Bosman-Urteil und die Folgen
Freitag, 25. November 2005
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UEFA-Generaldirektor Lars-Christer Olsson befasst sich mit den Konsequenzen des Bosman-Urteils.
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UEFA-Generaldirektor Lars-Christer Olsson hat erklärt, dass es falsch wäre, die aktuellen Probleme des Fußballs in Europa allesamt dem vor zehn Jahren gefällten Bosman-Urteil zuzuschreiben. Dennoch hob es den besonderen Schutz dieses Sports auf.
"Erschütterndes Urteil"
Olsson befasst sich in seinem Leitartikel in der offiziellen UEFA-Publikation uefadirect mit den Konsequenzen dieses Urteil, das seiner Meinung nach "den europäischen Fußball erschütterte". Im Dezember 1995 fällte der Europäische Gerichtshof sein Urteil im Fall des belgischen Spielers Jean-Marc Bosman und setzte nicht nur dem bestehenden Transfersystem ein Ende, sondern auch der Ausländerbegrenzung. Er berief sich dabei auf die Personenfreizügigkeit innerhalb der Europäischen Union.
Besondere Schutzschranken
"Es wäre falsch, die aktuellen Probleme im europäischen Fußball allesamt dem Bosman-Urteil zuzuschreiben", so Olsson. "Dennoch hob es die Schutzschranken auf, die die Verantwortlichen des Fußballs gezielt errichtet hatten – nicht um den Fußball über das EU-Recht zu stellen, sondern um die besonderen Merkmale dieses Sports zu wahren und dessen Ausbeutung zu verhindern."
Transfergeschäft läuft aus dem Ruder
"Seither läuft das Transfergeschäft aus dem Ruder – eine Tendenz, die dadurch verstärkt wird, dass immer mehr Geld in den Fußball fließt, wodurch die Klubs vermehrt ihre lokale Identität verlieren. Einigen raffinierten Klubs ist es gelungen, die Erweiterung des Marktes zu nutzen, um in neue Sphären aufzusteigen, doch sind sie in der Minderheit."
Größeres Gefälle
"Allgemein betrachtet", erläuterte Olsson weiter, "ist das Gefälle zwischen reichen und ärmeren Klubs größer geworden, was den Wettbewerben nur schaden kann, macht es sie doch weniger interessant."
Aus der Vergangenheit lernen
"Es ist zwecklos, das Bosman-Urteil in Frage zu stellen – es wäre reine Zeitverschwendung", fuhr der UEFA-CEO fort. "Es gilt vielmehr, aus der Vergangenheit zu lernen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, das heisst einen intensiven Dialog mit der Europäischen Union zu führen, um ihre Verantwortlichen von den besonderen Merkmalen und Herausforderungen unseres Sports zu überzeugen.
Mit einer Stimme sprechen
"Dieser Dialog befindet sich auf dem richtigen Weg, doch wenn der Fußball mit seiner Argumentation auf offene Ohren stoßen will, muss er mit einer Stimme sprechen – zum Beispiel was die Ausbildung und den Schutz von Junioren betrifft", kam Olsson zum Ende. "Gemeinsam vorgebrachte Anliegen haben bessere Erfolgsaussichten."