Lionel Messi - der neue Maradona?
Freitag, 30. September 2005
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Ronaldinho beherrschte mit seinen drei Toren zwar die Schlagzeilen beim FC Barcelona, doch auch Jungstar Lionel Messi sorgte einmal mehr für Furore.
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Von Lucas Brown aus Barcelona
Ronaldinho sorgte mit drei Toren beim Sieg des FC Barcelona am Dienstag gegen Udinese Calcio wohl für die meisten Schlagzeilen bei den Katalanen. Doch Trainer Frank Rijkaard zollte nach dem Spiel Lionel Messi ein Extra-Lob, und auch in den spanischen Medien wurde der Jungstar gefeiert.
Erstaunliche Karriere
Die Leistung des argentinischen Teenagers, der in Barças Startformation stand, war ein weiterer Schritt in einer erstaunlichen Karriere. Er wurde bereits mit Diego Maradona verglichen, spielte schon für die A-Nationalelf seines Landes und ist überdies Barcelonas jüngster Torschütze aller Zeiten. Selbst sein Erlangen der spanischen Staatsbürgerschaft bestimmte in dieser Woche die Schlagzeilen.
Enormer Antritt
Obwohl er beim 4:1-Sieg in der UEFA Champions League nicht als Torschütze in Erscheinung trat, zeigte er sein Können, das ihm schon so viel Bewunderung eingebracht hat. Er raste an den Verteidigern vorbei, ließ seine Gegenspieler reihenweise ins Leere rutschen und beeindruckte durch seine schnellen Füße und seinen enormen Antritt.
Erstes Tor
Einen seiner Slalomläufe durch die gegnerische Defensive hätte er auch beinahe mit einem Tor abgeschlossen, doch Vidigal stoppte ihn unfair und erhielt dafür die erste Gelbe Karte. Barça erhielt den Freistoß, den Ronaldinho zur 1:0-Führung verwandelte.
Gute Jugendarbeit
Messi ist zwar im argentinischen Rosario geboren, wird aber vom FC Barcelona bereits als ein Kind des Klubs angesehen, schließlich hat er die sehr erfolgreiche Jugendabteilung des Vereins durchlaufen. Obwohl Ronaldinho, Deco und Samuel Eto'o sich ihre Klasse bei anderen Klubs erarbeitet haben, ist der katalanische Verein stolz darauf, auch eigene Nachwuchsspieler in die Profi-Mannschaft integriert zu haben. Neben Messi sind dies Carles Puyol, Xavi Hernández, Víctor Valdés, Oleguer Presas und Andrés Iniesta.
Vergleich mit Maradona
Der im Juni 1987 geborene Messi war gerade einmal fünf Jahre alt, als er in Grandoli mit dem Fußball begann. Dieser Verein wurde von seinem Vater geleitet. Seine Fähigkeiten wurden von CA Newell's Old Boys erkannt. Schon bald wechselte er zu dem Verein, für den bereits sein Bruder Rodrigo spielte. Sein Trainer Enrique Domínguez wusste schon damals, dass er ein sehr großes Talent unter seinen Fittichen hatte. "Er konnte Dinge mit dem Ball anstellen, die jeder physikalischen Logik widersprachen. Der einzige Spieler, von dem ich das je gesehen habe, war Diego Maradona", erinnerte er sich.
Barcelona zahlte die Behandlung
Messis Aufstieg wurde dann aber plötzlich unterbrochen, nachdem bei ihm ein Hormon-Problem festgestellt wurde, das sein Wachstum behinderte. Sein Vater wollte deshalb in Katalonien arbeiten, um die monatlich 750 Euro teure Behandlung zahlen zu können. Doch in Barcelona wussten sie bereits von dem großen Talent, das in Messi schlummerte, weshalb der Verein die Arzt-Rechnungen zahlte. Außerdem nahmen die Katalanen Messi in ihr Jugend-Team auf.
Spanische Hoffnungen
Nachdem er mit gerade mal 1,40 Meter Körpergröße in Barcelona angekommen war, begannen er und seine Karriere dort schnell zu wachsen. Er wuchs tatsächlich noch einmal um 29 Zentimeter. Nachdem er 37 Tore in 30 Spielen erzielt hatte, hoffte der Spanische Fußballverband vergeblich, dass er für seine neue Wahlheimat auflaufen würde. Spaniens damaliger U16-Nationaltrainer Ginés Menéndez war ein großer Fan von Messi. "In seinem Alter habe ich noch keinen besseren Spieler gesehen", sagte er.
Rekord bei Barcelona
Im November 2003 spielte Messi in einem Freundschaftsspiel der Profis gegen den FC Porto, und nur knapp ein Jahr später feierte er sein Debüt für Barça in einem offiziellen Punktspiel beim Sieg gegen den Nachbarn RCD Espanyol. In der vergangenen Saison bestritt er weitere Spiele, einschließlich der Champions League-Partie gegen den FC Shakhtar Donetsk. Im Spiel gegen Albacete Balompié trug er sich danach als jüngster Torschütze für Barcelona in die Rekordbücher ein.
WM-Titel
Im Sommer erreichte Messis Karriere einen weiteren Höhepunkt. Er führte Argentinien zum Gewinn der FIFA-Juniorenweltmeisterschaft. Er wurde außerdem als bester Torschütze und Spieler des Turniers ausgezeichnet. Argentiniens Nationalcoach José Pekerman berief Messi im August für das Freundschaftsspiel gegen Ungarn erstmals in die A-Nationalmannschaft. Doch diesmal sorgte der Jungstar ausnahmsweise einmal für negative Schlagzeilen, als er schon zwei Minuten nach seiner Einwechslung des Feldes verwiesen wurde.
Vertrag bis 2014
Barcelona war dennoch besorgt, dass andere Vereine das Juwel wegschnappen könnten und statteten Messi mit einem Profivertrag bis 2014 aus. Die Ablösesumme für das Riesentalent schrieben die Spanier auf unglaubliche 150 Millionen Euro fest - übrigens genauso hoch wie bei Ronaldinho.
"Besonderes Talent"
Auch das Problem, dass er nach seiner Zeit als Jugendspieler die Nicht-EU-Ausländerquote belasten würde, löste der FC Barcelona. Die jüngst erworbene spanische Staatsbürgerschaft ermöglicht es Messi, jederzeit eingesetzt werden zu können. Rijkaard ist darüber erfreut und betonte noch einmal, wie wertvoll der Youngster nach seinem Auftritt gegen Udinese werden kann: "Messi hat einmal mehr gezeigt, was für ein besonderes Talent er mitbringt. Er ist noch sehr jung, aber schon so wichtig für die Mannschaft."