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Aus der Vergangenheit lernen

Vor zehn Jahren hat das Bosman-Urteil den Fußball in Europa komplett auf den Kopf gestellt.

Vor zehn Jahren hat der Europäische Gerichtshof ein Urteil zu Gunsten des belgischen Fußballers Jean–Marc Bosman gefällt und damit gegen RFC Liège, den Belgischen Fußballverband und die UEFA entschieden. Danach hat sich das Gesicht des Fußballs in Europa komplett verändert.

Eingeschränkte Arbeitswahl
Bosman war damals vor Gericht gezogen, da ihn sein Verein RFC Liège nach Ablauf seines Vertrages nicht ablösefrei zum französischen Zweitligisten USL Dunkerque ziehen lassen wollte. Bosman erklärte, dass ihn das Transfersystem in seinem Recht der Arbeitswahl einschränkte.

Investitionen in die Jugend
Die UEFA entgegnete, dass das bestehende Transfersystem die Klubs dazu zwang, in die eigene Jugend zu investieren und nicht willkürliche Transfers vorzunehmen. Dadurch lohnten sich auch die Bemühungen der kleineren Vereine. Doch dieses System war nicht im Einklang mit dem EU-Recht, nach dem jeder die freie Wahl seines Arbeitsplatzes hat.

Illegales "Quoten-System"
Das Gericht hat Ablösesummen verboten, wenn Spieler nach Ablauf ihrer Verträge innerhalb der EU wechseln. Dazu wurde auch noch das so genannte "Quoten-System" für illegal erklärt. Von nun an konnten die Vereine beliebig viele Spieler aus EU-Mitgliedsstaaten aufs Feld schicken. Die Klubs fingen an, die Spieler mit langfristigen Verträgen auszustatten. Damit wollten sie verhindern, im Falle eines Vereinswechsels keine Ablöse zu kassieren. Die kleineren, finanzschwächeren Klubs konnten daher die Spieler, bei denen die Verträge ausgelaufen waren, nicht mehr halten und bekamen auch keine Ablöse dafür.

Talente aus dem Ausland
Die Vereine in den größeren europäischen Ligen holten mehr und mehr Spieler aus dem Ausland und machten es deshalb den Eigengewächsen immer schwerer, sich zu entwickeln. Außerdem bekamen die Nationaltrainer immer mehr Probleme. In den letzten Jahren haben einige Klubs sogar Mannschaften ohne einen einzigen Vertreter aus dem eigenen Land auf dem Platz gehabt.

"Viele Verlierer"
Zum Zeitpunkt des Urteils meinte UEFA-Präsident Lennart Johansson: "Die ganze Angelegenheit ist eine Katastrophe für den Fußball. Unsere Aufgabe ist es, nicht nur die Topnationen, die Topklubs und Topspieler zu vertreten, sondern den Fußball insgesamt. Bei diesem Urteil gibt es ein paar Gewinner, aber sehr viele Verlierer."

"Spezielle Natur"
Zehn Jahre später erklärte UEFA-Generaldirektor Lars-Christer Olsson: ""Es wäre falsch, die aktuellen Probleme im europäischen Fußball allesamt dem Bosman-Urteil zuzuschreiben. Dennoch hob es die Schutzschranken auf, die die Verantwortlichen des Fußballs gezielt errichtet hatten – nicht um den Fußball über das EU-Recht zu stellen, sondern um die spezielle Natur dieses Sports zu wahren und dessen Ausbeutung zu verhindern."

"In der Minderheit"
"Seitdem haben die Transfers enorm zugenommen, und durch die Massen an Geld, die hineingepumpt wurden, haben die Klubs ihre lokale Identität verloren. Einige gerissene Vereine haben davon profitieren können, aber diese sind in der Minderheit. Die Kluft zwischen den reichen und den armen Klubs hat sich vergrößert. Dies ist wiederum nachteilig für die verschiedenen Wettbewerbe, die dadurch immer uninteressanter werden."

Enger Dialog
"Es ist zwecklos, das Bosman-Urteil in Frage zu stellen. Es gilt vielmehr, aus der Vergangenheit zu lernen und deshalb einen intensiven Dialog mit der Europäischen Union zu führen, um ihre Verantwortlichen von den besonderen Merkmalen und Herausforderungen unseres Sports zu überzeugen."

"Aus der Vergangenheit lernen"
In den nächsten Tagen wird uefa.com genauer darauf eingehen, wie das Bosman-Urteil die Spieler und Vereine beeinflusst hat. Morgen werden wir einen detaillierten Blick darauf werfen, wie die UEFA "aus der Vergangenheit gelernt hat".

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