Borussia unter Druck
Donnerstag, 5. Mai 2005
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Der ehemalige UEFA-Pokal-Sieger VfL Borussia Mönchengladbach hat turbulente Wochen hinter sich.
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Von Mark Bennett
In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts war der VfL Borussia Mönchengladbach die einzige Mannschaft, die dem FC Bayern München sowohl in der Bundesliga als auch auf dem europäischen Parkett Paroli bieten konnte. Inzwischen liegt die Borussia nur einige Punkte von der Abstiegzone entfernt und muss zudem Trainer Dick Advocaat und Sportdirektor Christian Hochstätter ersetzen, die beide zurückgetreten sind. Die Bayern hingegen feierten am vergangenen Wochenende erneut den Gewinn der Meisterschaft.
Abstiegssorgen
Die Abstiegssorgen der Borussen sind zwar seit dem 2:0-Heimerfolg über den VfB Stuttgart am vergangenen Wochenende nicht mehr so groß. Doch der fünfmalige Meister und zweimalige UEFA-Pokal-Sieger ist noch nicht gerettet, und eine Saison, in der alles besser werden sollte, ist längst dem Abstiegskampf gewidmet.
Stetiger Niedergang
Seit den Triumphen der 70er haben sich die Fohlen an Enttäuschungen gewöhnen müssen. Während die Bayern immer noch das Nonplusultra in der Bundesliga sind, gipfelte der stetige Niedergang der Gladbacher im Abstieg in die 2. Bundesliga nach der Spielzeit 1997/98. Nach zwei Jahren in der zweiten Liga schafften die Fohlen aber wieder den Aufstieg.
Neues Stadion
In den Jahren danach gelang es der Borussia, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben – mehr aber auch nicht. Doch mit der Fertigstellung des neuen Stadions im Borussia-Park zu Beginn der aktuellen Saison hofften die Anhänger auf einen Aufschwung.
Erfahrene Neuzugänge
Ex-Trainer Holger Fach nahm im Sommer mit Milan Fukal, Niko van Kerckhoven, Christian Ziege, Marek Heinz und Oliver Neuville erfahrene Nationalspieler unter Vertrag. Aber nachdem die Mannschaft nur neun Punkte aus dem ersten zehn Spielen holte, musste Fach gehen.
Advocaat verpflichtet
Als Interimstrainer fungierte Horst Köppel, dem gleich im ersten Spiel ein Paukenschlag gelang, als er die Borussia zu einem 2:0-Erfolg über den FC Bayern führte. Doch als es um die permanente Besetzung des Jobs ging, entschloss der Klub, Advocaat, der die Niederlande bei der UEFA EURO 2004™ betreut hatte, zu installieren.
Weitere Neuzugänge
Nach nur wenigen Tagen forderte der ehemalige Bondscoach weitere Neuzugänge. „In der Mannschaft steckt nicht genügend Qualität“, sagte Advocaat. Während der Winterpause durfte der 57-Jährige Jörg Böhme, Craig Moore, Kasey Keller, Filip Daems, Bernd Thijs, Wesley Sonck und Giovane Elber unter Vertrag nehmen.
Unentschieden gegen Mainz
Die Resultate verbesserten sich trotz der Einkäufe nur unwesentlich. Doch Advocaat betonte: „Die Ergebnisse werden besser werden. Die Spieler müssen sich lediglich an die neue Umgebung gewöhnen.“ Aber nach einem 1:1-Unentschieden gegen den 1. FSV Mainz 05 am 16. April gab er auf.
Advocaat tritt zurück
Als der Klub nur einen Punkt von der Abstiegszone entfernt war, trat Advocaat zurück. „Das wichtigste ist der Verein. Hoffentlich kann ich durch meinen Rücktritt den Druck von den Spielern nehmen und so zum Klassenerhalt beitragen“, sagte der Niederländer.
Auch Hochstätter geht
Nur drei Tage später trat auch Sportdirektor Christian Hochstätter zurück. Der ehemalige Nationalspieler war vom Anhang für sein Vertrauen in den ehemaligen Bondscoach heftig kritisiert worden. Doch anders als Advocaat verlief sein Abgang alles andere als leise.
Wütende Antwort
Bevor er durch Peter Pander abgelöst wurde, warf er Abwehrspieler Marcelo Pletsch vor, beim 2:2 gegen den VfL Bochum 1848 zwei Tore absichtlich verschuldet zu haben. Der Brasilianer ließ sich dies nicht gefallen und schickte wütende Worte in Richtung des ehemaligen Sportdirektors, was ihn den Job kostete.
Köppel übernimmt wieder
Mit einem Sieg und einem Unentschieden seit der erneuten Übernahme des Traineramts hat Köppel hervorragende Arbeit geleistet. Aber es ist zu befürchten, dass es noch eine Weile dauern wird, bis die einst so ruhmreiche Borussia wieder an die Erfolge der Vergangenheit anknüpfen kann.