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Collina blickt auf Karriere zurück

Pierluigi Collina spricht mit uefa.com über seine 28 Jahre als Schiedsrichter, und er sagt, dass er dem Fußball auch weiter verbunden bleiben will.

Als Pierluigi Collina im vergangenen Monat seinen Rücktritt als Schiedsrichter bekannt gab, sagte der europäische Fußball einem der charismatischsten und populärsten Persönlichkeiten Lebewohl.

Die Ruhe selbst
Bekannt wurde er durch seine Glatze und seine stets weit aufgerissenen Augen, aber wenn Collina seine Arbeit verrichtete, blieb er auch unter extremen Bedingungen die Ruhe selbst. Damit verdiente er sich den Respekt der Fans und Spieler. Man wird ihn auf dem Spielfeld vermissen, aber wie er im Gespräch mit uefa.com erklärte, wird der 45-jährige Italiener dem Spiel, das er so sehr liebt, auch weiterhin verbunden bleiben.

uefa.com: Wie sehr werden Sie die Arbeit als Schiedsrichter vermissen?

Pierluigi Collina: Nach 28 Jahren sehr. Das war ein bedeutender Teil meines Lebens. Ich begann als 17-Jähriger mit der Schiedsrichterei. Und auch wenn man weiß, dass es immer einen Zeitpunkt geben wird, an dem alles zu Ende geht, ist es trotzdem nicht einfach, wenn diese Zeit da ist, aufzugeben. Ich werde es sehr vermissen.

uefa.com: An welches Spiel, das Sie gepfiffen haben, erinnern Sie sich besonders?

Collina: Ich hatte die Ehre, viele große Partien zu leiten, deshalb ist es schwer für mich zu sagen, eines steht über dem anderen. Aber wahrscheinlich das FIFA-WM-Finale 2002, weil die Bedeutung eines WM-Endspiels wahrscheinlich größer ist als die anderen Begegnungen, die ich gepfiffen habe. Als Schiedsrichter eines WM-Endspiels auserkoren zu werden, macht einen absolut stolz.

uefa.com: Wie groß ist der Druck im Vergleich zu der Zeit, als Sie Ihre Karriere begannen?

Collina: Der Druck ist höher. Der Einfluss des Fernsehens ist definitiv höher als vor 15 Jahren. Als ich als Schiedsrichter anfing, wurden die Partien in der ersten Liga von maximal sechs Kameras aufgezeichnet. Heutzutage werden Serie A-Spiele von 20 oder 30 Kameras beobachtet, so dass es für das Fernsehen sehr leicht ist, Dinge auf dem Feld zu zeigen, die übersehen wurden. Nicht nur von den Schiedsrichtern, sondern auch von den Akteuren und den Leuten, die bei einem Spiel dabei sind.

uefa.com: Ist das Fernsehen der Freund oder der Feind des Schiedsrichters?

Collina: Manchmal zeigt das Fernsehen Dinge, die niemand auf dem Platz gesehen hat, aber manchmal zeigt das Fernsehen auch Dinge nicht, die man selbst schon gesehen hat, und das macht den Job schwieriger. So etwas geschah während meines letzten Spiels zwischen Villarreal [CF] und Everton [FC]. Da half mir das Fernsehen nicht, weil es nicht sah, was ich gesehen hatte, das nicht in Ballnähe stattgefunden hat. Unglücklicherweise konnte das Fernsehen das nicht zeigen, aber ich bin sehr überzeugt davon. Manchmal hilft das Fernsehen, manchmal nicht.

uefa.com: Wie geht man mit dem Druck um?

Collina: Man muss sicher gehen, dass man alles gibt, um sich auf ein Spiel vorzubereiten, man muss wissen, dass man sein Bestes gegeben hat. Während eines Spiels muss man die ganze Zeit konditionell topp sein, besonders, wenn die Spieler müder werden und Fehler machen. Die körperliche Vorbereitung ist aus vielen Gründen wichtig, aber man darf nicht nur daran denken. Man muss total in der Lage sein, das Spiel zu lesen. Das heißt, man muss alles über die Mannschaften wissen, über die Spieler, die Taktiken, Techniken und so weiter. Wenn man das alles vorher weiß, ist es einfacher mit Ereignissen und Zwischenfällen umzugehen, die während eines Spiels passieren können.

uefa.com: Gibt es einige Spieler, mit denen es besonders Spaß gemacht hat zu arbeiten, oder Spieler, die sie als besonders schwierig empfunden haben?

Collina: Ich glaube, dass es keine schwierigen Spieler gibt, mit denen man nicht umgehen kann. Ich bin glücklich und stolz darüber, sagen zu können, dass ich während meiner Karriere mit vielen Spielern sehr, sehr gute Beziehungen hatte. Es war eine Freude, mit ihnen zu arbeiten, mit einigen mehr als mit anderen. Wenn ich welche besonders erwähnen soll, dann Raúl [González] aus Spanien, Paolo Maldini, den italienischen Verteidiger, und David Beckham. Diese drei stehen wahrscheinlich ganz oben.

uefa.com: Gibt es eine Sache, die man den Spielern sagen könnte, um den Schiedsrichtern das Leben einfacher zu machen - welche wäre das?

Collina: Vertraue den Schiedsrichtern. Sie versuchen ihr Bestes zu geben. Manchmal machen sie einen Fehler, aber das ist ein Teil ihrer menschlichen Natur. Das Hauptziel, dass ein Schiedsrichter erreichen kann, ist es, von den Spielern auch dann akzeptiert zu werden, wenn er einen Fehler macht. Der einzige Grund für einen Spieler, einen Fehler eines Schiedsrichters zu akzeptieren, ist der, wenn der Spieler Vertrauen in ihn hat.

uefa.com: Was macht Collina nun?

Collina: Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich war in den letzten 30 Jahren in den Fußball eingebunden, als Schiedsrichter, und zuvor als junger Spieler und Fan. Ich kann mir ein Leben ohne Fußball nicht vorstellen, so dass ich sicher bin, dass ich weiter in den Fußball involviert sein werde. Aber in naher Zukunft würde ich gerne Zeit mit meiner Familie verbringen. Ich habe ein großes Opfer gebracht, weil ich eine Menge Zeit weg von zu Hause als Schiedsrichter verbracht habe. So würde ich wohl gerne in der nahen Zukunft bei der Familie verbringen. Dann werden wir sehen.