2005: Frauen-EM ein Meilenstein
Sonntag, 19. Juni 2005
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Der Englische Fußballverband erhielt viel Lob, nachdem die UEFA EURO 2005 für Frauen Rekorde bei Zuschauerzahlen und Einschaltquoten brachte.
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Es ist bezeichnend für den großen Erfolg der UEFA EURO 2005 für Frauen, dass die britische Regierung im House of Commons (Britisches Unterhaus) einen Empfang ausrichtete, bei dem der englische Fußballverband für die Organisation der Endrunde, die unerwartet viele Menschen begeistert und alle Fernseh-Zuschauerrekorde gebrochen hat, geehrt wurde.
Insgesamt 117 384 Zuschauer besuchten die 15 Begegnungen in Manchester, Blackpool, Warrington, Preston und Blackburn. Alleine das Eröffnungsspiel - Englands 3:2-Sieg gegen Finnland am 5. Juni in Manchester - zog 29.092 Fans in seinen Bann, zugleich ein neuer Rekord für ein Frauenspiel in Europa. Und auch den 3:1-Endspielsieg Deutschlands gegen Norwegen, mit dem Deutschland zum vierten Mal in Folge Europameister wurde, verfolgten stolze 21 100 Fans live vor Ort, auch das eine Bestmarke für ein EM-Finale.
Eurosport übertrug jede Begegnung live und die BBC zeigte alle drei Gruppenspiele Englands und das Finale. Über 3,5 Millionen Zuschauer verfolgten am 11. Juni die Niederlage des Gastgebers gegen Schweden, und damit 20 Prozent aller Engländer, die am Samstagabend vor dem Fernseher saßen. "Die Zuschauerzahlen und Fernsehquoten sind exzellent", sagte UEFA-CEO Lars-Christer Olsson. "Der große Erfolg im Geburtsland des Fußballs wird auch in allen anderen Staaten Europas eine Signalwirkung haben. Ich bin sicher, dass wir den Frauenfußball auf ein noch höheres Niveau heben werden."
Die Begeisterung kannte schon vor dem ersten Anstoß keine Grenzen. "Der Geruch von Fußball liegt förmlich in der Luft - wir lieben es", schwärmte der dänische Nationaltrainer Peter Bonde vor seinem Eröffnungsspiel gegen Schweden. "Dies ist das Geburtsland des Fußballs und alles dreht sich um das runde Leder." Das Spiel endete unentschieden, und England ging nach einem Sieg gegen Finnland in Gruppe A in Führung.
Dann gewann Dänemark mit 2:1 gegen England, während sich Schweden und Finnland torlos 0:0 trennten. Also brauchten Dänemark und England zum Weiterkommen jeweils ein Remis. Doch beide scheiterten, da Schweden die Gastgeber mit 1:0 bezwang und die Finninnen mit einem 2:1-Sieg in Blackpool Dänemark schockten. Das Erreichen des Halbfinals war für Finnland ein fantastischer Erfolg, bedenkt man, dass das Land nur 19 000 registrierte Spielerinnen hat, zusammen mit Italien die kleinste Quote aller Endrundenteilnehmer.
Die Italienerinnen waren die größte Enttäuschung der EM. Sie verloren in Gruppe B gegen Frankreich mit 1:3, gegen Deutschland mit 0:4 und gegen Norwegen mit 3:5. Gruppensieger Deutschland blieb auch gegen Norwegen und Frankreich ohne Gegentor, während Norwegen, das gegen Frankreich ein 1:1 geholt hatte, als Gruppenzweiter ebenfalls ins Halbfinale einzog. Diese Begegnung war auch das internationale Debüt der 16-jährigen Isabell Herlovsen, die auch beim 3:2-Triumph gegen Schweden im Halbfinale traf.
Das rein skandinavische Halbfinale war das beste Spiel des Turniers, in dem Hanna Ljungberg zweimal brillante Ausgleichstore für Schweden erzielte und ihr Team in die Verlängerung rettete. Doch Gulbrandsens Treffer in der 109. Minute beendete die neunjährige Ära der schwedischen Trainerin Marika Domanski-Lyfors. "Ich hätte mir wirklich gewünscht, mit dem Europameistertitel für meine Mädchen abzutreten, aber das hat leider nicht geklappt", sagte sie.
Tina Theune-Meyers Zeit als deutsche Bundestrainerin endete glanzvoll mit dem 4:1-Halbfinaltriumph gegen Finnland und dem 3:1-Finalsieg gegen Norwegen. Inka Grings eröffnete den Torreigen und holte sich mit vier Treffern die Torjägerkanone. AuchRenate Lingor und Birgit Prinz trafen für Deutschland, während Dagny Mellgren für Norwegen erfolgreich war, das unter dem neuen Trainer Bjarne Berntsen exzellenten Angriffsfußball zeigte.
"Unsere große Stärke ist, dass wir eine Gruppe ehrgeiziger Spielerinnen haben, die hart arbeiten und alles gewinnen wollen", sagte Theune-Meyer, die die Nationalmannschaft zu einer Einheit geformt hat, die die Messlatte im Frauenfußball unglaublich hoch legt.