälle für negative Schlagzeilen. Samuel Eto'o vom FC Barcelona drohte im Primera División-Spiel bei Real Zaragoza sogar damit, den Rasen vorzeitig zu verlassen, nachdem er von den Zuschauern mit rassistischen Äußerungen beleidigt worden war.
"Beleidigung des Fußballs"
"Wir stehen alle hinter Eto'o", so lautete die Schlagzeile von Mundo Deportivo. In dem Artikel heißt es weiter, es sei sehr beunruhigend, "wenn die Hautfarbe wichtiger ist als die Trikotfarbe." Marca bezeichnete die rassistischen Äußerungen gegen Eto'o im La Romareda-Stadion als "Beleidigung für den Fußball." Die spanische Kommission gegen Rassismus (CECRA) will alle Spiele am kommenden Wochenende mit einer Verzögerung von fünf Minuten anpfeifen lassen. Damit soll die Solidarität mit dem Stürmer aus Barcelona zum Ausdruck gebracht werden. "Es reicht nicht, in unseren Stadien Banner auszurollen und Anti-Rassismus-Filme zu zeigen", sagte CECRA-Generalsekretär Carlos Ferreyra Núñez. "Diese Vorfälle stellen für die betroffenen Spieler nicht nur eine massive Bedrohung dar, sondern schränken auch deren Leistung ein. Solche Zwischenfälle sind beschämend und erzeugen Angst."
"Abscheuliche Einstellungen"
Der Verein aus Saragossa hat der Anti-Rassismus-Kampagne im Fußball seine volle Unterstützung zugesagt. "Im Bestreben, die sportlichen Werte zu verteidigen und den Respekt gegenüber den Spielern zu wahren, werden wir uns an die Spitze der Bewegung im spanischen Fußball stellen", teilte der Klub mit. "Wir werden die Probleme analysieren und versuchen, die Leute mit den abscheulichen rassistischen Einstellungen auf den richtigen Weg zurückzuführen." Der Verein kritisierte die Fans, die den Stürmer aus Kamerun beleidigt hatten. Dieser wollte in der zweiten Halbzeit schon das Feld verlassen, konnte aber von seinen Mitspielern und Trainer Frank Rijkaard doch noch überredet werden, weiter zu spielen. Danach verbreitete der Verein aus Saragossa auf Bitten des Schiedsrichters per Lautsprecher-Durchsage, dass die Zuschauer doch solch rassistisches Benehmen unterlassen sollten. Doch dies bewirkte leider das komplette Gegenteil. Bis zum Schlusspfiff nahmen die rassistischen Beleidigungen sogar noch zu. Barcelona gewann übrigens mit 2:0.
"Rassismus ist schändlich"
"Der Verein wendet sich entschieden gegen jede Art von Rassismus in jedem Fußball-Stadion", hieß es in einer Mitteilung. "Rassismus ist schändlich und auf keinen Fall die Norm in Saragossa. In unserem Klub spielen traditionell viele dunkelhäutige Spieler in allen Mannschaften. Diese wurden von unseren Anhängern stets bejubelt und unterstützt. Wir können den Rassismus unserer Fans nicht verstehen. Wir haben doch selbst farbige Spieler wie Álvaro Maior, Ewerthon und Delio Toledo in unserem Verein. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, einen Fußballer wegen seiner Rasse, seinen religiösen oder politischen Überzeugungen anzugreifen. Wir werden alles dafür tun, damit derartige Zwischenfälle in unserem Stadion nicht mehr passieren."
"Sehr traurig"
Eto'os Spieler-Kollegen unterstützten ihn: "Wenn er das Spielfeld verlassen hätte, wären wir mit ihm gegangen", sagte Ronaldinho. "Das macht mich sehr traurig und ich hoffe, dass das nie wieder vorkommt." Ewerthon sagte dazu: "Ich bin auch schwarz und spiele für Saragossa. Ich bin absolut gegen das Benehmen der Fans. Ich fordere den Verband auf, so schnell wie möglich etwas dagegen zu tun. Denn wenn das so weiter geht, können wir hier nicht mehr länger unserem Job nachgehen."
"Besorgniserregend"
Der Verein ist vom Spanischen Fußballverband bereits in der vergangenen Saison mit einer Strafe von 600 Euro belegt worden, nachdem einige Saragossa-Fans Eto'o beschimpft hatten. Und schon zu Beginn dieses Monats wurde Real mit einer ähnlichen Summe bestraft, weil Anhänger den brasilianischen Stürmer Robert von Real Betis Balompié verbal attackiert hatten. Dieser aktuelle Zwischenfall ereignete sich erst wenige Wochen nach der uniteagainstracism-Konferenz von FARE in Barcelona. "Dass einer der besten farbigen Spieler auf der Welt - Afrikas Fußballer des Jahres – in einer der größten Ligen der Welt derartig beschimpft wird, ist sehr besorgniserregend für diesen Sport", sagte Piara Powar, der Direktor der Aktion Kick It Out und Sprecher des FARE-Netzwerks.