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Masopusts Erinnerungen leben weiter

Josef Masopust, Europas Fußballer des Jahres von 1962, ist Tschechiens Goldener Spieler.

Masopusts Erinnerungen leben weiter
Masopusts Erinnerungen leben weiter ©Getty Images

Zum Jubiläum der UEFA wurde jeder nationale Verband gebeten, seinen herausragendsten Spieler der letzten 50 Jahre zu nominieren. Die Tschechische Republik wählte Josef Masopust zu ihrem "Goldenen Spieler".

Von Ladislav Josef

Die Wahl von Pavel Nedved zu Europas Fußballer des Jahres 2003 war für die tschechischen Fußball-Fans ein passender Anlass, um sich an den letzten Spieler zu erinnern, dem diese Ehre zuteil wurde - an Josef Masopust, der diesen Preis 1962 erhielt.

Gemeinsamkeiten
Spieler unterschiedlicher Generationen zu vergleichen, kann heikel werden, doch wer beide Profis im Einsatz gesehen hat, wird große Gemeinsamkeiten festgestellt haben - ein bewundernswertes Durchhaltevermögen, ein Auge für zielgenaue Pässe und den Mut, ein Spiel in die Hand zu nehmen und es zu gewinnen.

16 Jahre Dukla
In einem anderen Zeitalter wäre der erste tschechische Gewinner des Goldenen Balls wahrscheinlich noch mehr gefeiert worden als Nedved heute. Doch die Bedingungen in der kommunistischen Tschechoslowakei hatten zur Folge, dass Masopust 16 Jahre lang bei der Militärmannschaft FC Dukla Praha spielte, bevor er erst im Alter von 37 Jahren ins Ausland - nach Belgien zu R. Crossing Club Molenbeek - wechseln konnte. Wenn er jedoch für die FIFA oder UEFA bei internationalen Wohltätigkeitsspielen auflaufen durfte, tat er dies neben Fußballgrößen wie Alfredo di Stéfano, Raymond Kopa und Francisco Gento.

Laufbahn
Masopusts Reise zu solch prestigeträchtigen Orten wie dem Wembley-Stadion begann am 9. Februar 1931, als er als viertes von sechs Kindern geboren wurde. Seine Fußballkarriere begann er in einer unteren Liga bei Baník Most, doch mit 19 Jahren wurde er als linker Flügelspieler von FK Teplice verpflichtet und gab bald sein Debüt im Oberhaus. 1952 wechselte er zum Spitzenreiter Dukla Praha und gewann mit dem Klub in der Rolle des Mittelfeldregisseurs achtmal die Meisterschaft.

Silbermedaille
Dukla setzte auch in Europa Akzente und stand 1966/67 im Halbfinale des Pokals der europäischen Meistervereine. Dieser Erfolg kam nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass Dukla die meisten Nationalspieler unter Vertrag hatte, die mit der Tschechoslowakei bei der FIFA-Weltmeisterschaft 1962 Zweiter wurden.

WM-Traum
Masopust, der in seiner Karriere 63 Länderspiele absolvierte, debütierte 1954 gegen Ungarn. Er spielte bei der WM 1958 und bei der UEFA-Europameisterschaft 1960. Bei diesem Turnier holte er mit seiner Mannschaft Bronze. Eine Meisterleistung lieferte er aber zwei Jahre darauf bei der WM in Chile ab. "Wie jeder kleiner Junge habe auch ich davon geträumt, in einem WM-Endspiel zu stehen. Auch habe ich davon geträumt, ein Tor zu schießen." Dieser Traum wurde Wirklichkeit, als er am 17. Juni 1962 die Tschechoslowakei gegen Brasilien in der 16. Minute in Führung schoss.

Goldener Ball
Auch wenn die Brasilianer am Ende mit 3:1 triumphierten, wurde Masopust bei seiner Heimkehr in Prag wie ein Volksheld gefeiert. Einige Monate später wurde ihm der Goldene Ball vor Duklas Viertelfinal-Partie im Landesmeister-Wettbewerb gegen SL Benfica verliehen. "Es gab keine Feier", erinnert er sich. "Eusébio hat mir einfach nur die Hand geschüttelt, ich habe die Trophäe in meiner Sporttasche verstaut und bin mit der Trambahn nach Hause gefahren."

Masopusts Slalom
Wegen der Genauigkeit seiner Pässe nahm er oft die Rolle des Spielmachers ein. Doch er erzielte auch einige bemerkenswerte Tore. Schnelligkeit war nicht seine Stärke, doch er war ein außergewöhnlicher Dribbelkünstler, der seine Gegenspieler meist reihenweise stehen ließ. "Ich konnte nach rechts, dann nach links antäuschen und den Ball mit jedem Fuß kontrollieren." Diese Fähigkeit, "Masopusts Slalom", war die Grundlage jedes seiner Sololäufe.

Erfolg als Trainer
Als er 1968 endlich ins Ausland ging, verhalf er Molenbeek als Spielertrainer zum Aufstieg in die erste Liga. Seine Trainerlaufbahn setzte er bei Dukla fort, doch seinen größten Erfolg feierte er mit Zbrojovka Brno, mit dem er 1978 die Meisterschaft gewann. In den 80er Jahren trainierte er die tschechoslowakische Nationalelf, bevor er ein Angebot in Indonesien annahm.

"Nichts bleibt"
Masopust wurde in Nordböhmen im Dorf Strimice geboren, das nach und nach zerstört wurde, um Platz für ein Kohlebergwerk zu schaffen. Dukla Praha ereilte ein ähnliches Schicksal, als der Klub Anfang der 90er Jahre in FC Príbram umbenannt wurde und aus dem berühmten Juliska-Stadion ausziehen musste. Und 1993 wurde das Ende der Tschechoslowakei besiegelt. "Aus meiner Zeit ist nichts übrig geblieben", sagte Masopust. Bis auf den Goldenen Ball, der in seiner bescheidenen Prager Wohnung im Regal steht.