Sparta bekämpft Rassismus
Freitag, 21. Oktober 2005
Artikel-Zusammenfassung
Der AC Sparta Praha beteiligt sich nach den letzten Strafen nun vehement am Kampf gegen Rassismus.
Artikel-Aufbau
Im Jahr des 100. Geburtstages des AC Sparta Praha sollte das Gastspiel von Arsenal FC ein absoluter Höhepunkt in der Vereinsgeschichte werden.
Historische Verbindung
Neben der Aufregung, die ein Besuch eines der führenden Klubs Europas auslöst, haben die Prager auch noch eine historische Verbindung zu den Engländern. Denn Sparta nahm als Vorlage für die eigenen Trikots die tiefroten Jerseys der Londoner. Doch anstatt eines großen Festes erlebte Sparta am Dienstag einen rabenschwarzen Tag - und das nicht nur wegen der 0:2-Niederlage.
Geschlossene Tribünen
Wegen der rassistischen Sprechchöre am ersten Spieltag gegen den AFC Ajax durfte der tschechische Meister gegen die Gunners einen Teil der Tribünen nicht besetzen. Etwa 6300 Sparta-Fans wurden ausgesperrt. Insgesamt waren nur noch 12.528 Zuschauer im Stadion. Außerdem mussten die Prager eine Geldstrafe in Höhe von 32.000 Euro bezahlen.
Einspruch zurückgezogen
Sparta legte zunächst Einspruch gegen das Strafmaß ein. Doch nachdem die Fans am zweiten Spieltag beim FC Thun in der Schweiz erneut aus der Rolle fielen, zog der Klub diesen Protest zurück. "Die UEFA wird in der nächsten Zeit eine weitere Strafe gegen Sparta aussprechen, wegen weiterer negativer Vorfälle. Deshalb wollten wir nicht riskieren, vielleicht eine noch höhere Bestrafung zu kassieren", erklärte Spartas Geschäftsführer Dušan Svoboda. "Das hätte bedeuten können, dass wir gegen Arsenal komplett unter Ausschluss der Öffentlichkeit hätten spielen müssen."
Warnung an die Fans
Für die Partie gegen Arsenal schienen die Maßnahmen der UEFA Wirkung zu zeigen. Am bemerkenswertesten war, dass der Bereich des Stadions, der unter dem Namen "Kotel" (Kessel) bekannt ist und wo sich normalerweise Spartas Hooligans tummeln, für die Partie am Dienstag geschlossen blieb. Es wurden auch keine direkten Angriffe auf Arsenals farbige Spieler beobachtet. Zudem wurden - als Teil der Aktionswoche, die vom UEFA-Partner FARE ("Fußball gegen Rassismus in Europa) veranstaltet wurde und ironischerweise genau mit der Arsenal-Partie zusammentraf - Flugblätter verteilt, auf denen die Fans daran erinnert wurden, wie viel ihr Fehlverhalten Sparta schon an Geld- und andere Strafen gekostet hat. Außerdem gab es vor der Begegnung an das Publikum adressierte Durchsagen, in denen der Rassismus verurteilt wurde.
Ziel von Anfeindungen
Rassistisches Verhalten ist nicht nur ein Phänomen von Sparta oder des tschechischen Fußballs. In einer Gesellschaft, die lange Zeit von allen multikulturellen Einflüssen isoliert war, sind farbige Spieler oftmals das Ziel von Anfeindungen - sowohl in der heimischen Liga als auch im Europapokal. 1995 wurde der liberianische Star George Weah während einer UEFA-Pokal-Partie mit dem AC Milan von den Sparta-Fans beschimpft. 2001 belegte die UEFA den Klub mit einer Geldstrafe, weil die Fans während eines UEFA Champions League-Spieles gegen den FC Spartak Moskva den brasilianischen Gästestürmer Robson da Silva beleidigten. Zu dieser Zeit waren die verhängten 35.000 Euro die höchste Geldstrafe, die jemals wegen Rassismus gegen einen europäischen Klub ausgesprochen worden sind.
Radikaler Schritt
Dieses Problem kann man nicht über Nacht lösen. Deshalb unternimmt Sparta nun einen mutigen und radikalen Schritt und bietet seinen Fans keine Karten für das kommende Champions League-Spiel an. "Sparta hat entschieden, seinen Fans keine Karten für das Auswärtsspiel bei Arsenal zu verkaufen", erklärte die Pressesprecherin des Klubs, Lenka Raková. "Und wir denken auch darüber nach, für die Partie gegen Ajax in Amsterdam genauso zu handeln."
"Unglaublich beschämend"
Spartas neuer Trainer Stanislav Griga verurteilt das Verhalten der Fans ebenfalls aufs Schärfste. "Es ist wirklich sehr traurig, dass so etwas im 21. Jahrhundert noch passiert", sagte er. "Ich finde das unglaublich beschämend. Es sind nicht die wahren Sparta-Fans, die so etwas machen. Denn wahre Fans wollen ihrem Klub keinen Schaden zufügen. Das ist wie, als wenn man ein Eigentor schießt."
Unverständnis bei Blažek
Auch Torhüter Jaromír Blažek hat sein Unverständnis ausgedrückt - doch der tschechische Nationalkeeper hat nur wenig Hoffnung, dass sich der Rassismus auf lange Sicht aus den Stadien vertreiben lässt. "Ich fürchte, dass wir diese Dinge auch in Zukunft sehen werden", meinte er.