Bochum in der Krise
Donnerstag, 20. Januar 2005
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Der VfL Bochum 1848 war mit großen Erwartungen in die Saison 2004/2005 gestartet. Doch jetzt kämpft das Team gegen den Abstieg.
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Von Alois Urban
Im Mai 2004 feierte ganz Bochum. Denn am letzten Spieltag der Spielzeit 2003/2004 sicherte sich die Mannschaft von Trainer Peter Neururer einen Platz im UEFA-Pokal und ließ unter anderem die Rivalen aus Dortmund und Schalke hinter sich.
„Nummer eins im Revier“
„Die Nummer eins im Revier sind wir“, tönten Zuschauer und Spieler nach dem 3:1-Heimsieg über Hannover 96 und feierten zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte den Einzug ins europäische Geschäft. „Wir wollen jetzt auch langfristig nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun haben und uns in der Bundesligaspitze etablieren“, sagte Neururer an diesem denkwürdigen Tag.
Abstiegskampf statt UEFA-Pokal
Doch es kam alles anders. Bochum spielt erneut gegen den Abstieg und ist zudem im UEFA-Pokal an R. Standard de Liège früh gescheitert. Aber warum tut sich Bochum in dieser Saison so schwer und warum können die Spieler nicht an die Leistungen der vergangenen Spielzeit anknüpfen?
Leistungsträger abgegeben
Der Abgang von drei ganz wichtigen Leistungsträgern konnte bisher kompensiert werden. Vahid Hashemian verabschiedete sich im Sommer und wechselte zum FC Bayern München, Frank Fahrenhorst zog es zu Meister SV Werder Bremen und Paul Freier unterschrieb bei Bayer 04 Leverkusen.
Lokvenc kein Hashemian
Dabei bildete Hashemian gemeinsam mit Peter Madsen eine der gefährlichsten Sturmreihen in der Bundesliga. Der Iraner steuerte 16 Treffer bei, der Däne traf 13 Mal. Natürlich wusste Neururer, dass er einen erfahrenen Stürmer brauchen würde, um den Abgang des 28-Jährigen zu kompensieren und holte Vratislav Lokvenc vom 1. FC Kaiserslautern.
Formtief bei Madsen
Bisher konnte der tschechische Nationalspieler Hashemian aber nicht ersetzen. Lokvenc erzielte zwar in der Hinrunde fünf Tore, aber das Zusammenspiel mit Madsen klappt noch nicht nach Wunsch und der Däne steuerte bislang nur zwei Tore bei.
Fahrenhorst hinterlässt Lücke
Ähnliches gilt auch in der Abwehr. Aleksander Knavs wurde nach dem Abgang Fahrenhorsts verpflichtet und Bochum freute sich, einen erfahrenen Internationalen gewonnen zu haben. Doch auch hier klappt das Zusammenspiel mit Raymond Kalla nicht nach Plan.
Viele Gegentore
35 Gegentreffer hat die Mannschaft in dieser Spielzeit kassiert - im letzten Jahr musste Torwart Rein van Duijnhoven in 34 Spielen nur 39 Mal hinter sich greifen.
Kein Freier-Ersatz
Und auch im Mittelfeld hat der Verein Probleme. Zwar wurden mit Christoph Preuß, Zvjezdan Misimovic und Tommy Bechmann drei talentierte Akteure geholt, aber keiner konnte bisher den nach Leverkusen abgewanderten Freier ersetzen.
Rückschlag im UEFA-Pokal
Den schwersten Schlag musste das Team aber im UEFA-Pokal hinnehmen. Nach einem 0:0 im Hinspiel bei R. Standard de Liège hatte die Mannschaft die Chance, sich im heimischen Ruhrstadion für die Gruppenphase des Wettbewerbs zu qualifizieren.
Maltritz trifft
Und zunächst lief auch alles nach Plan. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit brachte Marcel Maltritz den VfL in Führung und auch im Verlauf der zweiten 45 Minuten sah Bochum wie der sichere Sieger aus.
Traum vorbei
Doch in der 92. Minute schlug der eingewechselte Edu im eigenen Strafraum über den Ball und Jorge Winston beendete den Traum des Bundesligisten auf brutalste Art in der Schlusssekunde der Partie.
Wosz verunsichert
Danach machte sich Unsicherheit im gesamten Kader breit und am 16. Spieltag verzichtete Routinier Dariusz Wosz sogar freiwillig auf seinen Platz in der Startformation, weil er nicht das Gefühl hatte, der Mannschaft helfen zu können.
„Kommen da unten raus“
Nichtsdestotrotz ist VfL-Trainer Neururer sicher, den Abstieg verhindern zu können. „Wir werden uns nach der Winterpause steigern und da unten rauskommen“, betont der 49-Jährige.
Eine erneute Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb ist für den Verein in der laufenden Spielzeit nicht mehr möglich. Für den diesjährigen UEFA-Pokalteilnehmer Bochum geht es nur darum, den fünften Abstieg in die Zweitklassigkeit zu vermeiden.